Früherkennung: Das Wahrnehmen von Untersuchungen orientiert sich an Pandemieentwicklung

Ein Hautarzt untersucht in seiner Praxis mit einem Vergrößerungsglas die Haut einer Patientin bei einer Hautkrebs-Früherkennung. (Symbolfoto)

Ein Hautarzt untersucht in seiner Praxis mit einem Vergrößerungsglas die Haut einer Patientin bei einer Hautkrebs-Früherkennung. (Symbolfoto)

Berlin. Es ist eine Nebenwirkung der Corona-Pandemie, die Ärzten und Krankenkassen Sorge bereitet: Viele Menschen in Deutschland haben ihre Früherkennungsuntersuchungen verschoben oder ausfallen lassen müssen – und damit die Chance verpasst, rechtzeitig gegen Krankheiten vorzugehen.

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Wie der Trendreport des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zeigt, ging mit Beginn der Pandemie im Januar 2020 die Beanspruchung vertragsärztlicher Leistungen deutlich zurück. So nahm während der ersten Pandemiewelle die Zahl der behandelten Patienten in Praxen um bis zu 23 Prozent ab.

Erst ab Ende Mai normalisierte sich die Lage in den Arztpraxen wieder – zumindest im Hinblick auf die Untersuchungen. Im Zeitraum vom 27. Mai bis zum 30. Juni war mit 2,6 Prozent sogar ein leichter Anstieg im Vergleich zum Nichtpandemiejahr 2019 zu erkennen. Der Aufwärtstrend setzte sich allerdings nicht fort – insgesamt lag die Gesamtfallzahl im dritten Quartal 2020 unter dem Vorjahreswert.

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Vorsorgeuntersuchungen um bis zu 97 Prozent eingebrochen

„Die Pandemie hat tiefe Spuren in der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung hinterlassen”, sagt Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Die eingebrochene Nachfrage nach ärztlichen Leistungen habe sich zwar weitgehend normalisiert, doch „Nachholeffekte im dritten Quartal 2020 sind allerdings weitgehend ausgeblieben”.

Das gelte laut von Stillfried vor allem für die Früherkennung. Von März bis Mai 2020 seien Vorsorge­untersuchungen wie Hautkrebs- oder Mammografie-Screening um bis zu 97 Prozent eingebrochen.

Auch eine Umfrage des Covid-19 Snapshot Monitorings (Cosmo) der Universität Erfurt kommt zu diesem Ergebnis. Demnach haben wegen der Corona-Pandemie viele Bürger Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, Gesundheits-Check-ups und Zahnarztbesuche aufgeschoben. Seit März 2020 sind es 16 Prozent der Befragten, die eine Vorsorgeuntersuchung nach hinten verlegt haben – darunter vor allem 30‑ bis 49-Jährige. Knapp jeder neunte Teilnehmende habe eine Krebsfrüherkennung aufgeschoben.

Die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Heidrun Thaiss, appellierte daher an die Bürgerinnen und Bürger, dass Früherkennungsuntersuchungen „auch in Zeiten der Pandemie konsequent wahrgenommen werden” sollten. Krebserkrankungen beispielsweise haben früh erkannt eine deutlich bessere Prognose.

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Früherkennung vor der Pandemie häufiger wahrgenommen

Doch wie sah das vor 2020 aus? Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung von Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ergab, dass 2018 noch knapp zwei Drittel einer Früherkennung grundsätzlich positiv gegenüberstanden. Dabei war die Zustimmung bei Frauen höher als die bei Männern.

Beschwerdefreiheit war laut Umfrage der häufigste Grund für eine Nichtteilnahme. 10 bis 13 Prozent gaben an, nicht ausreichend über das Angebot informiert zu sein. Dabei sind Krankenkassen verpflichtet, zu Beginn eines Kalenderjahres über alle Maßnahmen zur Früherkennung zu informieren.

Eine Übersicht zu allen Früherkennungsuntersuchungen, die im Angebot der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten sind (Stand: März 2019).

Eine Übersicht zu allen Früherkennungsuntersuchungen, die im Angebot der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten sind (Stand: März 2019).

Im Zeitraum von 2007 bis 2016 nahmen noch 85 Prozent der durchgängig anspruchsberechtigten Frauen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren an einer Früherkennung für Gebärmutterhalskrebs regelmäßig oder sehr regelmäßig teil. Das geht aus einem Versorgungsreport des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) aus dem Jahr 2019 hervor. Nur 15 Prozent nahmen demnach gar nicht oder nur selten teil.

Die Untersuchungen spielen dabei nicht nur für gesunde Menschen eine große Rolle. Bei chronisch Kranken kann eine Früherkennung dafür sorgen, beeinträchtigende Spätschäden so weit es geht hinauszuzögern. „Früh erkannt, Gefahr gebannt” ist in dieser Hinsicht das zutreffende Sprichwort.

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Hinzu kommt, dass entsprechende Untersuchungen für Bürgerinnen und Bürger kostenfrei sind. Sie werden von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet und sind generell zuzahlungsfrei. Als Anreiz für die Vorsorge­maßnahmen kann die Krankenkasse bei regelmäßiger Wahrnehmung sogar einen Bonus gewähren.

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