Drahtzieher von Ibiza-Video äußert sich erstmals öffentlich

Hier wurde das Video gedreht: eine Villa auf Ibiza. Die Luxusvilla kann laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA über die Plattform Airbnb gemietet werden.

Hier wurde das Video gedreht: eine Villa auf Ibiza. Die Luxusvilla kann laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA über die Plattform Airbnb gemietet werden.

Berlin. Nichts in der jüngeren Geschichte Österreichs hat zu einem derartigen politischen Beben geführt wie das Ibiza-Video. Als „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ im Mai 2019 dessen Existenz publik machten, läutete das den Fall der damaligen Regierungskoalition aus ÖVP und FPÖ ein.

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Die Aufnahmen von 2017 zeigten den späteren Vizekanzler Heinz-Christian Strache und dessen rechte Hand Johann Gudenus bei einem Treffen auf Ibiza mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte.

Zigaretten rauchend und Wodka-Energy trinkend stellen die beiden der Frau korrupte Geschäfte in Aussicht, offenbar lange Zeit nicht ahnend, dass sie es mit einem Lockvogel zu tun haben und Teil einer fingierten Aktion sind. So sprechen sie mit der Frau etwa über mögliche Anteile an der einflussreichen „Kronen Zeitung“, um diese auf Linie der FPÖ zu bringen. Auch geht es um illegale Parteispenden und Staatsaufträge im Gegenzug für publizistische Rückendeckung.

Im Laufe der Berichterstattung ließ Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Koalition platzen. Straches Karriere bei der FPÖ war bald darauf Geschichte. Offen geblieben sind viele Fragen.

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Der Drahtzieher des Videos hat sich nun gegenüber „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ in einem ausführlichen Interview geäußert und zu den Fragen Stellung genommen. Julian H., der an dem Treffen selbst teilnahm, befinde sich derzeit in Haft in einer Berliner JVA, heißt es. Der Privatdetektiv war im Dezember festgenommen worden. Die österreichischen Behörden werfen ihm demnach allerhand vor, etwa den Missbrauch von Abhörgeräten, Kokainhandel und versuchte Erpressung von Heinz-Christian Strache.

H. weist im Interview zurück, Strache erpresst und mit Drogen gehandelt zu haben. „Die Vorwürfe sind falsch und konstruiert. Beide Vorwürfe wurden von langjährigen Polizeiinformanten erhoben. Beide Informanten sind mehrfach vorbestraft, einer ist ein Ex-Geschäftspartner von mir“, sagt er.

H. fühlt sich missverstanden

Zur Intention des Videos sagt H., er fühle sich missverstanden. „Es war der Versuch, Heinz-Christian Strache Korruption und Untreue nachzuweisen. Und es war der gescheiterte Versuch, das Video zu verschränken mit brisanten Informationen vom früheren Leibwächter Heinz-Christian Straches, der Belege für diese mutmaßliche Korruption gesammelt hatte.“ Eigentlicher Plan sei gewesen, „durch das Video Interesse für das Material des Leibwächters zu wecken“ und den Informationen des Leibwächters mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.

H.s Darstellung zufolge sei zudem der Anwalt des Leibwächters zunächst zur Polizei gegangen. Demnach bot er an, sein Mandant sage über „faktengestützte Vorwürfe“ gegen Strache aus, wenn er im Gegenzug abgesichert werde. „Da diese Offenbarung zu keinen Ermittlungen führte, entstand die Idee zum Video“, so H.

H. beteuert zudem, nicht bezahlt worden zu sein, und auch, dass er mit dem Video nichts habe verdienen wollen. Die Leute stellten sich alles weit professioneller vor, als es tatsächlich gewesen sei, sagt er. Er habe niemanden angeheuert und auch niemanden bezahlt. Er habe nur Bekannte um Hilfe gebeten, etwa die vermeintliche Oligarchennichte. Sie habe auch nicht lange eingearbeitet werden müssen. „Sie ist hochintelligent. Das einzige Briefing, das es gab, war am Vorabend und hat 40 Minuten gedauert“, sagt H. Weitere Angaben zu der Frau macht er trotz Nachfragen nicht.

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Strache anzulocken stellt H. als „unglaublich einfach“ dar

Über den Anwalt hingegen sagt er, dieser sei davon ausgegangen, „dass sich alle um das Video reißen würden wie um warme Semmeln“. „Er wollte 2,5 Millionen Euro Minimum erzielen, damit er damit die Quelle, den Leibwächter, absichern und unsere Kosten decken könnte.“

Strache in die Villa auf Ibiza zu locken, stellt H. als „unglaublich einfach“ dar. Demnach habe die vermeintliche Oligarchennichte Straches Vertrautem Gudenus bei einem Treffen die Legende aufgetischt, sie wolle russisches Schwarzgeld nach Österreich transferieren. Und Gudenus sei sofort darauf eingegangen.

Treffen mit Böhmermann

Eine Bemerkung noch vor Veröffentlichung des Videos legt zudem nah, dass TV-Satiriker Jan Böhmermann schon davor von der Existenz der Aufnahmen gewusst hat. Dazu sagt H.: „Es gab ein Treffen mit Böhmermann in Köln, wo er die Geschichte erzählt bekam. Er hat aber gemeint, damit will er nichts zu tun haben.“

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Bereut habe H., „dass durch die ausgelösten Konsequenzen unglaublich viele Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden, die nichts damit zu tun hatten“. „Das geht nicht spurlos an mir vorbei“, sagt er.

RND/cz



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