„Der Tag“

Ist das Klima noch zu retten?

Scharm el Scheich: Vorbereitungen im Kongresszentrum, in dem der UN-Klimagipfel COP 27 stattfinden wird.

Scharm el Scheich: Vorbereitungen im Kongresszentrum, in dem der UN-Klimagipfel COP 27 stattfinden wird.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

knapp 200 Staaten, zwei Wochen, ein drängendes Thema: In Ägypten beginnt heute der 27. Weltklimagipfel der Vereinten Nationen – kurz: COP 27. Bis zum 18. November wollen die Länder der Erde erneut darüber verhandeln, wie die Begrenzung der Erderwärmung erreicht werden kann. 45.000 Delegierte, Vertreterinnen und Vertreter von Nichtregierungs­organisationen, Klimaaktivistinnen und ‑aktivisten sowie Journalisten und Journalistinnen aus aller Welt werden erwartet – die Erwartungen an den Gipfel selbst, den Schutz des Klimas maßgeblich voranzutreiben, sind allerdings gering. Denn die globalen Treibhausgas­emissionen sinken nicht, sie steigen. Dazu kommen Russlands Krieg gegen die Ukraine, die Energiekrise, die steigende Inflation. Klimaaktivistin Greta Thunberg kündigte bereits vergangene Woche an, nicht zur COP 27 zu reisen. Sie kritisierte den Gipfel unter anderem als Forum zum „Greenwashing“.

Thunberg ist nicht die Einzige, die der Klimakonferenz skeptisch gegenübersteht. Der Klimaforscher Mojib Latif betont etwa im Gespräch mit dem RND-Podcast „Klima und wir“, er wünsche sich verbindliche Reduktionsziele als Ergebnis der COP 27. Er sagt aber auch: „Das wird nicht passieren. Wenn das nach einem Vierteljahrhundert Klimadiplomatie nicht geschehen ist, wüsste ich nicht, warum es jetzt auf einmal in Ägypten klappen sollte.“ Und auch UN-Generalsekretär António Guterres warnte im Vorfeld der Konferenz, das 1,5-Grad-Ziel sei „in großer Gefahr“.

Fragen und Antworten: Was bringt die 27. Weltklimakonferenz?

Weltklimagipfel im Touristenziel: Bei der COP 27 im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich geht es um die Umsetzung der Klimafinanzierung.

Dabei drängt die Zeit. Die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der diesjährige Sommer in Europa war geprägt von Dürren, Waldbränden und niedrigen Wasserpegeln. Die Arktis erwärmt sich derweil viel schneller als der Rest des Planeten. Damit steigt dort die Brandgefahr, zeigt eine neue Studie. Das hat zahlreiche Folgen für das Weltklima – und droht in einen Teufelskreis zu münden.

Allerdings ist das Schutzbewusstsein nicht überall gleich groß. Das zeigte sich nicht nur kurz vor dem Beginn des Gipfels auf der diesjährigen Antarktiskonferenz in Australien. Dort lag zum sechsten Mal in Folge die Einrichtung von neuen Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer auf dem Tisch – und scheiterte erneut. Beschlüsse müssen einstimmig getroffen werden – China und Russland allerdings stellten sich quer.

Auch Deutschland kann sich in Sachen Klimaschutz derzeit kein gutes Zeugnis ausstellen lassen. Der von der Bundesregierung eingesetzte Expertenrat für Klimafragen bilanzierte in seinem ersten Bericht, der am Freitag vorgestellt wurde, dass Deutschland seine für 2030 gesteckten Klimaziele nicht erreichen werde – wenn die Politik so weitermacht wie bisher. Nötig sei nicht nur der Ausbau erneuerbarer Energien – die Regierung muss nach Ansicht der Expertinnen und Experten auch Mittel einsetzen, um das Konsumverhalten der Bevölkerung zu verändern. Dass die Ampelkoalition auch an anderen Stellschrauben drehen muss, findet auch meine Kollegin Alisha Mendgen. „Es ist skandalös, dass sich beispielsweise Verkehrsminister Volker Wissing bisher weigert, ein Klimaschutzprogramm auf den Weg zu bringen, das die Lücke der einzusparenden Emissionen im Verkehrsbereich schließt“, kommentiert sie. Wer nur auf Maßnahmen setzen wolle, die auch von der eigenen Wählerschaft getragen werden, handle unverantwortlich.

