Gamestop-Aktien: Wenn Zocker auf Zocker treffen
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Eine Anzeigetafel an der Frankfurter Börse.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Berlin. Die Welt von Aktienhändlern und Computerspielern hat viel gemeinsam: Es geht um Nervenkitzel, Bauchgefühl und spontane Entscheidungen in Sekundenschnelle. Klar, es gibt die Aktienhändler und Fondsspezialisten, die auf langjährige Erfahrungen und genaue Analysen von Unternehmen setzen. Aber ein Teil des Geschäfts funktioniert eben auch so: starren auf Bildschirme und im richtigen Moment den Finger auf die Taste fallen lassen, die Käufe oder Verkäufe auslöst. Sekunden können da entscheidend sein – und der Reiz, der eine Reaktion auslöst, kann schon mal ein plötzlicher Anfall von Nervosität sein.
Auch die Leerverkäufe, die im Zentrum der aktuellen Turbulenzen unter anderem um die US-Firma Gamestop stehen, haben dieses spielerische Element: Auf fallende Kurse wird da gewettet. Und wirklich nicht immer stecken dahinter hochseriöse Bemühungen, unternehmerische Scheinriesen zu entlarven. Es ist ein gerüchte- und damit manipulationsanfälliges System, Firmenuntergänge können auch herbeigeredet werden.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass dieses System nun mit seinen eigenen Mitteln herausgefordert wird: Kleinanleger haben sich übers Internet zusammengefunden und massenweise Gamestop-Aktien aufgekauft, auf deren Niedergang große Hedgefonds gesetzt hatten. Die Digitalisierung hat – auf eine ganz spezielle Weise – eine weitere Branche erfasst.
Dass es sich bei Gamestop ausgerechnet um einen Computerspielhändler handelt, passt bestens.
Die Aktion der Hobbyzocker hat ihre berührenden Seiten. Sie zeigt aber vor allem auf, wo auch Jahre nach der Finanzkrise immer noch die Schwächen des Finanzsystems liegen. Mehr Regulierung ist dringend nötig. Auch professionelle Anleger sollten daran ein Interesse haben – wenn sie sich nicht als Zocker verstehen.