Fälle auch in Europa: Gedenktag erinnert an gewaltsam Verschwundene

Mexiko-Stadt im März: Eine Frau legt eine Blume auf einen Zaun, der vor dem Nationalpalast in Vorbereitung auf eine bevorstehende Demonstration zum Internationalen Frauentag errichtet wurde. Aktivistinnen schrieben die Namen von ermordeten und verschwundenen Frauen auf den Zaun.

Mexiko-Stadt im März: Eine Frau legt eine Blume auf einen Zaun, der vor dem Nationalpalast in Vorbereitung auf eine bevorstehende Demonstration zum Internationalen Frauentag errichtet wurde. Aktivistinnen schrieben die Namen von ermordeten und verschwundenen Frauen auf den Zaun.

Berlin. Jedes Jahr verschwinden auf der Welt Tausende Menschen, indem sie gegen ihren Willen verschleppt werden. Die Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen gegen gewaltsames und unfreiwilliges Verschwindenlassen registrierte seit ihrer Einsetzung 1980 insgesamt knapp 60.000 solcher Fälle in mehr als 100 Staaten. Wie viele es tatsächlich sind, lässt sich nur spekulieren – denn die Dunkelziffer ist hoch. Der Internationale Tag der Opfer des Verschwindenlassens, der jährlich am 30. August begangen wird, erinnert an diese Menschen.

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Hilfe von internationalen Organisationen

Unterstützung bei der Suche nach den Verschwundenen erhalten Angehörige von Organisationen wie Amnesty International, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz oder dem UN-Ausschuss gegen das Verschwindenlassen. Dieser überwacht die Einhaltung der entsprechenden Konvention, die momentan 64 Staaten unterzeichnet haben.

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Die ehemalige Europaabgeordnete und ehemalige Generalsekretärin von Amnesty International, Barbara Lochbihler, ist Teil dieses Ausschusses. „Wir fordern von den Staaten immer wieder ein, dass sie ihre Verpflichtungen zum Schutz vor dem Verschwindenlassen und zur Suche nach Verschwundenen ganz konkret umsetzen müssen”, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Dank eines Urteils des Obersten Gerichtshofs in Mexiko vor einigen Monaten sind diese Aufforderungen inzwischen verbindlich.

Geringe Aufklärungsquote

Wie schwierig es dennoch ist, solche Fälle aufzuklären, beweisen die Zahlen: Von den knapp 60.000 gewaltsam verschwundenen Personen konnten 46.000 Schicksale noch nicht geklärt werden. Für Lochbihler sind die Gründe vielfältig: „Fehlender politischer Wille, Unkenntnis oder Unvermögen bei Sicherheitskräften und Justiz, komplizierte Strukturen, Unverständnis für die Angehörigen, Korruption oder mangelnde Ressourcen sind Faktoren, die die Suche erschweren, und oft kommt alles zusammen.”

Vorkommnisse auch in Europa

Dabei ist das gewaltsame Verschwindenlassen von politischen Gegnern, Zeugen oder anderen unliebsamen Personen ein weltweites Phänomen. In den lateinamerikanischen Militärdiktaturen der 1970er und 80er Jahre in Argentinien und Chile war das Vorgehen gängige Praxis. In Spanien gelten 150.000 Opfer der Franco-Diktatur immer noch als „verschwunden”. Heutzutage werden vor allem im Irak und Mexiko viele Menschen verschleppt, doch auch in Belarus oder der Türkei gibt es Fälle.

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Was lässt sich dagegen tun? Für Lochbihler ist die Sache klar: „Noch mehr Staaten müssen die Internationale Konvention gegen das gewaltsame Verschwindenlassen ratifizieren. Diese müssen die notwendigen Gesetze erlassen, Polizei-, Militär- und Justizpersonal schulen und ihre Institutionen so vernetzen, dass eine wirksame Suche nach Verschwundenen möglich ist.”

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version bezeichneten wir Barbara Lochbihler als heutige Generalsekretärin von Amnesty International. Diesen Posten hat sie jedoch nicht mehr inne. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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