Greta, Johann und Co. machen Druck: „Wenn wir so weitermachen wie bisher …“
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Demonstrierende beim Klimastreik von Fridays for Future vor dem Berliner Reichstag.
© Quelle: Getty Images
Berlin. „Es ist unsere Zukunft“, steht in neongrellen Lettern auf einem Transparent, das mehrere Mädchen und Jungen am Freitagmittag vor dem Reichstagsgebäude in Berlin in die Höhe halten. Elf Jahre sind sie alt und Schülerinnen und Schüler einer sechsten Klasse. Wählen dürfen sie noch nicht, sie richten sich deshalb an ihre Eltern und Großeltern: „Wählt für uns und nicht für euch selbst“, sagt eines der Mädchen.
Zehntausende Menschen haben sich im Berliner Regierungsviertel versammelt, um zwei Tage vor der Bundestagswahl für eine konsequente Klimaschutzpolitik und die Einhaltung des 1,5‑Grad-Ziels zu demonstrieren.
Greta Thunberg: „Deutschland gehört zu den größten Klimasündern“
Zwei Tage vor der Bundestagswahl sprach die Gründerin der Bewegung Fridays for Future Greta Thunberg vor Tausenden Menschen am Reichstagsgebäude in Berlin.
© Quelle: Reuters
Viele Erwachsene sind gekommen, Eltern, Großeltern, auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Aber vor allem viele Jugendliche und Kinder. Kinder wie Johann, der als jüngster Redner auf der Klimastreikbühne vor dem Parlament spricht. „Ich bin zwölf Jahre alt und darf bei den übernächsten Bundestagswahlen zum ersten Mal meine Stimme abgeben“, sagt er. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird unser CO₂-Budget für 1,5 Grad bei meiner ersten Wahl in acht Jahren aufgebraucht sein.“
Die Politik müsse sofort handeln, fordert auch Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme und Mitinitiator der Scientists for Future. Die Dringlichkeit des Klimaschutzes sei in keiner der im Bundestag vertretenen Parteien ausreichend angekommen, sagt Quaschning im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Wir wissen ja, welche Parteien mehr für den Klimaschutz machen. Und selbst die ambitionierteren trauen sich nicht, die Maßnahmen zu nennen, die wir brauchten, um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten“, kritisiert er.
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Der Professor für regenerative Energiesysteme und Mitinitiator der Scientists for Future Volker Quaschning.
© Quelle: Felix Huesmann/RND
Die Demonstration kurz vor der Wahl werde kein Ruder mehr rumreißen können. Doch der Druck von der Straße sei auch nach der Bundestagswahl wichtig – besonders in den dann anstehenden Koalitionsverhandlungen.
Nach mehreren Redebeiträgen und Musikeinlagen ziehen laut Veranstalterangaben 100.000 Menschen durch das Zentrum der Hauptstadt. Die Berliner Polizei spricht dagegen am Nachmittag von einer mittleren fünfstelligen Zahl.
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Angeführt von Luisa Neubauer und Greta Thunberg
Die prominenten Klimaschutzaktivistinnen Luisa Neubauer und Greta Thunberg führen die Demonstration hinter einem Transparent mit der Aufschrift „Fight for Climate Justice“ (Kämpft für Klimagerechtigkeit) an. Besonders auf die 18-jährige Schwedin Thunberg, die Initiatorin der Fridays-for-Future-Bewegung, richten sich dabei Dutzende Kameras.
Als ein Teil des langen Protestzugs wieder vor dem Reichstagsgebäude ankommt, hält auch Thunberg dort eine Rede. „Ihr müsst wählen gehen, aber das ist nicht genug“, ruft sie den Menschen auf dem Platz der Republik zu. Sie sollten auch weiter auf die Straße gehen und „echten Klimaschutz“ von den Politikerinnen und Politikern einfordern. Die Menschen seien bereit für Veränderung. „Wir wollen Veränderung, wir sind die Veränderung“, erklärt Thunberg.
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Die Klimastreikdemonstration ist Teil eines internationalen Aktionstages. Weltweit sollten 1500 Veranstaltungen stattfinden, allein in Deutschland waren laut Angaben von Fridays for Future mehr als 470 Streiks geplant.
In mehreren Städten gingen die Angaben von Polizei und Veranstaltern zu den Teilnehmerzahlen stark auseinander. In Hamburg sprach Fridays for Future beispielsweise von 80.000 Menschen, während die Polizei lediglich 21.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nannte. In Frankfurt am Main gingen laut Veranstalterangaben etwa 19.000 Menschen auf die Straße.
Vor Beginn einer Klimastreikdemonstration in Köln suchte Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock dort das Gespräch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern. An einer Demonstration in Bonn nahmen laut Veranstalterangaben etwa 10.000 Menschen teil, in Potsdam 2600. Auch im Südwesten der Republik fanden Großdemonstrationen statt. So beteiligten sich in Freiburg etwa 12.000 Menschen.
In Kiel hatte eine kleinere Gruppe von Demonstrierenden mit einem Holzgestell eine Bundesstraße blockiert, um gegen einen Ausbau der Straße zu einer Autobahn zu protestieren. Im britischen Dover blockierten Klimaschutzaktivistinnen und ‑aktivisten bereits am Freitagmorgen den Hafen.