Frauenfußball, was soll das sein?
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Die deutsche Nationalmannschaft jubelt über das Tor zum 4:0 beim EM-Gruppenspiel gegen Dänemark.
© Quelle: IMAGO/Michaela Merk
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
vor ein paar Tagen habe ich ein interessantes Gespräch geführt. In einem Telefonat wurde ich nach meinen Plänen für den Abend gefragt. Ich war quasi schon auf dem Weg zu Freunden und erzählte, dass ich dort Fußball schauen wollte.
Mein Gesprächspartner – eigentlich recht sportinteressiert – reagierte verwirrt und fragte, wer denn spielen würde. „England gegen Österreich“, sagte ich – doch das half nur bedingt. „Hä, ist das Nations League?“, fragte er. „Nein“, erwiderte ich, „das ist das EM-Eröffnungsspiel.“ Auch das reichte nicht. Erst, als ich das Wort „Frauenfußball“ nannte, war ihm klar, wovon ich sprach.
Für viele sind es zwei verschiedene Sportarten
Seit Mittwoch läuft die Europameisterschaft der Frauen in England. Am Freitag spielte die DFB-Elf ihre erste Partie gegen Dänemark und gewann eindrucksvoll mit 4:0. Mehr als 15.000 Menschen sahen das Spiel im Brentford Community Stadium in London live, knapp sechs Millionen Deutsche verfolgten es im TV.
Dennoch steht mein Gespräch symbolisch für das Problem, das der sogenannte Frauenfußball hat. Noch immer sind Fußball und Frauenfußball für viele zwei unterschiedliche Sportarten. Viele Fans würden sich Spiele der Frauen-EM oder der Frauen-Bundesliga nicht anschauen, da man oder Mann sich das im Vergleich ja nicht ansehen könne.
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Starke Leistung: Deutschlands Spielerinnen jubeln nach dem 4:0-Sieg.
© Quelle: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
„Frauen spielen Fußball. #KeinFrauenfußball“ heißt deshalb eine Kampagne, die der DFB-Partner Volkswagen unmittelbar vor der EM veröffentlicht hat. Es geht um Gleichberechtigung und Wertschätzung und darum, Vorurteile auszuräumen.
Ja, es gibt Unterschiede, keine Frage. Aber erstens: Auch nicht jedes Spiel der Männer ist sehenswert. Und zweitens: Der Auftakt der DFB-Frauen hatte nicht nur großen Unterhaltungswert, sondern war auch qualitativ richtig gut.
Möglicherweise träumt die eine oder andere Spielerin schon – etwas früh – von einem neuen Sommermärchen. Aber warum denn nicht? Denn: Der Frust in Hinblick auf die im Winter anstehende Weltmeisterschaft in Katar ist riesig. Einer YouGov-Umfrage zufolge sind 48 Prozent der Befragten für einen WM-Boykott durch das Team von Bundestrainer Hansi Flick. Da ist die EM im traditionsreichen England doch eine willkommene Abwechslung.
Auf diese Frauen sollten Sie schauen
Damit Sie wissen, mit wem Sie es dort zu tun haben, habe ich drei Spielerinnen ausgewählt, auf die Sie besonders achten sollten.
- Lina Magull: Gegen Dänemark stand die Spielerin des FC Bayern zwar nur 60 Minuten auf dem Platz, doch die Zeit reichte, um von der Uefa als Spielerin des Spiels ausgezeichnet zu werden. Nicht zuletzt, weil sie in der 21. Spielminute zum 1:0 traf und das 2:0 auflegte. „Ich bin sehr stolz auf die ganze Mannschaft. Wir haben eine hervorragende Leistung gezeigt und nie Zweifel aufkommen lassen“, sagte sie nach dem Abpfiff und zeigte sich schon fast peinlich berührt, als die Uefa ihr den Pokal für die Auszeichnung überreichte – ein Indiz dafür, dass das Team im Vordergrund steht und nicht die einzelne Spielerin.
- Alexandra Popp: Die 31-Jährige sorgte für den emotionalsten Moment des Spiels. Mit 115 Länderspielen und 54 Toren ist „Poppi“ mit Abstand die erfahrenste Nationalspielerin – eine EM spielte sie aber noch nie. 2013 stoppte sie eine Knöchelverletzung, 2017 ein Meniskusriss. Auch in diesem Jahr sah es lange eng aus. Erst im März feierte die Stürmerin des VfL Wolfsburg ihr Comeback, nachdem sie sich ein Jahr zuvor einen Knorpelabriss zugezogen hatte. Kurz vor der EM kam dann auch noch ein positiver Corona-Test dazu. Und nun schießt sie in ihrem ersten EM-Spiel direkt ihr erstes Tor, das tränenreich bejubelt wurde.
- Laura Freigang: Obwohl die Stürmerin von Eintracht Frankfurt zumindest am Freitag auf dem Platz keine Rolle spielte, zieht sie außerhalb des Platzes Aufmerksamkeit auf sich. Zum Beispiel mit ihrem Tiktok-Kanal. Dort postet die 24-Jährige seit kurzer Zeit Videos, in denen sie humorvoll auf frauenfußballfeindliche Kommentare reagiert. Generell setzt sie sich stark für Gleichberechtigung in ihrem Sport und gegen Homophobie und Rassismus ein.
Am Dienstag, 12. Juli, steht die DFB-Elf zum zweiten Mal auf dem Platz. Um 21 Uhr wird die Partie gegen Spanien angepfiffen. Das dritte Gruppenspiel gegen Finnland findet am 16. Juli um 21 Uhr statt.
Zitat des Tages
Alles ist möglich. Alles kann passieren. Es kann sein, dass das Gas wieder fließt, auch mehr als davor. Es kann sein, dass gar nichts mehr kommt.
Robert Habeck,
Wirtschaftsminister, stimmt Deutschland auf eine Zerreißprobe durch Gasknappheit ein.
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- Wahlen: Zwei Tage nach dem tödlichen Attentat auf den Ex-Premier Shinzo Abe wählt Japan ein neues Parlamentsoberhaus.
Wer heute wichtig wird
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Die Außenministerin Annalena Baerbock ist auf Reisen durch Südostasien. Nachdem sie am Samstag den Inselstaat Palau besucht hat, geht es heut weiter nach Japan. Um 8.30 Uhr soll sie in Nagasaki eintreffen, am Mittag geht es dann weiter nach Tokio.
© Quelle: IMAGO/photothek
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