Grafiken zur US-Wahl: Wo Trump seine Wähler verloren hat
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Der Kopf eines Trump-Kostüms liegt auf dem Bürgersteig auf der Black Lives Matter Plaza, während Menschen auf einem Bildschirm das Wahlgeschehen verfolgen. Foto: John Minchillo/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++.
© Quelle: John Minchillo/AP/dpa
Washington. Auf dem Weg zu seiner ersten Präsidentschaft konnte sich Donald Trump auf die weiße US-Bevölkerung verlassen. Insbesondere bei den weißen Männern im höheren Alter und solchen mit geringerer Bildung erreichte er eine stabile Mehrheit.
Zwar hielt diese Wählerschaft dem republikanischen Kandidaten auch in der jüngsten Präsidentschaftswahl die Treue. Allerdings ist der Vorsprung gegenüber Joe Biden deutlich kleiner als im Jahr 2016 gegenüber Hillary Clinton. Das zeigen Befragungen von Wählern kurz nach der Stimmabgabe durch das Meinungsforschungsinstitut Edison Research für den Fernsehsender CNN.
Die Erhebung zeigt detailliert, in welchen Bevölkerungsgruppen die Kandidaten wie abgeschnitten haben und wo die Gräben durch die amerikanische Gesellschaft verlaufen.
Erwartungsgemäß schnitt Donald Trump unter weißen Wählern deutlich stärker ab als unter Latinos, Asiaten und Schwarzen. Während der Vorsprung auf Herausforderer Joe Biden in der weißen Bevölkerung 15 Prozentpunkte betrug, gaben die Schwarzen dem republikanischen Amtsinhaber ein katastrophales Zeugnis und votierten mit 75 Prozentpunkten Vorsprung für den demokratischen Herausforderer. Allerdings ist die Polarisierung entlang der Ethnien im Vergleich zur Wahl 2016 geringer geworden. Die Zahl weißer Männer, die für die Demokraten abstimmten, hat im Vergleich zur Abstimmung vor vier Jahren zugenommen. Der Vorsprung des Republikaners auf den demokratischen Kandidaten schrumpfte von 31 auf 18 Prozentpunkte.
Auch wenn die weißen Frauen Trump mit einem Zuwachs von 3 Prozentpunkten etwas stärker unterstützten als vor vier Jahren, sank insgesamt die Zustimmung in der weißen Bevölkerung – er verlor 5 Prozentpunkte Vorsprung auf die Demokraten. Dafür wuchs die Zustimmung unter Schwarzen und Latinos – trotz seiner Kampagnen gegen die Black-Lives-Matter-Bewegung, trotz des Spotts über und der ständigen Angriffe auf Minderheiten. Im für das Wahlergebnis wichtigen Staat Florida dürfte die unerwartet große Zustimmung der Exilkubaner mit ausschlaggebend für Trumps Sieg gewesen sein.
Auch die Geschlechter haben sich in ihrer Wahlentscheidung etwas angenähert. Die Männer wünschen sich zwar nach wie vor einen Präsidenten Donald Trump (49 Prozent), allerdings mit hauchdünnem Vorsprung vor dem Demokraten Biden (48 Prozent). Die Frauen wählten wie schon 2016 mit klarer Mehrheit die Demokraten. Innerhalb der weiblichen Wählerschaft gab es allerdings erstaunliche Verschiebungen: Während mehr weiße Frauen von Demokraten zu Republikanern wechselten als umgekehrt, entschieden sich die schwarzen Wechselwählerinnen häufiger andersherum. In dieser Bevölkerungsgruppe stieg die Unterstützung für Donald Trump, allerdings auf niedrigem Niveau – nämlich von 4 auf 8 Prozent.
Auch das Alter hatte sicherlich einen Effekt auf das Abstimmungsverhalten: Je älter der Bürger, desto eher machte er das Kreuz bei den Republikanern. Unter den über 50-Jährigen konnte Donald Trump wie schon 2016 eine Mehrheit erringen. Die unter 30-Jährigen stimmten hingegen mit klarer Mehrheit für Joe Biden.
Die Städte sind blau, also demokratisch, die ländlichen Regionen rot, also republikanisch – diese Regel bestätigt sich auch 2020, aber diesmal fallen die Unterschiede nicht ganz so krass aus wie 2016. Vor allem konnte Joe Biden in den Vorstädten deutlich mehr Stimmen gewinnen (51 Prozent) als 2016 Hillary Clinton (45 Prozent). Das war eines der großen Ziele des demokratischen Wahlkampfs: die Vorstädte von den Republikanern zurückzugewinnen.
Auch das Bildungsniveau kann wohl zum Teil die Wahlentscheidung erklären. Unter Collegeabsolventen konnte Joe Biden bei der Wahl am Dienstag auf eine solide Mehrheit bauen. Die Bevölkerung ohne Collegeabschluss verteilte die Stimmen in etwa zu gleichen Teilen auf die beiden Kandidaten. Den größten Sinneswandel im Vergleich zu 2016 vollzogen die Männer mit höherer Bildung. Hatte Trump vor vier Jahren in dieser Bevölkerungsgruppe noch einen klaren Vorsprung errungen, lag er nun hinter dem demokratischen Kandidaten.
Obwohl ein höherer Bildungsabschluss häufig mit einem höheren Einkommen einhergeht, zeigte sich in dieser Hinsicht ein umgekehrtes Bild. Während mittlere und kleine Einkommensbezieher jeweils mit komfortabler Mehrheit für Joe Biden stimmten, gab es unter den Wohlhabenden mit einem Jahreseinkommen von mehr als 100.000 Dollar einen ordentlichen Vorsprung für Donald Trump.
In dieses Bild passt auch, dass vor allem jene Wähler Trump ihre Stimme gaben, die die wirtschaftliche Lage allgemein als gut oder hervorragend einschätzen. Wer die ökonomische Situation als nicht so gut oder schlecht beurteilt, gab mit großer Mehrheit sein Votum für Joe Biden.
Etwa ein Drittel der Befragten gab die Wirtschaft als ihr wichtigstes Anliegen an. Kein anderes Thema beschäftigt so viele Menschen. Unter den ökonomisch Bewegten konnte Trump eine klare Mehrheit erzielen. Auch diejenigen, deren Gedanken sich um Kriminalität und Sicherheit drehen, wählten meist den Amtsinhaber. Wer sich hingegen wegen der Gesundheit und der Corona-Pandemie sorgt, machte mit ziemlicher Sicherheit sein Kreuz bei Joe Biden. Diejenigen, die sich mit der Rassenungleichheit beschäftigten, wählten sogar zu mehr als 90 Prozent den Demokraten.