FDP entzieht RKI-Chef Wieler das Vertrauen: Rempler gegen Lauterbach
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Berlin. Christian Lindners künftiger Generalsekretär führt sich mit rauchendem Colt in die Ampelkoalition ein. Bijan Djir-Sarai entzieht dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, mal eben per Interview das Vertrauen der FDP und rempelt damit dessen Vorgesetzen, Gesundheitsminister Karl Lauterbach, kräftig an.
So haben früher Schulhofraufereien begonnen.
Djir-Sarai macht für sein Vorgehen einen schwerwiegenden Verstoß seiner Regierung in der Pandemiepolitik aus: das RKI hatte mit Wirkung vom 15. Januar den Genesenenstatus überraschend und ansatzlos von sechs auf drei Monate verkürzt. Betroffene verloren über Nacht ihr Recht, in Restaurants, Bars oder in Fitnessstudios zu gehen.
Tatsächlich verwunderte der rasche Vollzug dieser Maßnahme durch eine Behörde, die ansonsten ihre Aktionen langwierig begründet. Dies mochte damals dem Druck geschuldet gewesen sein, dass die Impfquote auf der Stelle trat. Besonders clever war das nicht. Aber deshalb Wieler das Vertrauen entziehen?
Der Veterinärmediziner mag dem einen oder anderen mit seiner Nüchternheit auf die Nerven gehen. Er ist ganz gewiss kein Entertainer wie Drosten oder Streeck. Aber er ist eine der wenigen verlässlichen Größen in der deutschen Pandemiepolitik.
Ihn nun zur Zielscheibe zu machen, weil die Ampel bei der Impfpflicht Verwirrung stiftet, die FDP hierbei dazu noch innerparteilich zerstritten ist und die Regierungsmannschaft in der Pandemiebekämpfung kopflos wirkt – das ist nicht mehr als Ablenkung und ein Stellvertretergefecht. Will hier etwa Lindner an Lauterbach ran?
Wie dem auch sei: Ob nun ein plötzlicher Förderstopp für Energiesparhäuser durch den Grünen Habeck, die unklare Russland-Haltung des SPD-Bundeskanzlers Scholz oder die jetzige FDP-Attacke auf Wieler – die Koalition beginnt notgedrungen, ihre Komfortzone zu verlassen.