Frauen an Unternehmensspitze: Genug lamentiert!
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Eine Managerin erklärt eine an die Wand projizierte Grafik.
© Quelle: Tobias Kleinschmidt/dpa
Die Fakten liegen auf dem Tisch, und die Wirtschaft scheint keine Antwort auf den Vorwurf zu finden, dass in deutschen Unternehmen Frauen daran gehindert werden, in die Führung aufzusteigen. Denn wie kann es sein, dass der Frauenanteil in Aufsichtsräten börsennotierter Firmen, die seit 2016 unter die gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent fallen, inzwischen auf 35,2 Prozent gestiegen ist und 80 Prozent der Unternehmen, die keiner Quote unterliegen, den Laden ohne Frauen im Vorstand managen?
Zwang und Quoten passen eigentlich nicht zu einer modernen und liberalen Gesellschaft, in der viele Deutsche leben möchten. Es ist nachvollziehbar, sich dagegen zu sträuben. Doch wie passt es ins Bild, dass Frauen zwar etwas mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ausmachen – im wirtschaftlichen Topmanagement jedoch deutlich unterrepräsentiert sind?
Es ist erstaunlich, wie lange sich herkömmliche Strukturen – der Mann führt, die Frau gleicht Unzulänglichkeiten still und wie selbstverständlich aus – halten. Man könnte sagen, der Erfolg gibt der deutschen Wirtschaft recht. Aber: Ist sie überhaupt noch auf der Erfolgsspur? Und: Wäre sie womöglich mit mehr Managerinnen erfolgreicher?
Freiwillig werden wir das wohl nie erfahren – aber die gesetzliche Quote für Aufsichtsräte von gut 100 Unternehmen hat nicht zu deren Niedergang geführt. Der Vorstoß der SPD-Ministerinnen Giffey und Lambrecht, die Frauenquote für Aufsichtsräte deutlich auszuweiten und Vorständen großer Unternehmen die Beteiligung mindestens einer Frau vorzuschreiben, ist daher richtig. Sonntagsreden zur Beteiligung von Frauen wurden jedenfalls genug gehalten.
Die Politik darf hier inzwischen als Vorbild gelten. Zwar gibt es im Bundeskabinett einen leichten Männerüberhang, geführt wird die Regierung jedoch von einer Frau. Seit knapp 15 Jahren. Und das ziemlich erfolgreich.
RND