Gutachten: Heime müssen über 100.000 Pflegekräfte zusätzlich einstellen
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Eine Pflegerin und eine Bewohnerin des Pflegeheims schauen zusammen aus einem Fenster.
© Quelle: Tom Weller/dpa
In den Altenpflegeheimen in Deutschland sind über 100.000 Pflegekräfte zusätzlich nötig, um die hohe Arbeitsbelastung zu senken und eine angemessene Betreuung der Pflegebedürftigen zu gewährleisten. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten der Universität Bremen im Auftrag von Pflegekassen und -diensten, das dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Kosten von vier Milliarden Euro
Darin haben die Experten erstmals auf wissenschaftlicher Basis den in Pflegeheimen erforderlichen Personalschlüssel berechnet. Danach muss die Zahl der Pflegekräfte um insgesamt 36 Prozent erhöht werden, von jetzt rund 320.000 auf dann knapp 440.000. Die Kosten für das zusätzliche Personal belaufen sich auf jährlich rund vier Milliarden Euro. Das Gutachten soll an diesem Dienstag offiziell vorgestellt werden.
In dem Gutachten der Experten um den Pflegewissenschaftler Heinz Rothgang heißt es, die Mehrheit des Pflegepersonals sei überlastet. Das führe nicht nur zu einem erhöhten Krankenstand, sondern auch zu mehr Teilzeitarbeit und einem frühen Ausstieg aus dem Beruf. Die ungünstigen Arbeitsbedingungen sorgten zudem für eine schlechtere Pflegequalität.
Anhebung des Personalschlüssels
Um angesichts der weiter steigenden Zahl von Pflegebedürftigen den wachsenden Fachkräftebedarf zu decken, müssten die Arbeitsbedingungen in der Heimpflege deutlich verbessert werden. “Wichtigstes Instrument hierfür ist die Anhebung der Pflegeschlüssel, um die Zahl der Beschäftigten pro pflegebedürftige Person zu erhöhen”, wird in dem Gutachten argumentiert.
Vorgeschlagen wird, dass sich eine Pflegekraft künftig rechnerisch im Schnitt um 1,8 Pflegebedürftige kümmern soll. Bisher beträgt die Quote 1 zu 2,5. Bezogen auf ein Pflegeheim mit 100 Bewohnern heißt das, dass diese von 55 statt wie bisher von 40 Pflegekräfte betreut werden sollen.