Im Nebel der Feiertage
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Ein nebeliger Wintermorgen in Niedersachsen.
© Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
im Laufe der Pandemie sind dem Coronavirus schon oft menschliche Eigenschaften bescheinigt worden. „Corona interessiert sich nicht dafür, was im Wahlkampf stattfindet und was nicht“, hatte CSU-Chef Markus Söder mit Blick auf die Bundestagswahl im September dieses Jahres gesagt. „Corona kennt keine Grenzen“, hieß es zu Beginn der Pandemie, um deutlich zu machen, man müsse das Virus weltweit bekämpfen. Und an Weihnachten, so lautete es nun folgerichtig, interessiert sich das Coronavirus natürlich auch nicht für Feiertage.
Was das Coronavirus kennt und wofür es sich interessiert, können auch Virologinnen und Virologen nicht beantworten. Fest stehen allerdings zwei Dinge:
- Die Omikron-Variante ist leichter übertragbar als die Delta-Variante und verdrängt sie rasch.
- Omikron ist bereits in Deutschland angekommen und inzwischen in jedem Bundesland nachgewiesen worden.
RKI: Omikron-Variante in allen Bundesländern nachgewiesen
Die Omikron-Variante ist mittlerweile in allen Bundesländern angekommen.
© Quelle: dpa
Dagegen ist eine Information dieser Tage ganz und gar nicht verlässlich zu erhalten: wie schnell sich Omikron gerade in Deutschland verbreitet. Wie bereits im vergangenen Jahr weist das Robert Koch-Institut (RKI) derzeit auf die mangelhafte Aussagekraft der täglichen Fallzahlen hin:
Während der Feiertage und zum Jahreswechsel ist bei der Interpretation der Fallzahlen zu beachten, dass mit einer geringeren Test- und Meldeaktivität zu rechnen ist, sodass die im Dashboard und Lagebericht ausgewiesenen Daten nur ein unvollständiges Bild der epidemiologischen Lage in Deutschland ergeben könnten.
Das RKI
zu den täglichen Corona-Zahlen
Wenn sich weniger Menschen testen, fallen aber auch weniger Infektionen auf. So können diese unbemerkten Fälle auch nicht daraufhin untersucht werden, mit welcher Variante sich die betroffene Person angesteckt hat. Damit ist derzeit auch nicht klar, wie weit die Verbreitung von Omikron bereits fortgeschritten ist.
Kein Wunder also, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dazu aufgerufen hat, sich auch an den Feiertagen testen zu lassen. Er würde auch gern frühzeitig wissen, wann die fünfte Welle kommt, rechnet mit ihr aber bereits zum Jahreswechsel.
Ein weiteres Problem kommt hinzu: Die Gesundheitsämter sind längst überlastet und waren so nur noch eingeschränkt in der Lage, Kontakte nachzuvollziehen und häusliche Quarantäne anordnen zu können. Und sollte die Omikron-Welle so stark werden wie befürchtet, müssten wohl Millionen Deutsche in Quarantäne, weil sie selbst infiziert sind oder zu den Kontaktpersonen zählen.
Wie aber damit umgehen, dass sich so viele Menschen in Quarantäne befinden? Geht es nach CSU-Chef Söder, solle die Quarantänezeit verkürzt werden, damit Deutschland nicht lahmgelegt sei. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen hält davon nichts. „Wir laufen sonst Gefahr, dass sich das Virus nur noch einfacher ausbreitet“, sagte er dem RND.
Wir stecken mitten im Nebel der Feiertage, doch schon in dieser Woche könnte das Bild klarer werden, wie rasch sich Omikron in Deutschland ausgebreitet hat. Und wenn es schlecht läuft, erfahren wir es erst im neuen Jahr. Denn Corona interessiert sich nicht für die Meldepflicht von Neuinfektionen.
Zitat des Tages
Niemand soll sich die Birne wegkiffen, aber ich freue mich, dass der Irrsinn des Cannabisverbots endlich endet.
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne)
sieht Interesse bei vielen Bäuerinnen und Bauern am Anbau von Hanfpflanzen
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Termine des Tages
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Wer heute wichtig wird
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© Quelle: Adam Davy/PA Wire/dpa
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