Weitere Iris-T-Waffen folgen nächstes Jahr

Ukrainischer Sicherheitsrat: Deutsches Luftabwehrsystem rettet „Leben von Kindern“

Der Sekretär des ukrainischen nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats (NSDC): Olexij Danilow.

Der Sekretär des ukrainischen nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats (NSDC): Olexij Danilow.

Kiew. Das von Deutschland gelieferte Luftabwehrsystem Iris-T hat nach Einschätzung des ukrainischen Sicherheitsrats erhebliche Schäden bei den jüngsten russischen Raketenangriffen auf Kiew abgewendet. Das System sei beim Raketenbeschuss der ukrainischen Hauptstadt am 10. und 17. Oktober sowie am vergangenen Montag sehr erfolgreich zum Einsatz gekommen, sagte der Sekretär des ukrainischen nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats (NSDC), Olexij Danilow, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in Kiew. Danilow dankte den Deutschen für die Lieferung: „Sie haben die Leben von Kindern gerettet.“

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Deutschland hatte das erste Iris-T-Luftabwehrsystem im vergangenen Monat an die Ukraine überstellt. Drei weitere der hochmodernen Abfangwaffen sollen im kommenden Jahr folgen. Danilow sagte, die Ukraine benötige auch von Deutschland weitere Waffen, um die russischen Besatzungstruppen zu vertreiben: „Panzer und Raketen und Luftabwehrsysteme.“ Nur eine schnelle Aufstockung der militärischen Hilfe für die Ukraine könne dafür sorgen, dass der Krieg zügig beendet werde. Der NSDC untersteht dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und koordiniert Fragen der nationalen Sicherheit und Verteidigung.

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Danilow zeigte sich überzeugt, dass die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Fall einer Eroberung der Ukraine weitere europäische Staaten angreifen würden. „Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis der Krieg sich auf andere Länder in Europa ausdehnen würde, auf Nato-Staaten“, sagte er. „Deswegen brauchen wir Waffen. Wir verteidigen nicht nur uns selbst. Wir schützen Europa vor diesen Barbaren.“ Putin strebe einen Einflussbereich Russlands in Europa an, wie ihn die Sowjetunion vor ihrem Zusammenbruch gehabt habe. „Wir bekämpfen modernen Faschismus. Es gibt viele Parallelen zwischen Putin und Hitler.“

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Enkelkinder suchen Schutz in Deutschland

Danilow begrüßte, dass sich die deutsche Haltung beim Thema Waffenlieferungen an die Ukraine nach dem russischen Einmarsch am 24. Februar grundlegend gewandelt habe. Deutsche Politiker hätten zunächst nicht geglaubt, dass die Ukraine gegen die russischen Invasoren würde bestehen können. Er könne zwar nicht sagen, wie lange der Krieg noch dauern werde, habe aber keinen Zweifel daran, dass er mit einem Sieg enden werde. Frieden könne es erst geben, wenn russische Truppen aus der Ukraine vertrieben worden seien. Russland müsse zudem Reparationen zahlen.

Der Sekretär des Sicherheitsrats warf Russland vor, mit den Luftangriffen auf zivile Infrastruktur der Ukraine „Terror gegen die Menschlichkeit“ zu betreiben. „Wir bereiten uns auf sehr schwierige Zeiten vor“, sagte er mit Blick auf den Winter und die Energieknappheit. „Aber wir werden definitiv überleben.“ Danilow dankte Deutschland für die Aufnahme von Geflüchteten – auch aus persönlichen Gründen: Einige seiner neun Enkelkinder hätten dort Schutz gefunden.

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Die Reise

Can Merey (50) reist mit dem Fotografen Andy Spyra durch die Ukraine, unterstützt werden sie dabei von ihrem lokalen Kollegen Yurii Shyvala. Merey ist seit dem 1. Oktober 2022 Krisenreporter und Leiter Investigativ beim RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) in Berlin. Zuvor war er fast zwei Jahrzehnte lang Auslandskorrespondent der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Für die Nachrichtenagentur leitete er zwischen 2003 und 2022 das Südasienbüro in Neu Delhi, das Nahostbüro in Istanbul und zuletzt das Nordamerikabüro in Washington. Er ist der Autor von zwei Büchern: „Die afghanische Misere – warum der Westen am Hindukusch zu scheitern droht“ (2008) und „Der ewige Gast – wie mein türkischer Vater versuchte, Deutscher zu werden“ (2018).

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