Absage an die Ampel: Winfried Kretschmann macht, was er will
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Winfried Kretschmann (Grüne), der Ministerpräsident Baden-Württembergs.
© Quelle: Marijan Murat/dpa
Die „Süddeutsche Zeitung“ hat kürzlich mal zusammengetragen, was der FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Baden-Württemberg vor der Landtagswahl über den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann gesagt hat. Hans-Ulrich Rülke warf ihm „Totalversagen auf allen Feldern der Landespolitik“ vor, nannte ihn „Winfridos Kretschmannakis“ (in Anspielung auf Griechenlands Schuldenpolitik), „Häuptling gespaltene Zunge“ und den „letzten Mohikaner des Shutdowns“. Nach der Landtagswahl wollte Rülke plötzlich mit Kretschmann regieren – in einer Ampel aus Grünen, SPD und FDP. Doch die Grünen haben ihm nun einen Korb gegeben.
Aus Kretschmanns Sicht ist das verständlich. Er hat sowohl die SPD als auch die CDU an die Wand regiert. Mit 72 Jahren gewöhnt man sich nur noch ungern an neue Leute. Überdies ist eine Dreierkoalition anspruchsvoller als die Fortsetzung eines Zweierbündnisses, mit dem man schon Erfahrung hat. Und abgesehen davon, dass Kretschmann mindestens ebenso sehr schwarz wie grün ist, mag er sich als ehemaliger Lehrer einfach nicht reinreden lassen – schon gar nicht von Landesvorsitzenden, die 30 oder gar 40 Jahre jünger sind.
Das gilt auch mit Blick auf die Grünen in Berlin. Ihnen wäre eine Ampel in Stuttgart im Vorfeld der Bundestagswahl sehr zupassgekommen. Neben einer Juniorpartnerschaft mit CDU und CSU und der mehrfach heiklen grün-rot-roten Perspektive hätte die Grün-Rot-Gelb-Fantasie Flügel erhalten. Andererseits bleibt die Ampel im Bund möglich, selbst wenn sie im Land Baden-Württemberg nicht möglich wird.
Wie auch immer: Winfried Kretschmann lebt davon, dass Kretschmann eben Kretschmann ist – zu hundert Prozent eigenwillig. Daran wird sich nichts mehr ändern, bis er abtritt.