Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Prien: Schulschließungen erst „wenn nichts anderes mehr geht“
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Karin Prien (CDU), Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein (Archivbild)
© Quelle: Marcus Brandt/dpa
Kiel. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat sich gegen Schulschließungen in ihrem Bundesland ausgesprochen. „Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Aber wir sind uns in der Landesregierung einig: Sollten wir doch über schärfere Maßnahmen sprechen, werden wir nicht zuerst an die Schulen herangehen, sondern an andere gesellschaftliche Bereiche“, sagte die designierte Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK).
Im Gespräch mit der Tageszeitung „Kieler Nachrichten“ betonte Prien, dass Schulschließung nicht in der Planung der Landesregierung in Betracht gezogen werden sollen. Sie seien erst eine Lösung, „wenn wirklich gar nichts anderes mehr geht“. Die thematische Klammer für Priens Präsidentschaftsjahr sei „Lernen aus der Pandemie“. Dabei gehe es auch um die Digitalisierung an den Schulen. Prien weiter: „Wir befinden uns in einer Transformation des Bildungssystems, die von jeder Schule einen Schulentwicklungsprozess erfordert. Und es geht darum, die Bereiche Schule, Kultur und Wissenschaft enger zusammenzuführen.“
KMK-Vorsitz im Jahr 2022
Im Interview mit der Deutschen Presseagentur sagte Karin Prien, dass sie mehr Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für den Lehrerberuf begeistern wolle. „Für mich ist die Frage: Wie sehr kann man bei Studierenden naturwissenschaftlicher Fächer bereits im Bachelorstudium die Idee verankern, man könnte vielleicht auch Lehrkraft werden“, sagte die designierte Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) der Deutschen Presse-Agentur. Dabei müsse es die Bereitschaft geben, auch neue Wege zu gehen. Prien übernimmt 2022 von Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) den Vorsitz der KMK.
„Wir müssen in Schleswig-Holstein, aber auch in allen anderen Bundesländern, große Anstrengungen unternehmen, um in den nächsten Jahren mehr Lehrkräfte auszubilden, für nahezu alle Schularten“, sagte Prien. Nur das Gymnasium habe eine gewisse Sonderstellung. „Das machen immer ganz viele.“ Es fehle aber an Lehrernachwuchs für Grundschulen, Gemeinschaftsschulen, die Sonderpädagogik und die beruflichen Schulen. Insbesondere in den Naturwissenschaften fehlten Lehrer. „Das ist die zentrale Herausforderung.“
Prien will im Norden eine Allianz für Lehrkräfte-Bildung gründen. „Dort wollen wir Hochschulen, das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen, Ministerium und alle anderen Akteure zusammenbringen“, sagte sie. Themen seien neue Zugänge zum Lehrerberuf und neue Wege in der Lehrerausbildung.
Seiteneinsteiger fördern
„Wir werden uns aber auch das ganze System der Quer- und Seiteneinsteiger anschauen müssen. Das ist in Schleswig-Holstein sehr limitiert“, sagte Prien. Im Norden nehme die Zahl der Seiteneinsteiger nur moderat zu. „Wenn Seiteneinsteiger gut ausgebildet werden, und das machen wir in Schleswig-Holstein, dann sind sie tendenziell eine Bereicherung für ein Kollegium.“.
Kirchenmusiker können beispielsweise durch eine Zusatzqualifikation bereits in den Schulunterricht gelangen. „Im Kunstbereich haben wir die Möglichkeit geschaffen, als Kunstlehrer kein zweites Fach studieren zu müssen“, sagte Prien. Es dürfe nicht nur darum gehen, zusätzliche Studienplätze zu schaffen.
„Es geht darum, dass jemand, der Physik als Fach anfängt, sein Studium auch zu Ende bringt. Welche zusätzliche Unterstützung braucht er möglicherweise? Wie lässt sich bereits der Mathe- und Physik-Unterricht an den Schulen verändern, damit mehr junge Leute Lust haben, das später zu studieren?“ Wer bereits als Ingenieur gearbeitet hat, müsse auch einen Weg in den Schuldienst finden können. Am Ende gehe es aber immer auch darum, an den Qualitätsansprüchen an den Lehrerberuf nicht zu rütteln.
RND/dpa