Heckler & Koch statt Haenel: Der nächste Akt im G36-Drama der Bundeswehr

Ein Sturmgewehr des Typs G36 von Heckler & Koch.

Ein Sturmgewehr des Typs G36 von Heckler & Koch.

Berlin. Verglichen mit einem Panzer oder einem Kampfflugzeug ist ein Gewehr eine relativ einfache Sache. Sollte man meinen. Das Verteidigungsministerium hat dennoch fertiggebracht, aus der Beschaffung der neuen Standardwaffe für die Bundeswehr ein Drama zu machen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Im jüngsten Akt hat das Ministerium die im September nach monatelanger Prüfung getroffene Entscheidung für einen Lieferanten – die Thüringer Waffenschmiede Haenel – nicht nur wieder rückgängig gemacht, sondern Haenel sogar vom Vergabeverfahren ausgeschlossen. Nach erneuter monatelanger Prüfung, versteht sich.

Patentverletzung: Beschaffungsamt verzichtete auf Überprüfung

Haenel habe Patentrechte seines Konkurrenten Heckler & Koch verletzt, lautet die Begründung. An dieser Begründung wäre nichts auszusetzen, wenn nicht das Verteidigungsministerium schon lange eingeräumt hätte, dass es im Vergabeverfahren Hinweise auf Patentverletzungen gegeben habe. Weil Heckler & Koch sich nicht offiziell beschwerte, verzichtete das Beschaffungsamt darauf, den Hinweisen nachzugehen. Es sei dazu rechtlich nicht verpflichtet gewesen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Vorausschauender und ökonomisch sinnvoller allerdings wäre eine Prüfung der Hinweise auf jeden Fall gewesen. Es ist kein Geheimnis, dass Patentfragen eine Auftragsvergabe komplizieren können.

Reform dringend nötig

Das Unternehmen Heckler & Koch muss sich vorhalten lassen, dass es sich als Gewehrlieferanten-Platzhirsch seiner Sache wohl zu sicher war und Kritik wie Konkurrenz gerne als Majestätsbeleidigung abtat.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer allerdings wird nicht darum herumkommen, das ihr unterstehende Beschaffungsamt doch noch zu reformieren.

Das ist bei einer komplexen Behörde nicht einfach, deswegen sind diverse Minister davor zurückgeschreckt. Und auch eine Neuaufstellung schützt nicht vor Fehlentscheidungen. Ohne Reform aber ist das nächste Beschaffungsdrama programmiert.

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken