Flugzeug umgeleitet: Belarussischer Journalist in Minsk festgenommen
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Der Journalist Roman Protasevich saß Berichten zufolge in einer Ryanair-Maschine, die in Minsk zwischengelandet ist.
© Quelle: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dp
Minsk. In der Republik Belarus soll ein Journalist und Oppositionsaktivist verhaftet worden sein, nachdem sein Flug unerwartet nach Minsk umgeleitet wurde. Das berichtet die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja auf Twitter.
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Flugzeug war von Athen nach Vilnius unterwegs
Behörden in der autoritär regierten Republik Belarus haben ein Flugzeug auf dem Weg von Athen nach Vilnius (Litauen) umgeleitet und in der Hauptstadt Minsk zur Landung gezwungen. An Bord der Passagiermaschine der Fluggesellschaft Ryanair war unter den mehr als 100 Passagieren auch der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch. Er wurde nach Angaben des Menschenrechtszentrums Wesna am Sonntag auf dem Airport festgenommen.
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Laut Tichanowskaja droht ihm in Weißrussland die Todesstrafe. Auch der oppositionelle Nachrichtenkanal Nexta (Gesprochen Nechta) bestätigte die Festnahme seines Mitbegründers und früheren Redakteurs. Lukaschenko habe unter Verstoß gegen alle Gesetze ein Flugzeug „gekapert“, kritisierte der Kanal. Eine Stellungnahme der Fluggesellschaft gab es zunächst nicht.
Die Behörden in Belarus hatten Nexta als extremistisch eingestuft. Der Kanal hatte im vergangenen Jahr nach der umstrittenen Präsidentenwahl immer wieder zu Massenprotesten gegen Lukaschenko aufgerufen. Der Blogger Protassewitsch gehört zu den vielen international zur Fahndung ausgeschriebenen Oppositionellen, denen Lukaschenko selbst den Kampf angesagt hat.
Der Geheimdienst KGB hatte den Journalisten auf eine Liste mit Menschen setzen lassen, denen die Beteiligung an terroristischen Handlungen vorgeworfen werde, wie das Portal tut.by bei Telegram berichtete. Nach Angaben der Staatsagentur Belta hatte Lukaschenko nach einem Alarm über einen Sprengsatz an Bord der Maschine selbst das Kommando gegeben, das Flugzeug in Minsk landen zu lassen.
Zur Begleitung sei auch ein Kampfjet vom Typ MiG-29 aufgestiegen, wie der Flughafen bestätigte. Flughafensprecher teilten in Staatsmedien mit, dass die Piloten an Bord der Passagiermaschine um die Landeerlaubnis gebeten hätten. Später habe sich die Information über die mutmaßliche Bombe als Fehlalarm herausgestellt. Der Schichtleiter des Airports, Maxim Kijakow, sagte im Staatsfernsehen, dass die 123 Passagiere im Transbereich auf ihren Weiterflug warteten.
Ryanair bestätigt Flugumleitung
Auch die Fluglinie Ryanair hat die Umleitung ihres Flugzeugs bestätigt. Die Besatzung des Fluges sei von belarussischer Seite über eine mögliche Sicherheitsbedrohung an Bord in Kenntnis gesetzt und angewiesen worden, zum nächstgelegenen Flughafen in Minsk zu fliegen, teilte die Airline am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die Maschine sei sicher gelandet und die Passagiere seien von Bord gegangen, während die lokalen Behörden Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt hätten. Dabei sei nichts Ungewöhnliches gefunden worden. Die Behörden hätten daraufhin genehmigt, dass das Flugzeug nach schätzungsweise fünf Stunden am Boden wieder zusammen mit Passagieren und Crew starten könne. Gerechnet werde mit einem Abflug gegen 19.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MESZ). Am späten Abend teilte Ryanair schließlich mit, dass Flug FR4978 um 21.25 Uhr Ortszeit (20.25 Uhr MESZ) sicher in Vilnius gelandet sei. Zur Festnahme des Oppositionsaktivisten gab es von Ryanair keine Angaben.
Litauens Präsident Gitanas Nausėda forderte die sofortige Freilassung des Aktivisten Protassewitsch. „Das ist ein nie dagewesener Vorfall (...) Das Regime von Belarus steht hinter dieser abscheulichen Aktion“, schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.
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Auch andere litauische Politiker äußerten sich zu dem Fall. Die Fluggäste und Crew des Ryanair-Fluges seien auf ihrem Weg von Athen nach Vilnius in Gefahr gebracht worden, erklärte Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte am Sonntagnachmittag auf Twitter. „Wir fordern, dass dem Flugzeug und den Passagieren erlaubt wird, sofort nach Vilnius zu fliegen!“
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Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis schrieb, es seien beunruhigende Nachrichten, dass der Ryanair-Flug zur Landung in Minsk gezwungen worden sei. Litauen arbeite mit seinen internationalen Partnern daran, allen Passagieren einen sicheren Flug nach Vilnius zu gewährleisten. Seinen Angaben zufolge befanden sich 171 Passagiere an Bord, zu 149 davon habe man Informationen. Unter diesen seien überwiegend Litauer, aber auch drei deutsche Staatsbürger sowie mehrere Menschen aus anderen EU-Staaten.
Die Reaktionen von deutschen und EU-Politikern fielen ebenfalls einhellig aus. Die Rufe nach Sanktionen gegen die belarussische Regierung wurden laut. Am Montag kommen mögliche Sanktionen auf die Tagesordnung des EU-Gipfels.
„Von jetzt an ist niemand, der über Belarus fliegt, mehr sicher“, schreibt Oppositionsführerin Tichanowskaja und verlangt eine Reaktion der internationalen Gemeinschaft. Die Umleitung des Flugzeugs sei nur zur Festnahme Protasevichs geschehen, der ein lauter Kritiker der Regierung von Präsident Alexander Lukaschenko ist.
RND/vk/dpa