Internet-Sperren gegen Russland: Das schlagen Experten vor
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Ein Gruppe von Experten hat den Ausschluss russischer Militär- und Propaganda-Webseiten aus dem Internet vorgeschlagen.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Boston. Ein Gruppe von Experten hat den Ausschluss russischer Militär- und Propaganda-Webseiten aus dem Internet vorgeschlagen. Die Internetgemeinde solle eine Liste von IP-Adressen und Domainnamen erstellen und in Form von Datenfeeds veröffentlichen, schrieben die knapp 40 Experten in einem am Donnerstag bekannt gewordenen Offenen Brief.
Telekommunikationsunternehmen und Netzbetreiber könnten die Liste abonnieren und die darauf verzeichneten Adressen und Domains unerreichbar machen.
Ukraine fordert Russland aus Internet auszuschließen
Die von der russischen Armee angegriffene Ukraine hatte vergangene Woche gefordert, Russland aus dem Internet auszuschließen. Die für die Vergabe von Domains zuständige Organisation Icann lehnte das jedoch ab und erklärte, sie sei neutral und nicht für Strafaktionen gedacht.
Die Experten schlugen jetzt einen zielgenaueren Ansatz vor, um eine Antwort der Internet-Gemeinde auf die von der russischen Invasion ausgelöste humanitäre Krise zu geben.
Eine Sanktionsliste lasse sich mit minimalem Aufwand und der verfügbaren Technik umsetzen, sagte der Direktor der Organisation Packet Clearing House, Bill Woodcock, der die Initiative mit dem niederländischen Europa-Abgeordnete Bart Groothuis organisiert hat. „Das ist genau das Gleiche, was wir für Spam, Schadprogramme, Phishing, DDoS und so weiter verwenden“, sagte er.
Akteure müssten sich auf Sanktionslisten einigen
Viel schwieriger sei die Antwort auf die Frage, wer die Sanktionsliste erstellt und wie man sich über die Domains und IP-Adressen auf der Liste einigen könne, sagte Woodcock. Im dezentral angelegten Internet dominierten große Privatunternehmen. Organisiert werde es von Icann und regionalen Organisationen. Diese Akteure müssten sich auf Sanktionslisten einigen. Bei Spams und Schadprogrammen sei das einfach, bei anderen Webseiten sträubten sich die Netzbetreiber, außer wenn es eine Regierungsanfrage gebe.
Woodcokc sagte, an dem Offenen Brief hätten 87 Autoren mitgearbeitet, die zehn Tage lang hitzig debattiert hätten. Einigen hätten ihre Arbeitgeber verboten zu unterschreiben. Zu den Unterzeichnern gehören Sicherheitsforscher, frühere Mitarbeiter des Weißen Hauses und von Icann.
RND/AP