FDP schlägt „gesetzliche Aktienrente“ vor – Wie soll das funktionieren?
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Der FDP-Politiker Johannes Vogel wirbt für eine gesetzliche Aktienrente.
© Quelle: imago images/Jürgen Heinrich
Berlin. Die FDP will das deutsche Rentensystem grundlegend reformieren und die gesetzliche Rente nicht mehr allein über das umlagefinanzierte System organisieren. „Wir wollen eine gesetzliche Aktienrente nach schwedischem Vorbild vorlegen“, sagte der rentenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, bei der Vorstellung des Konzepts in Berlin. Deutschland solle bei der Rente „von Schweden vollständig lernen“. Vogel sagte, es gehe darum „eine enkelfitte Rente“ zu erreichen.
Das umlagefinanzierte Rentensystem funktioniert so, dass die jeweils arbeitende Generation für die Bezüge der Rentnergeneration aufkommt – und dadurch den Anspruch erwirbt, dass die kommenden Generation für ihre Rentenbezüge zahlt. Die FDP schlägt nun vor, dass ein Teil dessen, was jemand bislang als Rentenbeitrag bezahlt, stattdessen in eine gesetzliche Aktienrente fließen soll.
Das Beispiel Schweden
Vogel verweist darauf, dass Schweden bereits Ende der 1990er-Jahre mit einem entsprechenden Fonds ein neues Element im Altersvorsorgesystem eingeführt habe. Dieser lege 100 Prozent des Anlagekapitals in Aktien an, größtenteils über weltweite Indexfonds. Der Fonds namens AP7 ist in Schweden fester Teil des Rentensystems. Alle Versicherten in Schweden zahlen verpflichtend 2,5 Prozent ihres Bruttoeinkommens in den AP7 oder ein vergleichbares Finanzprodukt ein. Dafür liegt der Beitragssatz für das weiterhin bestehende Umlagesystem in Schweden bei 16 Prozent – statt wie zuvor bei 18,5 Prozent.
Für Deutschland leitet die FDP daraus folgenden Vorschlag ab: „Konkret schwebt uns vor, dass jeder und jede Versicherte in Deutschland zum Beispiel 2 Prozent des eigenen Bruttoeinkommens verpflichtend in die gesetzliche Aktienrente einzahlt – wie in Deutschland üblich aufgeteilt in Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeitrag.“ Der Beitrag zur umlagefinanzierten gesetzlichen Rente solle um exakt denselben Prozentsatz gesenkt werden.
Die FDP argumentiert, durch die im internationalen Vergleich gering ausgeprägte Aktienkultur in Deutschland profitierten normale Bürger mit kleinen und mittleren Einkommen zu wenig vom Kapitalmarkt. Das Risiko lasse sich in dem vorgeschlagenen Modell durch die langfristige Anlage begrenzen. In den Jahren unmittelbar vor dem Rentenantritt solle dann das individuelle Guthaben schrittweise in einen zweiten Topf mit risikoärmeren Anlagen umgeschichtet werden, damit kurzfristige Kursschwankungen nicht zulasten der Rentenansprüche gingen.
Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr begründete den Vorschlag insbesondere mit den Herausforderungen der Alterung der Gesellschaft, die das umlagefinanzierte System an seine Grenzen bringe. Vor 50 Jahren hätten noch vier Beitragszahler eine Rente finanziert, heute seien es zwei. „In den kommenden zehn Jahren wird dieser Anteil auf 1,4 Beitragszahler pro Rentner schrumpfen“, warnte Dürr. Darauf wolle die FDP zum einen mit der gesetzlichen Aktienrente reagieren. Gleichzeitig brauche es eine gezielte Fachkräfteeinwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt. Dürr hält eine Nettoeinwanderung von 500.000 Menschen im Jahr für wünschenswert – es gehe dabei um qualifizierte Einwanderer.
RND