Gespräche mit Irans Präsidenten Ebrahim Raisi

Nach Besuch von IAEA-Chef in Teheran: Iran stimmt engmaschigeren Atominspektionen zu

Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor, Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Leiter der Atomenergie-Organisation des Irans.

Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor, Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Leiter der Atomenergie-Organisation des Irans.

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Wien. Der Iran wird internationalen Inspektoren eine engmaschigere Überprüfung von Atomanlagen erlauben. Das gaben die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und die iranische Atom-Organisation AEOI am Samstagabend bekannt. Zuvor hatte IAEA-Chef Rafael Grossi in Teheran Gespräche mit Irans Präsidenten Ebrahim Raisi geführt und sich mit dem Leiter der iranischen Atombehörde, Mohammad Eslami getroffen.

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Details zu dem verbesserten Inspektionsmodus müssten jedoch noch von den beiden Seiten geklärt werden, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Grossi sprach am Samstag von einer kooperativen Atmosphäre. Irans Atomchef sagte, mit der IAEA sei ein Plan erarbeitet worden, die offenen Streitpunkte zu klären. „Wir hoffen, dass der Besuch von Grossi zu einer professionellen Zusammenarbeit in der Zukunft führen wird“, sagte Mohammed Eslami. Nach seinen Worten reichert der Iran das Uran nicht über einen Reinheitsgrad von 60 Prozent an. Eslami kündigte eine internationale Atomkonferenz in Teheran an.

Gouverneursrat der IAEA tagt am Montag

Vor wenigen Tagen war ein Bericht von IAEA-Inspektoren bekannt geworden, demzufolge in der unterirdischen iranischen Atomanlage Fordo auf 83,7 Prozent angereicherte Uranspuren entdeckt worden sind. In der gemeinsamen Stellungnahme von IAEA und iranischer Atombehörde nach Grossis Treffen wurden diese Partikel nicht erwähnt. Ob die aktuelle Stellungnahme dazu beitragen wird, die westlichen Bedenken zu zerstreuen, ist zumindest fraglich. Wenn am Montag der Gouverneursrat der IAEA zusammenkommt, könnten dort neue Maßnahmen gegenüber Teheran beschlossen werden. Die islamische Führung hatte auf solche Schritte immer wieder damit reagiert, indem sie das Atomprogramm noch weiter hochfuhr.

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Der Mitgliedstaaten vertraulich zugeleitete Bericht der Inspektoren zu den Uranspuren konnte von der Nachrichtenagentur AP eingesehen werden. Darin ist nur von „Partikeln“ die Rede, was bedeuten könnte, dass der Iran keinen Vorrat an auf mehr als 60 Prozent angereichertem Uran aufbaut. Dies ist technisch nur noch einen Schritt von der Anreicherung auf 90 Prozent entfernt. Aus auf 90 Prozent angereichertem Uran können Atombomben gebaut werden.

Der Iran hat die Entdeckung der IAEA-Inspektoren als Nebeneffekt der Anreicherung auf 60 Prozent darzustellen versucht. Die 60-Prozent-Schwelle der Anreicherung hat er schon seit einiger Zeit erreicht. Eslami bekräftigte bei der Pressekonferenz mit Grossi, man habe Uran nicht auf knapp 84 Prozent angereichert. Die Unklarheit sei mittlerweile ausgeräumt worden.

Überwachungsgeräte sollen wieder in Betrieb gehen

Voriges Jahr musste die IAEA im Iran Kameras und andere Überwachungsgeräte abbauen. Nun sollen diese in Kürze wieder in Betrieb gehen, kündigte Grossi nach seiner Rückkehr von Teheran nach Wien an. Der IAEA-Chef beschrieb die neue Vereinbarung in einer Pressekonferenz als ein „Abbinden, um das Ausbluten des Informationsflusses zu stoppen.“ Teheran erlaube auch häufigere Besuche von Inspektoren in Fordo, sagte Grossi. Details zu dem verbesserten Inspektionsmodus müssten jedoch noch von den beiden Seiten geklärt werden, hieß es in der gemeinsamen Erklärung.

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Grossi war in den Iran gereist, um einen besseren Zugang für IAEA-Inspektoren zu erreichen, und um Fragen zu mutmaßlichen geheimen Atom-Aktivitäten in der Vergangenheit anzusprechen. Dabei geht es vor allem um die ungeklärte Herkunft von Spuren radioaktiven Materials an drei Orten. Der Iran sei bereit, dazu weitere Informationen bereitzustellen und Inspektionen zu erlauben, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. „Bislang bekamen wir nicht die Kooperation die wir anstrebten“, stellte Grossi in Wien klar. Die jahrelangen Gespräche zu den offenen Fragen würden nun schon „zu lange“ dauern, sagte er.

Der Iran verpflichtete sich 2015, sein Atomprogramm einzuschränken. Im Gegenzug wurden westliche Sanktionen aufgehoben. Der Pakt sollte verhindern, dass das Land Atomwaffen entwickelt. Nachdem die USA 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen ausgestiegen waren, machte Teheran die Beschränkungen rückgängig. Verhandlungen zur Rettung des Abkommens liegen auf Eis. Der Iran hatte immer wieder beteuert, sein Atomprogramm nur zivil zu nutzen.

RND/dpa/AP

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