Homeoffice: Klingbeil wettert gegen „Präsenzgehabe in deutschen Chefetagen“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/NLRGMLHZSRDDVEXOPFWJ5VGSN4.jpg)
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil: „Ich habe kein Verständnis für dieses Präsenzgehabe in einigen deutschen Chefetagen, obwohl Arbeit von zu Hause ohne Probleme möglich ist."
© Quelle: imago images/serienlicht
Berlin. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil ist offen für eine härtere Gangart der Politik bei der Durchsetzung der Arbeit aus dem Homeoffice in der Corona-Pandemie. „Wenn wir das Coronavirus mit dem harten Lockdown im Januar in den Griff kriegen wollen, müssen wir auch die Kontakte in den Büros einschränken. Daran führt kein Weg vorbei“, sagte Klingbeil dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Wo Homeoffice möglich ist, muss es auch stattfinden. Und zwar ohne, dass der Arbeitgeber einem ein schlechtes Gewissen einredet oder man Angst vor Konsequenzen hat“, forderte der SPD-Politiker.
Klingbeil übte scharfe Kritik an der Präsenzkultur in vielen Unternehmen und Teilen des öffentlichen Dienstes. „Ich habe kein Verständnis für dieses Präsenzgehabe in einigen deutschen Chefetagen, obwohl Arbeit von zu Hause ohne Probleme möglich ist. Auch die öffentliche Verwaltung muss hier als Vorbild vorangehen“, sagte er. „Wenn die Appelle nicht ausreichen und sich das Virus weiter ausbreitet, kann das am Ende noch härtere Maßnahmen bedeuten“, warnte Klingbeil.
Berlin: Bundesrat beschließt Homeoffice-Pauschale
Keine Silvesterknaller in den Läden, bald weniger Plastiktüten und eine Steuerpauschale fürs Homeoffice.
© Quelle: dpa
Auch Arbeitsminister Hubertus Heil hatte am Dienstagmorgen den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. Die Erwartungshaltung gegenüber den Betrieben sei ganz klar, sagte Heil in der Sendung „Frühstart“ von RTL und ntv: „Jetzt geht es darum, dieses klare Signal zu setzen an die deutsche Wirtschaft, an die Unternehmen: Lasst, wo immer es geht, die Leute von zu Hause arbeiten.“
Heil betonte, Kontakte müssten auch am Arbeitsplatz und damit im öffentlichen Nahverkehr reduziert werden. „Jeder trägt jetzt Verantwortung im Kampf gegen die Pandemie.“ Wenn keine Heimarbeit möglich sei, müssten aber Arbeitsschutzstandards und Hygienekonzepte eingehalten und Schichten entzerrt werden.
Söder schlägt vor, Homeoffice steuerlich zu fördern
Der Forderung der Grünen nach einer Homeoffice-Verordnung für die Zeit der Pandemie erteilte Heil dagegen einen Absage. „Eine Verordnung braucht immer eine Rechtsgrundlage“, sagte er. Sein Gesetzesvorschlag werde in der Bundesregierung noch abgestimmt.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schlug im „Morgenmagazin“ des ZDF vor zu überlegen, wie Homeoffice steuerlich stärker gefördert werden kann, „damit ein Anreiz für die Arbeitgeber besteht“. Söder betonte: „Auf jeden Fall geht da noch mehr, und zwar deutlich mehr.“
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt hatte ein Recht auf Homeoffice für Arbeitnehmer gefordert, das mit Bußgeldern für uneinsichtige Firmen durchgesetzt werden soll. „Wir brauchen eine Corona-Arbeitsschutzverordnung, die Unternehmen verpflichtet, überall dort, wo es möglich ist, Homeoffice jetzt auch anzubieten“, sagte Göring-Eckardt der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.“
Heil hatte Ende vergangenen Jahres einen Rechtsanspruch aufs Homeoffice angekündigt, war dann jedoch nach Widerstand in den Unionsparteien zurückgerudert. Sein Gesetzentwurf sieht nun lediglich vor, dass ein Arbeitgeber mit einem Beschäftigten, der von zu Hause aus arbeiten möchte, darüber sprechen muss. Lehnt der Arbeitgeber ab, braucht er Gründe.
RND/ani/epd