Floridas Gouverneur DeSantis kann sich nach Hurrikan „Ian“ profilieren
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Ron DeSantis, Regierungschef von Florida, spricht mit Donald Trump (Archivbild)
© Quelle: Evan Vucci/AP/dpa
Fort Myers/Immokalee/Washington. Der Gouverneur von Florida hat in diesen Tagen viel zu tun. Nachdem Hurrikan „Ian“ in dem US-Bundesstaat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hat, muss sich Ron DeSantis als Krisenmanager beweisen. Jeden Tag reist der 44-Jährige mit seiner Frau Casey quer durch die Katastrophengebiete und verspricht Hilfe.
DeSantis ist mitten im Wahlkampf. Bei den US-Wahlen im November will sich der Republikaner als Gouverneur wiederwählen lassen. Und: Er gilt für die Präsidentenwahl 2024 als größter parteiinterner Konkurrent für Ex-Präsident Donald Trump. Noch hat keiner der beiden offiziell eine Präsidentschaftsbewerbung verkündet, doch Beobachtern zufolge ist das nur eine Frage der Zeit.
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Hurrikan „Ian“ verschafft dem Gouverneur Sichtbarkeit
Naturkatastrophen entscheiden mitunter über die politische Karriere von Politikern, wie auch prominente Beispiele aus Deutschland zeigen. Für eine Prognose zu den politischen Folgen der Katastrophe in Florida ist es noch zu früh. Eines aber ist sicher: Das Desaster durch den Hurrikan verschafft dem Gouverneur Sichtbarkeit - und die Möglichkeit, sich als Kümmerer und Krisenmanager zu geben.
Genau das tut DeSantis dieser Tage. Im Windbreaker verteilt er Wasser und Essen an Menschen, deren Häuser zerstört wurden, schüttelt Hände und nimmt Leute in den Arm, die alles verloren haben. Fotos der guten Taten zieren seinen Twitter-Account. Und mehrmals täglich tritt der Republikaner vor Mikrofone, um einen Überblick über die Noteinsätze und den Wiederaufbau zu geben: sortiert, pragmatisch, staatsmännisch.
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DeSantis gibt sich im Umgang mit Biden betont höflich
Parteipolitische Kämpfe mit den Demokraten und deren Nummer eins, US-Präsident Joe Biden, klammert DeSantis bei seinem Hurrikan-Einsatz betont aus. Als Biden am Mittwoch Fort Myers in Florida besucht, treten die beiden gemeinsam auf und begegnen einander betont höflich.
DeSantis dankt Biden für die Unterstützung des Bundes, Biden dankt DeSantis für dessen Gastfreundschaft. Und beide betonen, wie wichtig die Zusammenarbeit in so einer Lage sei. „Hier geht es darum, dass Amerika zusammenkommt“, sagt der Präsident, dessen Sprecherin schon vorab verkündete, mit Blick auf den Hurrikan seien DeSantis und er „ein Team“. Das ist so was wie verbaler Waffenstillstand.
Florida: Zahl der Todesopfer nach Hurrikan „Ian“ steigt
Nach einem Hurrikan in dem US-Bundesstaat Florida kamen laut offiziellen Angaben mehr als 80 Menschen ums Leben.
© Quelle: Reuters
Floridas Gouverneur setzt Demokraten bei Einwanderungspolitik unter Druck
Denn üblicherweise tut DeSantis, was er kann, um Biden das Leben schwer zu machen. Mit seiner öffentlichkeitswirksamen Aktion, Migranten von der US-Grenze per Flugzeug auf die bei Demokraten beliebte und noble Ferieninsel Martha‘s Vineyard bringen zu lassen, war der Republikaner zuletzt besonders präsent und schaffte es sogar in die internationalen Schlagzeilen.
Dabei ging es DeSantis vor allem darum, gegen Bidens Einwanderungspolitik zu protestieren. Die Gouverneure von Texas und Arizona hatten zuvor mit ähnlichen Aktionen für Aufsehen gesorgt. Demokraten werfen ihnen vor, Migranten für billige politische PR zu missbrauchen.
DeSantis galt als Günstling des einstigen Präsidenten
Vor seiner Wahl zum Gouverneur von Florida vor vier Jahren war DeSantis Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Als er 2018 in den Wahlkampf um das Gouverneursamt in Florida ging, galt er als Günstling des damaligen Präsidenten Trump.
