In eigener Sache: Warum wir Hass und Gewalt nicht hinnehmen

Nach Angriffen auf Journalisten bei früheren „Querdenker“-Demonstrationen hat die Polizei Stuttgart reagiert und Medien-Safety-Points eingerichtet (Archivfoto).

Nach Angriffen auf Journalisten bei früheren „Querdenker“-Demonstrationen hat die Polizei Stuttgart reagiert und Medien-Safety-Points eingerichtet (Archivfoto).

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

sind Sie schon einmal als „verficktes Nazi-Schwein“ beschimpft worden, als „systemkonforme Hure“, als „Versagerpussy“, die „das Schlimmste verdient“ – verbunden mit dem menschenverachtenden Ausspruch „Verrecken Sie bitte, Spasti“?

Wir hoffen nicht.

Meinem Kollegen Imre Grimm, dem Leiter des Gesellschaftsressorts im Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND), ist dies widerfahren. Mehr als 400 E‑Mails hat Grimm nach seinem klar als Meinungsbeitrag gekennzeichneten Text „Stars gegen den Lockdown: Warum die Aktion ‚Alles dichtmachen‘ eine Verhöhnung der Corona-Toten ist“ erhalten – zwei Drittel von ihnen sind übel beleidigend und weit von dem entfernt, was man gemeinhin Diskurs oder Debatte nennt.

Kontrovers haben wir innerhalb der Redaktion darüber diskutiert, ob wir die verstörenden Originaltöne veröffentlichen sollen – oder ob wir darauf verzichten, um denjenigen, die sich gern hinter Fakenamen wie „Johnny Depp“ verstecken, keine Bühne zu geben.

Wir begrüßen es außerordentlich, wenn sich Leserinnen und Leser kritisch mit unserer Arbeit auseinandersetzen, andere Meinungen vertreten und mit Argumenten in den Dialog treten. Wir sind jedoch nicht bereit, das Überschreiten verbaler Grenzen zu akzeptieren – zumal dann nicht, wenn sie justiziabel sind.

Was Journalistinnen und Journalisten tagtäglich an Hass und Gewalt entgegenschlägt, überschreitet immer mehr das Maß des Erträglichen. Es wäre falsch, darüber hinwegzusehen.

Der Tag

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Bereits vor einem Jahr ergab eine Studie, dass Anfeindungen und körperliche Angriffe aus dem rechtsextremen Raum auf Journalistinnen und Journalisten zunehmen; verbessert hat sich die Lage seither nicht. Erst vor drei Tagen bedrängten Corona-Leugner Journalisten vor dem Bundestag, die Polizei nahm vier Männer vorläufig fest. Deutschland ist in der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit von Platz elf auf Rang 13 abgerutscht, die Organisation Reporter ohne Grenzen bezeichnet die Situation nicht mehr als „gut“ und spricht von einer „noch nie da gewesenen Dimension“ der Gewalt.

Das Redaktions­Netzwerk Deutschland hat im oben zitierten Fall inzwischen Strafanzeige erstattet und wird dies grundsätzlich auch in Zukunft tun, wenn unsere Redakteurinnen und Redakteure aufs Übelste beleidigt, verunglimpft oder gar bedroht werden.

Wir werden uns nicht einschüchtern lassen von Hass, Beleidigungen und Gewaltandrohungen. Weil Journalismus wichtig ist.

Wir wünschen Ihnen einen beleidigungsfreien Tag!

Ihr Marco Fenske

Chefredakteur Redaktions­Netzwerk Deutschland

 

Zitat des Tages

Ich akzeptiere die Strafe und bitte um Vergebung.

Christoph Metzelder,

früherer Fußballprofi

Das Amtsgericht Düsseldorf hat den ehemaligen Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder für die Weitergabe von kinder- und jugend­pornografischen Dateien zu einer zehnmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Der 40-Jährige hatte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Teilen eingeräumt. Daraufhin wurde der Prozess gegen Metzelder bereits am ersten Tag beendet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

 

Leseempfehlungen

Im Rennen ums Kanzleramt: Annalena Baerbock hat gute Chancen, die erste grüne Bundeskanzlerin zu werden. Im Interview mit Eva Quadbeck und Daniela Vates spricht sie über ihre Zusammenarbeit mit Robert Habeck. Und sie verrät, woran man erkennt, dass sie ungeduldig ist.

­Aus dem Leben eines Intensivpflegers: Während einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn schilderte Intensivpfleger Ricardo Lange, wie die Belastung für ihn und seine Kollegen seit Beginn der Pandemie zugenommen hat. Nicht nur psychisch müssen die Pfleger viel aushalten: Auch die körperliche Belastung wird immer größer. „Auch in normalen Zeiten betreuen wir todkranke Patienten. Aber jetzt sterben die Patienten anders“, sagt Lange.

 

Aus unserem Netzwerk: ein grausamer Angriff in Potsdam

Eine langjährige Mitarbeiterin soll vier Bewohner eines Heims für behinderte Menschen getötet haben. Die 51-jährige Frau, die an einer psychischen Vorerkrankung leiden soll, wurde festgenommen und in eine Psychiatrie eingewiesen. Was bislang über die Tatverdächtige, das Motiv und die Opfer bekannt ist, haben die Kollegen der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ aufgeschrieben.

 

Termine des Tages

Am Vorabend des 1. Mai wollen im Berliner Wedding linke und linksextreme Gruppen demonstrieren. Angemeldet sind 2000 Teilnehmer.

Der französische Präsident Emmanuel Macron will per Interview mit Regionalzeitungen schrittweise Lockerungen der Corona-Maßnahmen bekannt geben.

 

Wer heute wichtig wird

Die CDU in Südthüringen entscheidet am Abend über die Kandidatur des ehemaligen Verfassungs­schutz­präsidenten Hans-Georg Maaßen für die Bundestagswahl. Er geht als Favorit in die Abstimmung.

Die CDU in Südthüringen entscheidet am Abend über die Kandidatur des ehemaligen Verfassungs­schutz­präsidenten Hans-Georg Maaßen für die Bundestagswahl. Er geht als Favorit in die Abstimmung.

 

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