Grüne zu Motorradlärm: “Fahrverbote können zu Umdenken führen”
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Wiesbaden: Biker demonstrieren auf der Bahnhofstraße mit einem Korso gegen mögliche Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen..
© Quelle: Andreas Arnold/dpa
Berlin. Die einen klagen über Lärmbelästigung, andere sehen ihre Freiheit eingeschränkt: Der Ärger um lärmende Motorräder schwelt weiter.
Doch die Forderung der Bundesländer, das Motorradfahren an Sonn- und Feiertagen aus Lärmschutzgründen leichter als bisher zu verbieten, findet nur wenige Unterstützer auf Bundesebene.
Nur die Grünen signalisieren vorsichtige Zustimmung.
Der Bundesrat fordert neben möglichen Fahrverboten von der Bundesregierung, die Strafen für Manipulationen am Auspuff “deutlich zu verschärfen”.
Außerdem solle die Regierung Wege finden, damit sich “Raser” und “Belästiger” nicht weiterhin einer Strafe entziehen könnten – gerade Raser auf zwei Rädern sind oft schwer zu identifizieren.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat bereits klargemacht, dass er dem Anliegen des Bundesrats nicht nachkommen will. Die Motorradszene hatte zuvor mobilgemacht, in mehreren deutschen Städten war es am Wochenende zu Demos gekommen.
In München alleine fuhren 10.000 Biker durch die Stadt. Scheuer argumentiert, die Straßenverkehrsbehörden hätten schon jetzt im Einzelfall die Möglichkeit, Fahrverbote zu verhängen.
Lärmintensives Equipment als Verkaufsargument
Andere sehen aber sehr wohl Handlungsbedarf: “Zeitlich begrenzte Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen für einzelne Streckenabschnitte sind sicher das letzte Mittel, wenn das Lärmproblem überhandnimmt und andere Maßnahmen kurzfristig keine Erleichterung bringen”, sagte Daniela Wagner, Verkehrspolitikerin der Grünen, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
“Vielleicht ist es aber – leider – so, dass es einzelne solcher Maßnahmen braucht, um ein Umdenken bestimmter Gruppen von Motorradfahrern und der Industrie, die diese bedient, herbeizuführen.”
Die Politikerin: “Solange die Industrie in der Produktion von lärmintensivem Equipment ein wichtiges Verkaufsargument sieht und eine erhebliche Nachfrage nach einem lärmgeboosteten Fahrgefühl besteht, wird sich nicht viel ändern.”
Die Linken-Verkehrsexpertin Ingrid Remmers lehnt ein pauschales Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen ab: “Dadurch würde die Gruppe der Motorradfahrenden im Allgemeinen für die absichtliche Lärmverursachung einer kleineren Gruppe von Verkehrsteilnehmenden verantwortlich gemacht.”
Ihre Partei setzte sich für eine fortlaufende Anpassung von Lärmgrenzwerten ein. “Grundlegend für die tatsächliche Lärmreduktion ist jedoch die Überwachung der Einhaltung der Grenzwerte. Verstöße durch nicht serienmäßige Fahrzeugumbauten, die zu einer höheren Lärmbelastung führen, müssen geahndet werden und eine Stilllegung des Fahrzeugs zur Folge haben.”
ADAC setzt auf “Lärmdiplays”
Der ADAC lehnt Fahrverbote ebenfalls “entschieden” ab. Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin: “Die Sperrung einer beliebten Motorradstrecke führt zwangsläufig dazu, dass auf andere attraktive Strecken ausgewichen wird. Das Problem wird damit nur verlagert und andernorts noch weiter verschärft.”
Der Automobilclub setzt stattdessen auf eine technische Lösung: “Wir empfehlen die Nutzung sogenannter Lärmdisplays, die eine wirksame Maßnahme zur Lärmprävention an besonders belasteten Motorradstrecken sein und Bewusstsein schaffen können, ohne die Mobilität zu beschränken.”
“Lärmdisplays” kontrollieren am Straßenrand anonym Tempo und Lautstärke von Motorrädern und geben dem Fahrer einige Meter weiter eine Rückmeldung: “Leiser!” in roten Buchstaben oder ”Danke!” in Grün.