Fridays for Future auf der Straße

„Dass nichts passiert, ist frustrierend“: So war der Klimastreik in Berlin

Fridays for Future: Teilnehmende erzählen, warum der Protest für sie wichtig ist.

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Berlin. „Klima ist wie Bier. Warm ist scheiße.“ Jasmin steht mit ihrem Plakat und anderen Mitgliedern von Studis for Future vor dem Gebäude der TU Berlin. Etwa hundert Menschen haben sich hier um kurz nach 11 Uhr versammelt. „Wir sind zusammengekommen, um viele Menschenmassen zu bewegen und ein großes Zeichen gegenüber der Politik zu setzen, dass es eine Veränderung geben muss“, sagt Jasmin, die an der Hochschule für Wirtschaft und Recht studiert.

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Unter die Studierenden hat sich auch eine Kindergartengruppe gemischt. Sie rufen: „Ohne Bäume keine Träume.“ Dazu schlägt ein Kind unaufhörlich das Becken.

Eskortiert von mehreren Polizeieinsatzwagen marschieren die Teilnehmer zur Kundgebung am Brandenburger Tor, Startpunkt der großen Demo, zu der Fridays for Future aufgerufen hat. In rund 250 Städten in ganz Deutschland gehen heute Menschen für den Klimaschutz auf die Straße. Diese groß angelegten Demos werden von der Bewegung zweimal im Jahr organisiert. Doch in der letzten Zeit ist es ruhiger um die Gruppe geworden, die Schülerinnen und Schüler einst jeden Freitag zum Klimastreik aufgerufen hat. Ist Fridays for Future eingeschlafen?

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Nach längerer Pause streikt FFF wieder: War die Bewegung eingeschlafen?

„Eingeschlafen ist das falsche Wort“, meint Jasmin. „Wir haben die Zeit genutzt, um Menschenmassen zu mobilisieren.“ Zudem müssten die Forderungen, die die Bewegung gegenüber der Politik stellt, mit Wissenschaftlern erarbeitet werden. Das brauche seine Zeit.

Lukas Krönke aus Göttingen (r.) war in Präventivgewahrsam, nachdem er eine Autobahnausfahrt in München blockiert hatte.

Nach einer Autobahnblockade musste Lukas Krönke aus Göttingen in die JVA München. Zehn Tage saß er in Präventivgewahrsam, seit Sonntag ist er wieder auf freiem Fuß. Nun berichtet der Student von seiner Zeit im Gefängnis und kündigt an: Er werde weitermachen.

Die Protestaktionen der Klimakleber der Letzten Generation gehen denselben Forderungen nach, sind jedoch radikaler, als die von Fridays for Future. „Was die Letzte Generation macht, ist eine andere Art von Demonstration“, sagt Jasmins Kommilitonin Katharina. Zwar hätte die Bewegung eine Daseinsberechtigung, doch Massenproteste seien wirksamer. „Man inspiriert die Menschen eher so, als wenn man ihnen noch mehr Ängste macht“, findet Katharina.

Am Brandenburger Tor haben sich Tausende Menschen versammelt. Personen jedes Alters halten Plakate mit Aufschriften wie „In der Klimapolitik so orientierungslos wie beim Joggen“ oder „Privatjets verbieten“ in die Luft. Etwas abseits steht der 15-jährige Edgar mit seinen Freunden. „Es ist wichtig, für die Zukunft zu kämpfen, damit ein paar mehr Generationen auf der Erde überleben können“, sagt der Schüler. „Dass nichts passiert, ist frustrierend.“

Trotzdem lohne es sich zu kommen, denn mehr könnten die Schüler nicht ausrichten, findet die gleichaltrige Mitschülerin Lene: „Das Problem ist, dass wir nicht mehr Möglichkeiten haben, als auf die Straße zu gehen, Petitionen zu unterschreiben und unseren individuellen Lebensstil zu ändern.“

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Demonstranten jeglichen Alters liefen beim Klimastreik am 15. September 2023 in Berlin mit Protestschildern mit.

Demonstranten jeglichen Alters liefen beim Klimastreik am 15. September 2023 in Berlin mit Protestschildern mit.

Die Aktionen der Letzten Generation lehnt die Freundesgruppe ab. Es gäbe friedliche und weniger schädigende Wege, um auf das Thema aufmerksam zu machen. „Die richtigen Klimaschützer sind die, die zum Beispiel Müll aus den Meeren fischen. Das ist viel mehr wert als die Proteste der Letzten Generation“, sagt Lene.

Die richtigen Klimaschützer sind die, die zum Beispiel Müll aus den Meeren fischen. Das ist viel mehr wert als die Proteste der Letzten Generation.

Lene beim Klimastreik

Nach Angaben des Veranstalters sind an diesem Streiktag 24.000 Menschen durch Berlin gezogen. Weniger als zu Spitzenzeiten 2019. Mit Blick auf die Massen, die sich um das Brandenburger Tor scharen, sagt Clara Duvigneau, Sprecherin von Fridays for Future: „Da kann man nicht von Einschlafen sprechen.“ Dass die soziale Bewegung seit fünf Jahren noch immer „so krasse Erfolge erzielen kann“, sei viel wert. Außerdem zeige es, wie tief verankert das Bedürfnis nach Klimaschutz innerhalb der Gesellschaft sei, meint Duvigneau.

„Fridays for Future hat natürlich auch Zeiten, wo es nicht ganz so sichtbar ist. Aber deswegen sind wir heute hier, um zu zeigen, wir sind noch da, wir sind laut und wir bleiben laut“, sagt Duvigneau.

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