Faktencheck: AfD-Politiker nennt falsche Zahlen zu Impfnebenwirkungen
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AfD-Politiker Martin Sichert verbreitet falsche Behauptungen zu Impfnebenwirkungen.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Berlin. Seit Beginn der Impfkampagne versuchen einige Menschen, die Covid-Impfung mit Falschinformationen zu diskreditieren. Auch manch ein Politiker verbreitet falsche Zahlen zu Nebenwirkungen - so der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Sichert am Donnerstag im Bundestag.
Er behauptete, seit Februar seien mehr Jugendliche infolge der Impfung als an Corona gestorben. Doch das ist falsch.
Wie viele Jugendliche sind wirklich gestorben?
Will man die Zahl der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren herausfinden, die an Covid-19 gestorben sind, gibt ein Lagebericht des Robert Koch-Instituts vom 11. November Aufschluss. Hier werden in einer Tabelle drei Todesfälle in der genannten Altersgruppe seit Anfang Februar aufgeführt. Diese Fälle beziehen sich allerdings nur auf gestorbene Jugendliche mit Covid-Symptomen, bei denen zusätzlich gemeldet wurde, ob sie geimpft waren oder nicht. Nach Aussage des RKI gab es zudem einen vierten Covid-Todesfall, bei dem jedoch nicht genug Angaben vorlagen. Darüber hinaus listet das RKI Covid-19-Todesfälle auch gestaffelt nach Altersgruppen und Kalenderwochen auf. Seit Februar hat es demnach auch unter den 10- bis 19-Jährigen nur sehr wenige solcher Todesfälle gegeben.
Das RKI merkt an, dass es in der Tabelle aus Datenschutzgründen die Werte 1, 2 und 3 in einer Kalenderwoche einheitlich als „<4“, also „kleiner 4“, angibt. Wenn man hier jeweils den kleinsten möglichen Wert annimmt, also einen Fall, kommt man bei den 10- bis 19-Jährigen auf mindestens zwölf Covid-19-Todesfälle zwischen 1. Februar und 24. Oktober 2021. Auf Nachfrage teilte das RKI mit, es habe 13 validierte Covid-Todesfälle in dieser Altersgruppe gegeben.
Mögliche Nebenwirkungen nach Covid-19-Impfungen werden in Deutschland dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet. Es veröffentlicht regelmäßig Berichte dazu. Laut dem jüngsten Report gab es für den Zeitraum bis zum 30. September 2021 fünf Verdachtsmeldungen zu einem tödlichen Ausgang bei Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Aber: In keinem dieser Verdachtsfälle habe das PEI einen ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung als möglich oder wahrscheinlich eingeschätzt, teilte PEI-Präsident Klaus Cichutek der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag mit.
Bei einem im Oktober kurz nach der zweiten Impfung verstorbenen Jugendlichen bestand nach Angaben des PEI eine besonders schwere, impfunabhängige Vorerkrankung des Herzens. Die Impfung sei nicht als alleiniger Auslöser des tödlichen Ausgangs zu sehen, so das Institut. Dem PEI sei bisher kein vergleichbarer Fall berichtet worden. Nach Angaben des RKI sind mittlerweile zwei Millionen Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren vollständig geimpft.
RND/dpa