Frankreich lockert nur langsam – noch keine Entwarnung
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Die abfotografierten Bildschirme zeigen Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, der eine Fernsehansprache an die Nation zur aktuellen Corona-Lage hält.
© Quelle: Thomas Coex/AFP/dpa
„Die Mühen, Ihre Mühen haben sich ausgezahlt“, beginnt der französische Präsident. An diesem Dienstagabend will er bei einer neuerlichen Fernsehansprache zur aktuellen Coronavirus-Situation nach fast vier Wochen Lockdown vorsichtig Optimismus verbreiten – aber noch keine Entwarnung geben. „Wir müssen unsere Anstrengungen noch fortführen“, sagt Emmanuel Macron. Er spricht schnell und sicher, wirkt ernst und konzentriert.
Seit mehreren Tagen haben sich die Infektionszahlen in Frankreich stetig verbessert und die zuletzt sehr angespannte Situation in den Krankenhäusern entspannte sich allmählich wieder leicht. Zuletzt wurden 9155 Neuinfektionen pro Tag vermeldet – ein starker Abfall gegenüber dem Höchstwert von 86.852, der am 7. November erreicht worden war. Doch immer noch sterben täglich mehrere Hundert Menschen in Frankreich infolge einer Infizierung mit dem Coronavirus. Insgesamt zählt das Land fast 50.000 Corona-Tote.
Frankreich hofft auf das Weihnachtsgeschäft
Seit 30. Oktober dürfen sich die Franzosen, abgesehen von nachweisbaren Gründen wie dem Gang zur Arbeit oder zum Arzt oder um ihre Kinder in die Schule zu bringen, höchstens einen Kilometer und eine Stunde lang von ihrer Wohnung entfernen und müssen dafür stets eine vorher ausgefüllte Bescheinigung bei sich tragen.
Ab Samstag sind Ausgänge in einem Umkreis von bis zu 20 Kilometern und bis zu drei Stunden erlaubt. Auch dürfen dann die Geschäfte wieder öffnen. Zuletzt hatte die Wirtschaft stark Druck gemacht mit Blick auf die vielen Läden, die hoffen, die Verluste des Jahres wenigstens durch das Weihnachtsgeschäft abfedern zu können.
Amazon verschiebt Black Friday
Auf Drängen der französischen Regierung hin hat sich der Onlinekonzern Amazon dazu bereit erklärt, die am Freitag stattfindende Verkaufsaktion „Black Friday“ in Frankreich um eine Woche auf den 4. Dezember zu verschieben. Macron versprach gestern eine Ausweitung der Hilfen unter anderem für Unternehmen, Selbstständige und Künstler, für vier Millionen Familien mit geringem Einkommen und 1,3 Millionen junge Leute ohne Job sowie für Restaurants, Diskotheken oder Sportklubs, die 20 Prozent ihres Jahresumsatzes von 2019 vom Staat überwiesen bekommen.
Ab 15. Dezember sollen die Ausgangsbeschränkungen fallen, Kinos, Theater und Museen wieder öffnen. Allerdings wird dann eine Sperrstunde von 21 bis 7 Uhr eingeführt, so wie sie viele französische Städte bereits vor dem jüngsten Lockdown kannten. Ausnahmen gibt es am Heiligen Abend und in der Silvesternacht. „Doch es werden mit Sicherheit keine Weihnachtsferien wie die anderen“, warnte Macron. Sofern es die Infektionslage erlaubt, sollen am 20. Januar alle Einschränkungen wegfallen. Erst dann dürfen wohl auch die Restaurants wieder öffnen.
Macron zeigte sich optimistisch, dass ab Ende Dezember oder Anfang Januar die ersten Impfungen in Frankreich beginnen. Darüber, dass sich 40 Prozent der Franzosen nicht impfen lassen wollen, verlor er kein Wort, sondern appellierte an das Wohlwollen und Verantwortungsbewusstsein seiner Landsleute. „Jeder von uns hält einen Teil der Lösung in den Händen“, sagte er. „Heute halten wir zusammen, morgen werden wir gemeinsam siegen.“
Vorerst kein Wintersport in Frankreich
Ungeachtet der etwas verbesserten Corona-Lage in Frankreich hat sich Emmanuel Macron gegen eine rasche Öffnung von Wintersportorten ausgesprochen. Es laufe zwar dazu noch eine Abstimmung der Regierung, doch es erscheine ihm unmöglich, eine Öffnung für die Feiertage am Jahresende ins Auge zu fassen. Das sagte der Staatschef am Dienstagabend in einer Fernsehansprache.
Eine Wiedereröffnung im Januar „unter guten Bedingungen“ sei vorzuziehen. „Wir werden uns zu diesem Thema mit unseren europäischen Nachbarn abstimmen“, fügte der 42-Jährige hinzu. Frankreich hat wichtige Wintersportzentren in den Alpen und in den Pyrenäen.
Vor Macrons Äußerungen hatte Italiens Vorstoß für einen späteren Start der Wintersportsaison in der EU einen Streit unter den Alpenländern ausgelöst. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte will Skigebiete mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten. Österreich reagierte darauf mit vehementer Ablehnung.
mit dpa