„Der Tag“

Klappt die Not-OP?

Eine Krankenpflegerin schiebt ein Krankenbett durch einen Flur.

Eine Krankenpflegerin schiebt ein Krankenbett über einen Flur.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

alles soll besser werden, es ist gar von einer Revolution die Rede. Was dahintersteckt, hat einen recht trockenen Namen: Krankenhausreform. Heute sprechen Bund und Länder über die Ideen, die ein Team um Gesundheitsminister Karl Lauterbach ausgearbeitet hat. Die Auswirkungen dieser Vorhaben sind alles andere als trocken: Kliniken sollen geschlossen werden, kleinere Krankenhäuser nicht mehr die gesamte Palette an Operationen anbieten und Gelder anders verteilt werden.

„Wir haben sehr viele Krankenhäuser, die alle erdenklichen Leistungen anbieten, aber zum Teil kaum Erfahrungen haben, und schon gar nicht 24/7“, sagte der Mediziner Christian Karagiannidis vor einigen Tagen im RND-Interview, der die Reformpläne mit ausgearbeitet hat. Er führt das Beispiel an: „Behandelt ein Krankenhaus sehr viele Patienten mit Lungenkrebs, sind die Überlebenschancen deutlich besser als in Kliniken mit sehr wenigen Krebsbehandlungen.“

Es besteht die Gefahr, dass die Patientinnen und Patienten plötzlich vor verschlossenen Türen stehen.

Jens Scholz,

Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands

Das neue Konzept sieht vor, dass zum Beispiel Krebspatientinnen und ‑patienten nur dann behandelt werden dürfen, wenn es sich bei den Kliniken um zertifizierte Krebszentren handelt, erklärt mein Kollege Tim Szent-Ivanyi in unserem großen Überblick über die Reformpläne. Er hat auch mit dem Vorsitzenden des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, Jens Scholz, gesprochen. Dieser warnte davor, dass die Kliniken durch eine Vorhaltepauschale auch dann Geld bekommen, wenn sie ihre Kapazitäten nur zum Teil auslasten. „Es besteht die Gefahr, dass die Patientinnen und Patienten plötzlich vor verschlossenen Türen stehen“, sagt Scholz, der der Bruder des Bundeskanzlers ist, im Interview (+).

Es ist ein heißes Eisen, das Lauterbach anfasst. Kritisch äußerten sich ausgerechnet Vertreterinnen und Vertreter der Länder über die Pläne, auf deren Zustimmung die Bundesregierung angewiesen ist. Die Reform gefährde die „bedarfsnotwendigen Versorgungsstrukturen vor Ort“, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Mit Sorge blicke er auf die 33.000 Geburten, die bisher an kleineren Krankenhäusern betreut wurden und die den Plänen nach in Zukunft nur noch an einigen wenigen großen Kliniken stattfinden sollen. Diese sollen in der Regel zwar innerhalb von 45 Minuten erreichbar sein – doch reicht das?

Lauterbach plant für die Krankenhausreform mit einem Zeitraum von fünf Jahren. Ob dieser Zeitraum für die vielen Veränderungen reicht? „Ich fürchte, dass wir keine fünf Jahre mehr haben“, sagt Jens Scholz. Es gibt also noch einiges zu besprechen, wenn Bund und Länder heute zusammenkommen, um über die Reformpläne zu sprechen. Schon jetzt ist klar, dass dies nicht das letzte Treffen sein wird.

Der Tag

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Zitat des Tages

Tatenlosigkeit bedeutet aber Gefährdung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und des Bündnisses.

Florian Hahn,

verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, fordert mehr Investitionen ins Militär

Dem RND sagte Hahn, dass nach Scholz’ Zeitenwenderede nicht die versprochenen Investitionen von mindestens 2 Prozent des BIP in die Verteidigung stattgefunden haben.

 

Leseempfehlungen: Wahl- und Klimakrise

Mit dem Aufstand gegen ihren Kandidaten für den Vorsitz des US‑Repräsentanten­hauses demütigen die Republikaner ihren Frontmann und paralysieren das Parlament. Die Demokraten hingegen zeigen sich geschlossen wie lange nicht mehr. Welche Rolle spielt Donald Trump? Ein Blick auf das Chaos im Kongress.

2022 war ein verlorenes Jahr für den Klimaschutz. Vor allem die Stromerzeugung mit Kohle belastet die deutsche CO₂-Bilanz. Sorgenkind ist auch der Verkehr – und der zuständige Minister Volker Wissing (FDP). Die Denkfabrik Agora Energiewende schlägt nun Alarm: Die Klimaziele seien in Gefahr, berichtet Frank-Thomas Wenzel.

 

Aus unserem Netzwerk: Soldaten für Tesla – Döner für einen Cent

Tesla will Ex-Soldaten als Mitarbeiter für die Gigafactory in Brandenburg anwerben. In der Stellenanzeige heißt es: „Du hattest während deiner Dienstzeit eine Mission und hast dazu beigetragen, die Welt zu verändern? Warum nicht auch jetzt?“ Über das spezielle Programm, das Soldaten den Übergang ins zivile Arbeitsleben ermöglichen soll, berichtet die „Märkische Allgemeine Zeitung“ (+).

Döner für nur einen Cent in Hannover: In Hannover eröffnet ein neuer Imbiss – und bietet Döner für nur einen Cent an. Hunderte Menschen stehen dafür Schlange. Die Aktion begründet der Inhaber mit seinem kulturellen Hintergrund, wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ schreibt (+).

 

Termine des Tages

15 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz empfängt eine große Sternsingerschar. 108 Königinnen und Könige aus allen 27 deutschen Bistümern kommen nach Berlin.

Ganztägig: Außenministerin Annalena Baerbock ist heute beim Antrittsbesuch ihres Amtskollegen James Cleverly in Großbritannien.

16.30 Uhr: Einen Tag nach dem Bergiselspringen steht für die Skispringer bereits die Qualifikation für das Finale der Vierschanzentournee in Bischofshofen an.

 

Wer heute wichtig wird

Papst Franziskus feiert um 9.30 Uhr einen Trauergottesdienst mit Zehntausenden Besuchern, Pilgern und Gläubigen für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz. Im Anschluss an das Requiem wird der Leichnam des gebürtigen Bayern in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Benedikt XVI. starb am vergangenen Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren.

Papst Franziskus feiert um 9.30 Uhr einen Trauergottesdienst mit Zehntausenden Besuchern, Pilgern und Gläubigen für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz. Im Anschluss an das Requiem wird der Leichnam des gebürtigen Bayern in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Benedikt XVI. starb am vergangenen Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren.

 

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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,

Ihr Sven Christian Schulz

 

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