Bundesklimaschutz­minister Habeck (Grüne) formulierte es in einer gestern veröffentlichten Twitter-Botschaft so: „Klimaschutz ist Menschenschutz – und das ist, glaube ich, nicht allen in der Dringlichkeit klar.“ Mehr Weitblick für eine lebenswerte Zukunft – er würde dem ganzen Planeten zugutekommen.

Der Tag

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Zitat des Tages

Mir ist nicht geheuer dabei, welche große Abhängigkeit Teile der deutschen Wirtschaft von dem chinesischen Markt haben.

Christian Lindner,

FDP-Chef, warnt vor der Abhängigkeit von China.

 

Leseempfehlungen: Superstar der Rechten und Armut in Deutschland

Ein Quartett von vier extremen Republikanern unter Führung der Ex-Fernsehmoderatorin Kari Lake greift bei den Midterm-Wahlen in Arizona nach der Macht. Die kühle Provokateurin gilt schon als neuer Superstar der amerikanischen Rechten. Ihr Erfolg könnte den Weg für die Rückkehr von Donald Trump ebnen (+).

Die steigenden Preise für Lebensmittel, Strom, Gas und Dienstleistungen bereiten in Deutschland derzeit vielen Menschen Sorge – auch denjenigen, die ein vermeintlich gutes Einkommen haben. Doch wann gilt man in Deutschland eigentlich als arm? Und wie viele Menschen sind von Armut betroffen? Ein Überblick in Grafiken.

 

Aus unserem Netzwerk: Bestatter mit Humor

Ein Bestatter aus Hannover möchte mit dem düsteren Image seiner Branche brechen. Als Gimmick bestellt er dafür 3000 Feuerzeuge – mit der Aufschrift „Thank you for smoking“. Einem Feuerzeughersteller ging der Wunsch des Unternehmers zu weit, wie die „Hannoversche Allgemeine“ berichtet (+).

 

Termine des Tages

Heute geht in Berlin der SPD-Debattenkonvent zu Ende. Neben Saskia Esken, Lars Klingbeil und Olaf Scholz werden zahlreiche Gäste aus Partei, Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft zu verschiedenen Diskussions­veranstaltungen erwartet.

Vor den Zwischenwahlen (Midterms) in den USA am 8. November spricht heute Ex-US-Präsident Donald Trump vor Anhängerinnen und Anhängern der Republikaner. In der Nacht gab es bereits einen Wahlkampfauftritt im US-Bundesstaat Pennsylvania, heute Abend um 23 Uhr folgt ein weiterer Auftritt im US-Bundesstaat Florida.

 

Wer heute wichtig wird

Peter Feldmann (SPD), Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, äußert sich vor der Kamera.

Wie geht es weiter mit Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann? Heute kommt es zum Bürgervotum gegen den unter Korruptionsverdacht stehenden Oberbürgermeister. Der OB steht wegen des Verdachts der Vorteilsannahme vor Gericht. Es geht um seine engen Beziehungen zur Arbeiterwohlfahrt (AWO). Zudem hatte der Oberbürgermeister Sympathien verspielt, etwa als er in einem Flugzeug einen sexistischen Spruch auf Kosten der Stewardessen klopfte und im Mai den Europapokal der Frankfurter Eintracht an sich riss. Die Eintracht-Führung hatte ihn daraufhin zur unerwünschten Person im Stadion erklärt. Mehr als eine halbe Million Menschen sind aufgerufen, über Feldmanns Abwahl abzustimmen.

 

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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,

Ihre Sabine Gurol

 

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