Eine Aktivistin unter Diplomaten: die neue Klimasonderbeauftragte Jennifer Morgan

Die Berufung von Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan zur „Beauftragten für Internationalen Klimaschutz“ im Auswärtigen Amt stößt auf ein geteiltes Echo.

Berlin. In ihrem bisherigen Job hat Jennifer Morgan Eisblöcke vor Konferenzorten schmelzen und Plakate an Gebäuden entrollen lassen. Überraschend und spektakulär war das oft, und Morgan kam oft im Anorak dazu.

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Nun steht die 55-Jährige im Auswärtigen Amt, nicht abgeseilt, nicht heimlich über die Marmortreppen geschlichen, sondern von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eingeladen: Diese hat Morgan als neue Klimaschutzsonderbeauftragte auserkoren, für das Themengebiet also, das sie dem Ministerium als neuen Kernbereich zugefügt hat: die internationale Klimaschutzpolitik, mit Zuständigkeit für die Vorbereitung der internationalen Klimakonferenzen. „Eine Traumbesetzung“, sagt Baerbock und strahlt Morgan an.

„Kein Platz für Bayern im Kabinett, aber viel Geld für Aktivisten aus der grünen Blase“, hatte sich CSU-Generalsekretär Markus Blume via Twitter beschwert.

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Baerbock sagt, Morgan sei für diesen Job „die beste Frau, die es gibt“. Sie bringe „Expertise, Vernetzung und Glaubwürdigkeit in der Klimapolitik“ mit. Und dass Morgan US-Amerikanerin sei, zeige, dass die Regierung bei globalen Themen global unterwegs sei. Im Übrigen laufe der Einbürgerungsprozess von Morgan schon seit Langem.

Baerbock schwärmt über Morgan

Baerbock kann gar nicht aufhören zu schwärmen – und dann gibt es noch einen kleinen Vortrag, warum Klimapolitik auf jeden Fall auch ins Auswärtige Amt gehört. Es gehe schließlich nicht nur um Umwelt- und Industriepolitik, sondern auch darum, weltweit Entwicklungschancen auszuloten. „Klimapolitik im 21. Jahrhundert ist auch Geopolitik“, sagt Baerbock.

Da ist sie ganz einig mit Morgan: „Die Energiewende ist eine klare soft power Deutschlands“, sagt sie, ein Machtmittel also, das sich auf Überzeugungskraft gründet statt auf Zwang.

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Fünf Jahre hat sie an der Spitze von Greenpeace gearbeitet, davor für andere Nicht-Regierungsorganisationen und Thinktanks aus dem Klimabereich, nachdem sie als Politikstudentin in der US-Hauptstadt Washington das Thema entdeckt hat – ausgerechnet durch eine andere Grünen-Politikerin: Sie bekam ein Buch der Grünen-Vorkämpferin Petra Kelly in die Hände.

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Die vorletzte Bundesregierung von Union und SPD hat sie als Mitglied des Nachhaltigkeitsrats beraten. Eine „einmalige Chance“ sei der neue Job, sagt Morgan. „Seit 30 Jahren kämpfe ich für den Planeten und für die Zukunft der nächsten Generationen. In dieser Rolle kann ich das gut voranbringen.“

Eine Lobbyistin im Auswärtigen Amt? Baerbock und Morgan wischen den Vorwurf weg: Die Benennung sei schließlich völlig transparent. „Wenn ich für Deutschland spreche, werde ich natürlich die Positionen der Bundesregierung vertreten, nicht meine persönlichen, nicht die einer Organisation“, fügt Morgan hinzu.

Auch der Deutschland-Chef von Transparency International, Hartmut Bäumer, hält die Benennung für unproblematisch. Ideelle Anliegen seien ein Unterschied zu Wirtschaftslobbyismus, sagte er dem RND.

Morgan: „Ich bin Berlinerin“

Und dann gibt es auf die Frage eines Journalisten auch noch etwas Privates: Seit 2003 lebe sie in Deutschland, sagt Morgan. „Das ist meine Heimat. Ich bin Berlinerin.“ Sie sei sehr stolz darauf, zu einer Bäckerfamilie aus Münster zu gehören.

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Aufsehenerregend findet sie nicht nur den alten, sondern auch den neuen Arbeitgeber. Den Klimaschutz auf diese Weise in den Mittelpunkt zu stellen und als Gemeinschaftsaufgabe der Regierung zu begreifen sei das Besondere, sagt Morgan: „Es ist eine andere Art von spektakulär.“

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