Impfgipfel-Beschluss: Hausärzte beginnen nach Ostern mit Impfungen
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
© Quelle: Markus Schreiber/AP/dpa
Berlin. Die Hausärzte in Deutschland sollen unmittelbar nach Ostern routinemäßig in die Schutzimpfungen gegen das Coronavirus einsteigen. Das bestätigte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem Impfgipfel mit den Länderchefs am Freitagabend. Allerdings stehen in der ersten Woche dafür nur rund eine Million Dosen zur Verfügung, wie aus dem Beschlusspapier der Beratungen hervorgeht.
Zum Schutz vor dem Eintrag mutierter Coronaviren aus Nachbarstaaten bekommen fünf Bundesländer zudem zusätzliche Impfdosen. Dies betrifft das Saarland und Rheinland-Pfalz wegen ihrer Grenze zu Frankreich sowie die an Tschechien angrenzenden Länder Bayern, Sachsen und Thüringen.
Merkel: Impfen, impfen, impfen
Merkel sagte nach dem Impfgipfel mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer: „Wir wollen erreichen, dass wir ab dem zweiten Quartal so schnell wie möglich so flexibel wie möglich impfen können. Die Devise lautet: Impfen, impfen, impfen.“
Schritt für Schritt soll es im April mehr Impfungen geben. Vergangene Woche, also vor der Unterbrechung der Impfungen mit dem Vakzin des Herstellers Astrazeneca, spritzten die Länder knapp 1,8 Millionen Impfdosen. In der Woche nach Ostern sollen knapp 3,3 Millionen Dosen geliefert werden. Die niedergelassenen Ärzte sollen davon knapp eine Million bekommen. Das wären bei einer Beteiligung von 50.000 Praxen also jeweils 20 Dosen pro Woche.
Einen Schub soll es dann in der Woche vom 26. April mit insgesamt 5,4 Millionen erwarteten Dosen geben - davon 3,2 Millionen für die Praxen. Diese hätten dann auch erstmals mehr Impfstoff als die Impfzentren der Länder, die weiter vorrangig beliefert werden sollen: mit reservierten 2,25 Millionen Dosen pro Woche.
Merkel sagte, es gehe nicht um ein „Entweder-Oder“, sondern eine schnellstmögliche Kombination. Praxisärzte reagierten aber spontan enttäuscht. Es sei eine Chance vertan worden, erklärte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). „Wir müssen impfen, impfen - und das schnell.“ Die Länder setzten aber weiter vor allem auf die Impfzentren. „Jetzt müssen die Länder aber auch liefern.“ Mancherorts machen ausgewählte Praxen schon Impfungen, zum Beispiel für Krebspatienten.
In Mecklenburg-Vorpommern etwa sollen niedergelassene Ärzte noch im März mit dem Impfen loslegen. Das sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Freitagabend, wie die „Ostsee-Zeitung“ berichtet. Ab Montag sollen demnach Starter-Pakete an beteiligte Praxen verteilt werden.
Schwesig habe dabei betont, dass sie sich auch mit dem Astrazeneca-Vakzin impfen lassen würde.
Merkel würde sich Astrazeneca-Impfstoff spritzen lassen
Das gilt auch für die Kanzlerin. „Ja, ich würde mich mit Astrazeneca impfen lassen, ich möchte aber warten, bis ich dran bin“, sagte sie. Dass nach dem kurzzeitigen Impfstopp für Astrazeneca der Ruf des Präparats groß in Mitleidenschaft geraten ist, glaubt die Kanzlerin nicht. „Ich bezweifle, dass ein großer Schaden entstanden ist.“ Es würden nach wie vor Erfahrungen gesammelt. In der Phase der bedingten Zulassung werde sehr genau überwacht, wie ein Impfstoff wirkt. „Es war richtig, dass wir absolute Transparenz haben walten lassen. Auf der Basis weiß jeder, dass wir nichts hinter dem Berg halten.“ Sie glaube, daraus entstehe Vertrauen, und so wolle man auch weiter vorgehen.
Astrazeneca: Forscher sieht möglichen Grund für Thrombosen
Ein Wissenschaftler hält einen bestimmten Mechanismus für die Ursache der möglichen Thrombosefälle nach einer Astrazeneca-Impfung.
© Quelle: TNN-Videoservice/dpa
Merkel: Deutschland muss Notbremse ziehen
Forderungen nach einer Entlassung Jens Spahns (CDU) als Gesundheitsminister erteilte sie indes eine klare Absage. „Nein“, sagte sie auf die Frage, ob sie sich eine Entlassung Spahns vorstellen könne.
Merkel kündigte anschließend zudem an, dass es bei den Beratungen von Bund und Ländern am kommenden Montag darum gehen werde, die Lockerungen der vergangenen Tage wieder zurückzunehmen. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir ohne diese Notbremse auskommen“, sagte sie. Dies gehe aber wegen der steigenden Infektionszahlen nicht.
Bund und Länder hatten am Freitag in einer Schalte über die Impfkampagne beraten. Die Konferenz hatte ursprünglich am Mittwoch stattfinden sollen, war dann aber wegen der zwischenzeitlichen Aussetzung von Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca auf Freitag verschoben worden.
RND/cz/dpa