Insolvenz der MV-Werften rückt näher – Genting-Präsident erhebt Vorwürfe gegen Politik

Der Fortbestand der MV-Werften ist akut gefährdet, die Löhne der Mitarbeiter konnten nicht planmäßig gezahlt werden. Bund, Land und Werfteigner Genting Hongkong konnten sich bislang nicht auf ein neues Rettungspaket einigen.

Der Fortbestand der MV-Werften ist akut gefährdet, die Löhne der Mitarbeiter konnten nicht planmäßig gezahlt werden. Bund, Land und Werfteigner Genting Hongkong konnten sich bislang nicht auf ein neues Rettungspaket einigen.

Schwerin. In den festgefahrenen Verhandlungen über die Zukunft der MV-Werften sieht der Eigentümer des Werftenverbundes den Bund am Zug. Wie die „Ostsee-Zeitung“ berichtet, will der der asiatische Konzern für die Rettung des angeschlagenen Werften­verbundes nicht noch mehr Geld zur Verfügung stellen. Der Präsident von Genting Hongkong, Colin Au, und der Geschäftsführer der Werften-Gruppe, Carsten Haake, äußerten am Sonntag Unverständnis gegenüber dem Vorgehen der Bundesregierung.

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Au appellierte an die verantwortlichen Politiker, ihre ablehnende Haltung zu überdenken: „Es geht um Tausende Familien.“ Zusätzlich sei eine ganze Branche samt Zulieferern in In- und Ausland bedroht. „Die Werften jetzt fallen zu lassen wäre der größte ökonomische Fehler, den die Bundes­regierung machen könnte“, betonte Au.

Bund vermisst klares Bekenntnis der Eigentümer

Die Bundes­regierung ringt seit Tagen mit dem asiatischen Eigentümer um die Rettung der angeschlagenen MV-Werften mit mehr als 1900 Arbeitsplätzen. Der Bund ist dem Vernehmen nach zu weiteren Hilfen bereit, wollte bisher aber nicht von seiner Forderung nach einem Eigenbeitrag des Eigentümers abrücken. Es fehle ein klares Bekenntnis der Eigentümer zu ihrer Werft, hieß es zuletzt in Berlin.

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Die Bundesregierung hatte schon vor Weihnachten einen Vorschlag zur Rettung der angeschlagenen Werften in Mecklenburg-Vorpommern und Bremerhaven vorgelegt. Konkret sollte das riesige Kreuzfahrtschiff „Global Class 1“ mit rund 600 Millionen Euro aus dem staatlichen Wirtschafts­stabilisierungs­fonds fertiggebaut werden.

Im Gegenzug verlangte das Wirtschafts­ministerium nach dpa-Informationen einen Eigenbeitrag des Eigentümers von 60 Millionen Euro. Als Sicherheit für die Finanzspritze des Bundes sollte das Schiff verwendet werden. Nach Angaben der „Ostsee-Zeitung“ hat Genting jedoch nur 44 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Genting-Manager Carsten Haake (von links), Colin Au, Gustaf Gronberg und Peter Andersson geben auf der MV-Werft in Wismar Auskunft über die weitere Entwicklung auf den Werften in Wismar, Rostock und Stralsund.

Genting-Manager Carsten Haake (von links), Colin Au, Gustaf Gronberg und Peter Andersson geben auf der MV-Werft in Wismar Auskunft über die weitere Entwicklung auf den Werften in Wismar, Rostock und Stralsund.

IG Metall fordert raschen Verkauf der Werft in Stralsund

Angesichts der Probleme bei den MV-Werften fordert die IG Metall einen zügigen Verkauf der Werft in Stralsund. Es gebe Interessenten und Pläne für den Standort, sagte Heiko Messerschmidt von der IG Metall Küste nach Angaben der „Ostsee-Zeitung“ am Sonntag. Dafür sei es aber entscheidend, dass der Mutterkonzern Genting „den Weg dafür frei macht“. Im Idealfall kaufe dann die Stadt die Flächen und bringe zusammen etwa mit dem Unternehmen Nordic Yards und anderen Firmen Arbeit an den Standort.

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Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) hatte wiederholt angekündigt, die Stadt wolle die Flächen kaufen. Dafür seien im Haushalt bereits 10,5 Millionen Euro eingestellt, sagte er kürzlich bei NDR MV Live. Ziel sei es, mehrere Firmen auf dem Gelände anzusiedeln. Der ehemalige Eigentümer Nordic Yards hat laut Medien Interesse an dem Standort gezeigt, etwa um dort Schiffe zu reparieren.

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Die Mutter der MV-Werften, der asiatische Genting-Konzern, hat laut Messerschmidt deutlich gemacht, dass er für sich in Stralsund keine Perspektive sieht. Es sei wichtig, das Gelände nicht zu einem reinen Gewerbepark zu machen, sondern eine arbeitsfähige Werft zu erhalten. „Es ist aus unserer Sicht ein ganz hervorragender Standort für Schiffbau.“ Die hoch qualifizierten Beschäftigten, die noch da seien, müssten unbedingt gehalten werden. „Das muss auch das industrie­politische Ziel des Landes sein.“

Zahlreiche Arbeitsplätze hängen an der Werft

Nach Gewerkschafts­angaben sind von den ursprünglich 540 Mitarbeitern derzeit noch etwa 230 am Standort angestellt. Etwa 100 von ihnen arbeiten demnach an dem riesigen Kreuzfahrt­schiff „Global 1“ in Wismar, wo MV-Werften neben Rostock den dritten Standort hat. Elektriker und Schiffbauer arbeiteten dabei in Wismar und Konstrukteure von Stralsund aus. Etwa 200 ehemalige Mitarbeiter seien bereits in eine Transfer­gesellschaft gewechselt. Es sei das Ziel, auch aus dieser Gesellschaft wieder Beschäftigte an den Standort zu bringen, sagte Messerschmidt. Aber dafür brauche es erst einmal einen neuen Eigentümer und neue Unternehmen.

Blick auf das in Bau befindliche Kreuzfahrtschiff „Global Dream“ der MV-Werften Wismar GmbH.

Blick auf das in Bau befindliche Kreuzfahrtschiff „Global Dream“ der MV-Werften Wismar GmbH.

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Im Sommer verließ das Expeditions­kreuzfahrt­schiff „Crystal Endeavor“ Stralsund. Teile für das ursprünglich geplante zweite Schiff dieses luxuriösen Typs, die „Crystal Endeavor 2“, befinden sich in der Werft. Messerschmidt hält einen Weiterbau mit Genting für unrealistisch. Das Know-how sei aber da. Insofern sollte man grundsätzlich den Weiterbau nicht ganz vom Tisch wischen.

Genting hatte 2016 die drei Werften übernommen, um Kreuzfahrt­schiffe zu bauen. Im Zuge der Corona-Pandemie geriet der Konzern in finanzielle Schwierigkeiten. Zuletzt wurden Löhne für die insgesamt rund 2000 Mitarbeiter nicht ausgezahlt. Zudem wurde der Handel mit Genting-Aktien an der Börse in Hongkong ausgesetzt. Bund und Land verhandeln mit dem Unternehmen seit Wochen über ein Rettungspaket, damit das Riesen­kreuzfahrt­schiff „Global 1“ fertiggestellt werden kann.

RND/jw/dpa

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