Drohen deutschlandweite Schließungen von Kitas wegen steigender Energiekosten?
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Anfang der Woche gab die erste deutsche Kindertagesstätte bekannt, wegen zu hoher Energiekosten über den Winter schließen zu müssen.
© Quelle: dpa
Berlin. Die Betriebskosten der sächsischen Kindertagesstätte „Striegistaler Spatzen“ seien hoch, die Aufrechterhaltung problematisch – das teilte der Bürgermeister von Oberschöna Anfang der Woche auf der Homepage der Stadt mit, als er die Gemeinde über die Schließung der Kita informierte. Die geringe Zahl von nur 16 Kindern stünde in keinem Verhältnis mehr zu den hohen Kosten, weshalb die Kita über die Wintermonate geschlossen werden soll.
Damit stellt die Kita im Landkreis Mittelsachsen die erste deutsche Kindertagesstätte dar, die aufgrund hoher Energiekosten ihre Türen schließen muss. Drohen nun auch bundesweite Schließungen der Kitas?
Deutscher Städte- und Gemeindebund gibt Entwarnung
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund gibt gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) Entwarnung: „Uns sind derzeit keine weiteren Fälle von Kitaschließungen aufgrund hoher Strom- und Gaskosten bekannt“, sagte die Referentin für Soziales, Jugend und Gesundheit, Ursula Krick. „Die Kita in Oberschöna ist eher ein Einzelfall.“
„Bevor eine Kita geschlossen wird, schließt ein Hallenbad oder etwas Derartiges.“
Ursula Krick vom Deutschen Städte- und Gemeindebund
Das bestätigt auch der Deutsche Kita-Verband. „Bisher sind uns solche Kita-Träger noch nicht bekannt geworden“, sagte die Vorsitzende Waltraud Weegmann. Sie schließt aus, dass Kitaschließungen aufgrund steigender Energiekosten zum flächendeckenden Problem in Deutschland werden könnten.
Kitas gelten als systemrelevant
Stattdessen sei davon auszugehen, dass Kitas – wenn überhaupt – erst sehr spät geschlossen würden, da sie in Deutschland als systemrelevant gelten. „Sie stehen auf derselben Stufe wie beispielsweise Schulen oder wichtige Unternehmen“, erläuterte Krickl. Deshalb müssten Kitas auch bei Gasknappheit bevorzugt beliefert werden. „Bevor eine Kita geschlossen wird, schließt erst mal ein Hallenbad oder etwas Derartiges“, sagte Krick.
Ein weiterer Grund, warum Kitas so lange wie möglich geöffnet bleiben müssen, ist der Rechtsanspruch, den Eltern in Deutschland auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertagesstätte haben. Wird dieser nicht erfüllt, kann er eingeklagt werden. Um dem Anspruch auf einen Betreuungsplatz trotz Schließung der „Striegistaler Spatzen“ in Oberschöna gerecht zu werden, könnten die 16 betroffenen Kinder laut Bürgermeister Gerhardt über die Wintermonate in anderen Kitas der Gemeinde untergebracht werden.
Dennoch hohe Kosten für Kitas
Die steigenden Energiekosten werden sich nach Einschätzung von Kita-Verbandschefin Weegmann nur im Einzelfall kurzfristig auswirken. „Dennoch benötigen sowohl öffentliche als auch kirchliche und private Kita-Träger kurzfristig liquiditätswirksame Lösungen, damit sie die nächsten Monate überstehen“, so die Vorsitzende.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert eine Erhöhung finanzieller Zuschüsse durch die Länder und – falls diese nicht reichen – auch vom Bund. Auch der Deutsche Kita-Verband spricht sich für eine „kurzfristige, auskömmliche Anpassung der regulären Förderung“ aus.
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Forderung nach höheren Fördermitteln
Außerdem fordert der Deutsche Kita-Verband unter anderem Sonderprogramme der Länder, um „exponentiell gestiegene Energie- und Sachkosten zu deckeln“, und eine Umstellung der Kita-Finanzierung auf ein „nachhaltiges und krisenresilientes System“, das Eltern und Familien eine verlässliche Betreuung und Unterstützung gewähren soll.
Inwiefern deutsche Kitas von den hohen Energiekosten betroffen sind, will der Deutsche Kita-Verband explizit in einer Jahresumfrage untersuchen. Die Auswertung soll noch im Oktober erfolgen.