Kinder und Eltern werden vergessen

Berlin. Natürlich ist die Forderung von Linksfraktionschef Dietmar Bartsch nach einem “Kindergipfel” im Kanzleramt klassischer Populismus. Dennoch wirft sie ein Schlaglicht auf Prioritäten in der Krise. Während die Autobosse vom Kanzleramt empfangen werden und die Lufthansa mit Milliardenhilfe unterstützt wird (was sich der Bund immerhin mit dickem Risikoaufschlag verzinsen lässt), werden Kinder und Eltern alleingelassen.

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Beinahe zwei Monate sind die meisten Schul- und Kindergartenkinder nun zu Hause. Längst nicht für alle gibt es eine konkrete Perspektive, wie es weitergehen kann.

RND-Videoschalte: “Die Schulen brauchen eine Vorlaufzeit”

Udo Beckmann, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft VBE, spricht über Schulöffnungen.

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Natürlich, niemand hatte einen vorbereiteten Plan für Unterricht und Betreuung in der Pandemie. Geschenkt. Deutschland ist beim digitalen Lernen in der Kreidezeit stehen geblieben – wussten wir schon vorher. Wobei da die Lernkurve vieler Lehrkräfte beeindruckend ist: Schickten sie in den ersten Wochen nur kopierte Schulbuchseiten, wimmelt es nun von Videokonferenzen und multimedialen Wochenplänen. Zum Beginn der Sommerferien haben dann alle den Bogen raus.

Was aber wirklich wütend macht, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Millionen Familien auf unbestimmte Zeit im Ungewissen gelassen werden. Millionen Kinder, denen die sozialen Kontakte zerschnitten werden. Millionen Eltern – und in den allermeisten Fällen Mütter –, die Betreuung, Unterricht und Arbeit parallel managen sollen, ohne dafür von irgendjemandem Dankbarkeit und wirkliche Hilfe zu bekommen – nicht vom Arbeitgeber, nicht von der Regierung.

Die Krisenhilfen wie Lohnfortzahlung für Eltern, die wegen der Betreuung Einkommensverluste haben, laufen demnächst aus – Verlängerung unklar. Welche Einschränkungen in Unterricht und Betreuung auch nach dem Sommer bestehen werden – niemand weiß es.

Millionen Familien sollten nicht mehr hinnehmen, dass ihre Probleme als Privatsache abgestempelt und sie alleingelassen werden. Monatelange Unsicherheit und extremer Stress sind eben keine Privatsache, sondern gehen an die Substanz.

Gegen einen “Kindergipfel” im Kanzleramt ist eigentlich nur eines zu sagen: Er hätte gleich am Anfang der Einschränkungen kommen müssen. Und sei es nur als Geste. Denn Kinder und Familien sollten in diesem Land wichtiger sein als Autokonzerne.

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