Rund 600.000 Euro Miete im Monat

Viersternehotel in Nordrhein-Westfalen soll zu Unterkunft für Geflüchtete werden

Das Viersternehotel Van der Valk in Gladbeck.

Das Viersternehotel Van der Valk in Gladbeck.

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Gladbeck. Das Viersternehotel Van der Valk in Gladbeck soll nach Planungen der Bezirksregierung Münster (im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen) zu einer Flüchtlingsunterkunft werden. „Wir befinden uns in guten Gesprächen und sind zuversichtlich, die Einrichtung im vierten Quartal 2023 an den Start zu bringen“, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung der „Bild“-Zeitung.

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Die Planungen dazu laufen bereits seit mehreren Monaten. Mitte März veröffentlichte die Bezirksregierung eine Mitteilung und bestätigte Verhandlungen „mit dem Eigentümer einer Bestandsimmobilie“ in Gladbeck. Um welches Objekt es sich handelt, wurde nicht mitgeteilt. Schnell stellte sich aber heraus, dass es um das Viersternehotel geht, das direkt an der Autobahn 2 und dem Naherholungsgebiet Wittringen liegt.

Bis zu vier Menschen in einem Zimmer

Das Hotel soll eine sogenannte Zentrale Unterbringungseinheit (ZUE) werden. In eine ZUE werden Geflüchtete nach ihrer Registrierung gebracht, bis sie einen Platz in kommunalen Einrichtungen finden. Im Hotel Van der Valk in Gladbeck sollen den Planungen zufolge 620 Geflüchtete aus der Ukraine sowie Asylsuchende aus weiteren Ländern untergebracht werden. Den Angaben auf der Website des Hotels zufolge gibt es in dem Hotel 181 Zimmer. Das bedeutet, dass sich etwa drei bis vier Menschen ein Zimmer teilen müssten.

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„Damit würde die Stadt Gladbeck bei der Pflicht zur kommunalen Unterbringung von Flüchtlingen erheblich entlastet und müsste insgesamt 310 Asylbewerberinnen und Asylbewerber weniger aufnehmen“, hieß es weiter. Sollten die Verhandlungen erfolgreich sein, müsste die Stadt Gladbeck auf längere Sicht voraussichtlich keine weiteren Geflüchteten aufnehmen, gab die Bezirksregierung in Aussicht.

Hotelmiete liegt bei rund 600.000 Euro monatlich

Aus einem „Letter of Intent“, einem sogenannten Vorvertrag, der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt, geht hervor, dass die Einmietung in das Hotel monatlich rund 600.000 Euro kosten würde. Darunter sind 320.000 Euro Kaltmiete, 40.000 Euro Miete für Einrichtung und Möbel sowie 245.000 Euro für nicht näher beschriebene Zusatzdienstleistungen. Die Nebenkosten und anfallende Umbaukosten würden ebenfalls von der Bezirksregierung und dem Land NRW übernommen. Es handelt sich um die Nettobeträge. In dem Vorvertrag ist eine garantierte Laufzeit von zehn Jahren vereinbart.

Die Landesregierung hatte Ende Februar dieses Jahres ein Sondervermögen auf den Weg gebracht. Demnach unterstützt das Land die Kommunen bei der Schaffung, Unterhaltung und Herrichtung von Flüchtlingsunterkünften mit knapp 400 Millionen Euro.

Auf Nachfrage des RND teilte die Bezirksregierung Münster am Mittwoch mit: „Bei der Errichtung und dem Betrieb von Einrichtungen für Geflüchtete achtet die Bezirksregierung stets neben humanitären Gesichtspunkten auch auf das Gebot der Wirtschaftlichkeit.“ Im Detail könne man sich „in einem derart frühen Stadium“ aber nicht äußern. „Mit dem Aufbau weiterer Landeskapazitäten erfüllt das Land seine Zusage zur Entlastung der Kommunen bei der Unterbringung Geflüchteter und prüft dabei sowohl Objekte, die sich langfristig als auch aufgrund der aktuellen Lage kurzfristig realisieren lassen. Nordrhein-Westfalen steht zu seiner Verantwortung und bietet Menschen Schutz, die vor Krieg, Terror und Verfolgung fliehen.“

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Kritik an Planungen und Standort

An den Plänen der Bezirksregierung Münster zu der Flüchtlingsunterkunft gibt es Kritik. Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist (SPD) zweifelte in einem Brief an den Bezirksregierungspräsidenten Ende April den Standort an. Das Hotel sei nicht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und die Anlage für den Tourismus in der Region von zentraler Bedeutung. Außerdem machte sie deutlich, dass es berechtigte Sorgen und Ängste bei Teilen der Bürger gebe. Die Antwort aus Münster: Durch Sicherheitspersonal und Beratungsangebote soll Konflikten vorgebeugt werden, berichtete das Lokalblatt „Neue Gladbecker Zeitung“. In einer Stellungnahme der Gladbecker SPD hieß es, der Standort sei gerade mit Blick auf Entfernungen zur Innenstadt und anderen öffentlichen Einrichtungen „nicht optimal“.

Die Gladbecker CDU forderte die Bezirksregierung Mitte April auf, die Planungen zu der Unterkunft in dem Viersternehotel einzustellen. Die Partei argumentierte ähnlich wie Bürgermeisterin Weist. Sie habe Sorge, dass, wenn so viele Menschen aus unterschiedlichen Kriegs- und Krisenregionen zusammen untergebracht werden, es zu Konflikten kommen könne. „Dieses insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass sich Asylverfahren häufig über mehrere Jahre erstrecken und die betroffenen Personen starken psychischen Belastungen ausgesetzt sind, die, so unsere Befürchtung, schnell in physische Gewalt umschlagen können“, hieß es in einer Mitteilung.

Wittringen sei ein beliebtes Naherholungsgebiet, die CDU weist auf Sicherheitsbedenken hin, die Bürgerinnen und Bürger an sie herangetragen hätten. „Selbstverständlich kann und will man den geflüchteten Menschen nicht verbieten, ihre Freizeit außerhalb der Unterbringungseinrichtung zu verbringen. Dieses hilft auch sicherlich, Aggressionen abzubauen und ein friedliches Miteinander leichter zu ermöglichen. Dennoch können wir die Bedenken und Ängste unserer Mitbürger verstehen“, teilte die Gladbecker CDU weiter mit.

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Hotel verfügt über 181 Zimmer

Auf der Website schmückt sich das Hotel mit gut ausgestatteten Zimmern. Sie seien laut eigenen Angaben mit einem Flatscreen-TV, kostenlosem WLAN, Sitzgelegenheit, Schreibtisch, Telefon und Safe ausgestattet. In den Badezimmern gebe es eine Badewanne und eine Dusche. Die Deluxe-Zimmer und Suiten würden weitere Annehmlichkeiten bieten. Die meisten Zimmer würden über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen. Beliebt sei das Hotel unter anderem bei Besucherinnen und Besuchern des in der Nähe liegenden Movie Park Germany in Bottrop. Onlinebewertungen für das Hotel gibt es allerdings sowohl gute als auch schlechte. Einige Gäste beklagen dreckige Teppiche oder Badezimmer sowie veraltetes Mobiliar.

Wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtete, habe das Unternehmen Van der Valk bereits Erfahrungen mit der Unterbringung von Geflüchteten. In ihrem Hotel in Moers bei Duisburg seien seit April 2022 rund 310 Plätze für Kriegsflüchtlinge reserviert. Insgesamt betreibt der Konzern zwölf Hotels in Deutschland.

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