Der bezeichnete DeSantis da noch als „brillante junge Führungspersönlichkeit“. Nun aber fällt die Zurückhaltung des 32 Jahre älteren Trump auf: Bei den US-Vorwahlen, bei denen Trump für unzählige Kandidatinnen und Kandidaten eine Wahlempfehlung aussprach, fiel kein Wort zu DeSantis.
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Wie der Monsterhurrikan „Ian“ in Florida selbst einen politischen Hardliner kurzfristig weichspült
Der Rekordwirbelsturm hinterlässt in Florida eine Spur der Verwüstungen. 2,6 Millionen Haushalte haben keinen Strom. Bei der Bewältigung der gigantischen Schäden muss Gouverneur Ron DeSantis nun mit seinem Erzfeind Joe Biden zusammenarbeiten. Der ultrarechte Populist gibt sich plötzlich staatstragend.
Der Mann aus Florida gehört wie Trump zum rechten Flügel seiner Partei. Bei seinen Wahlkampfauftritten spricht er über die „Indoktrinierung“ von Kindern und Jugendlichen an Amerikas Schulen durch die „Verbreitung der Gender-Ideologie“. Im März unterzeichnete er, selbst Vater dreier Kinder, ein Gesetz zum „Schutz der elterlichen Rechte auf die Erziehung“, das Unterricht über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität im Kindergarten bis zur dritten Klasse verbietet.
Wiederkehrende Themen bei seinen Auftritten sind auch der Anstieg an Kriminalität durch illegale Einwanderer, für den er keine konkreten Belege nennt, sowie die Corona-Politik der US-Regierung, die er für komplett gescheitert hält.
Als „Trump mit Gehirn“ bezeichnet
DeSantis bietet ähnliche Hardliner-Positionen wie Trump. Aber er teilt nicht dessen Hang zu Skandalen, Kontrollverlust und Chaos, sondern gilt als disziplinierter und smarter als sein Parteikollege. Das macht ihn nach Einschätzung mancher Kritiker gefährlicher als Trump. DeSantis hat die Elite-Unis Yale und Harvard besucht.
Ketzerisch wird DeSantis mitunter als „Trump mit Gehirn“ tituliert. Noch dazu war er bei der Navy - und im Irak im Einsatz. In den USA ist das kein unwichtiges Detail. Für jene in der Partei und an der Basis, die genug haben von Trumps Eskapaden, aber einen Kandidaten mit Trumpschen Inhalten wollen, ist DeSantis eine echte Alternative. Ronald anstelle von Donald. Einer wie Trump, aber ohne dessen politischen und juristischen Ballast.
„Er hört den Menschen zu. Er ist hier runtergekommen, während wir mitten im Sturm steckten.“
Bewohnerin des vom Hurrikan betroffenen Immokalee
Katastrophenopfer zeigen positive Reaktionen
Die Begegnung mit Biden in Fort Myers zeigt, dass DeSantis zumindest nach außen auch im Umgang einen kultivierteren Ansatz verfolgt, dass er sich anders als Trump durchaus an politische und gesellschaftliche Konventionen gebunden fühlt. Fanatische Trump-Anhänger, die sich im Kampf gegen das „Establishment“ sehen, könnte das vergrätzen.
Wer sich aber bei den Menschen in Florida umhört, wo bei der Präsidentenwahl 2020 eine knappe Mehrheit für Trump stimmte, dem schlagen viele positive Reaktionen zu DeSantis entgegen. „Ich liebe ihn und seine Politik“, sagt der 18-jährige Julian aus Naples, der mit seinen Freunden aus einem Fast-Food-Restaurant in Immokalee kommt. „Ich mag sehr, was er im Bereich Erziehung und Schule macht.“
Im Örtchen Immokalee, wo die Auswirkungen des Hurrikans noch sehr zu spüren sind, schwärmt die 61-jährige Vicki Claggett über DeSantis: „Er hört den Menschen zu. Er ist hier runtergekommen, während wir mitten im Sturm steckten.“ Claggett sagt, sie würde ihn eher unterstützen als Trump. Denn der habe die Leute wütend gemacht.
RND/dpa
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