„Händler des Todes“: Wer ist der berüchtigte Russe Wiktor But?
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Der Screenshot aus russischem Videomaterial zeigt Wictor But an Bord eines Flugzeugs.
© Quelle: IMAGO/SNA
Nach seinem Austausch für die amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner ist der russische Waffenhändler Wiktor But in Moskau empfangen worden. Das russische Fernsehen zeigte, wie But auf einer schneebedeckten Rollbahn aus einer Maschine stieg. Seine Ehefrau und seine Mutter umarmten ihn und überreichten ihm Blumen. Doch wer ist der Russe, über den aktuell so viel gesprochen wird?
Wiktor But ist wohl einer der berühmtesten Waffenhändler der Welt. Knapp zehn Jahre 55‑Jährige saß er in einem US-Gefängnis. Mit nur 25 Jahren gründete But eine Transportfirma. Weltweit belieferte der Russe seine Kunden offiziell mit Blumen oder Haushaltswaren. Doch in seinen Fliegern soll der Händler vor allem Kriegswaffen versteckt haben, so Medienberichte. Die vor allem aus Osteuropa geschmuggelte Militärausrüstung machte den Waffenhändler schnell erfolgreich: In den 1990er-Jahren boomte das Geschäft des Waffenhändlers. Zu seinen Kunden sollen laut den Vereinten Nationen besonders afrikanische Terrorgruppen und Rebellen gehört haben, aber auch kriegslustige Regierungen. Namenhafte Empfänger seiner Waffendeals: Al-Kaida, die Taliban und die Farc. But habe sein Geld an Bürgerkriegen in Afghanistan, Liberia, Togo oder Angola verdient, behaupten später Ermittler.
Aber er arbeitete auch mit dem Westen zusammen, transportierte UN‑Blauhelme nach Somalia, arbeitete für Großbritannien und die USA. Doch um die Jahrtausendwende nahmen diverse Geheimdienste die Fahndung des Waffenhändlers auf. Brüssel suchte den Waffenschmuggler wegen des Diamantenschmuggels und der Geldwäsche. Auch die CIA nahm die Ermittlungen auf. Mit 33 wurde But schließlich auch der Titel „Händler des Todes“ gegeben. Damals sagte der britische Minister Peter Hain:
But ist der führende Händler des Todes. Die UNO hat But als Zentrum eines Spinnennetzes von zwielichtigen Waffenhändlern, Diamantenmaklern und anderen Agenten entlarvt, die die Kriege auf der Welt befeuern. Ohne jemanden wie ihn wären wir in der Beendigung der Konflikte viel, viel weiter.
Peter Hain,
britischer Minister für Außenpolitik
Lange jagten ihn diverse Geheimdienste vergeblich, bis er 2008 in Bangkok verhaftet und an die USA ausgeliefert wurde. 2012 wurde Wiktor But schließlich von einem New Yorker Gericht wegen der Verschwörung zur Tötung von US‑Bürgern und US‑Regierungsmitarbeitern sowie zum Abschuss von Flugzeugen schuldig gesprochen. „Sie waren ein weltbekannter Waffenhändler, der die schlimmsten Regime der Welt versorgt hat“, sagte Richterin Shira Scheindlin bei der Urteilsbegründung damals. But sei es stets nur ums Geld gegangen, Menschen seien ihm einfach egal gewesen: „Er war skrupellos.“ 25 Jahre Haft und 15 Millionen Dollar Geldstrafe waren das Ende vom „Händler des Todes“ – bis jetzt.
Neun Jahre Haft für US-Sportlerin: Teamkolleginnen entsetzt über Urteil gegen Griner
Ein russisches Gericht hat die US-Basketballerin wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft verurteilt.
© Quelle: Reuters
Basketballprofi im Austausch gegen den „Händler des Todes“?
But besuchte als Jugendlicher das sowjetische Militärinstitut für Fremdsprachen und die Militärakademie. Seine Laufbahn könnte eine Beziehung zum KGB zwar nahe legen, das bestreitet But allerdings vehement. Auch jegliche Form des Waffenhandels dementiert der verurteilte Dealer von Kriegsgerät bis heute. Tatsächlich wurde Buts Lebenswerk 2005 auf die Leinwand gebracht: Nicolas Cage verkörperte in „Lord of War – Händler des Todes“ den internationalen Waffenschieber Yuri Orlov, der an den berüchtigten Russen angelehnt ist.
Russland forderte seit 2012 immer wieder die Freilassung Buts. Mit der Inhaftierung von US‑Basketballerin Brittney Griner kam Moskau diesem Ziel näher. Tatsächlich soll es jedoch US‑Präsident Joe Biden gewesen sein, der den Gefangenentausch angeboten haben soll. Laut dem US-Sender CNN wollte Biden den Waffenhändler But gegen Basketballerin Griner und Ex-US‑Soldat Paul Whelan handeln. Der Medienbericht bezogen sich auf Insiderkreise, die mit dem Austausch vertraut seien.
Der Gefangenenaustausch von Griner für But fand am Donnerstag nach russischen Angaben in Abu Dhabi statt. Die US-Sportlerin war am Abend (Ortszeit) nach Angaben von Präsident Joe Biden noch auf dem Heimweg. Nach seiner Freilassung äußerte sich But im russischen Fernsehen positiv über den Krieg in der Ukraine. „Ich weiß, dass wir gewinnen werden“, sagte er. Hätte er die entsprechenden Fähigkeiten, würde er freiwillig in den Krieg ziehen, führte But weiter aus. In Russland würde er aber nun zunächst den Schnee und die „Luft der Freiheit“ genießen.
Mit der Gefangenenaustausch konnte das Weiße Haus zwar einen Erfolg in einer Zeit massiver Spannungen verbuchen. Doch muss Paul Whelan auch nach vier Jahren russischer Haft weiter auf seine Freilassung warten, was die US-Regierung in Erklärungsnot bringt. Biden versicherte, die USA hätten Whelan nicht vergessen und würden sich weiter für seine Freilassung einsetzen. Der frühere Soldat des US-Marinekorps sitzt seit Dezember 2018 in Russland wegen Spionagevorwürfen in Haft, die laut seiner Familie und der Regierung in Washington keinerlei Grundlage haben.
RND/hyd/ag/AP
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