Wie die Bundesregierung in Afrika um Arbeitskräfte wirbt
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Hubertus Heil (SPD, links), Bundesminister für Arbeit und Soziales, und Svenja Schulze (SPD), Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sitzen bei Gesprächen mit Samuel Abu Jinapor (rechts), Ghanas geschäftsführendem Minister für Handel und Industrie, und Gilbert F. Houngbo (links), Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (Ilo).
© Quelle: Christophe Gateau/dpa
Accra. Jahrzehntelang erfüllte die deutsche Entwicklungspolitik auch eine Aufgabe, die selten offen ausgesprochen wurde: Die Verhinderung von Flucht und damit von Einwanderung. Deutschland hatte schließlich Mühe, die eigene Bevölkerung in Lohn und Brot zu bringen.
Doch seitdem die Alterung der Gesellschaft immer mehr dazu führt, dass hierzulande in großem Ausmaß Fachkräfte fehlen, wird auch in der Entwicklungspolitik ein Wandel vollzogen. Nun heißt die Devise, Arbeitsmigration zu fördern, damit die liberalisierten Einwanderungsgesetze nicht ins Leere laufen. Anwerbung statt Abschiebung.
Sichere und reguläre Migration: Heil und Schulze unterwegs in Ghana
Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) haben dazu am Dienstag bei einem Besuch in Ghana ein erstes Projekt gestartet: Das bereits seit 2017 in der Hauptstadt Accra bestehende Beratungszentrum, das bisher aus Europa abgeschobenen oder freiwillig zurückgekehrten Migrantinnen und Migranten bei der Reintegration in Ghana geholfen hat, wird künftig gezielt die legale Einwanderung nach Deutschland fördern, zum Beispiel durch die Beratung über Mangelberufe und die dabei bestehenden Anforderungen. „Ziel ist, sichere, reguläre und geordnete Migration zum gegenseitigen Vorteil zu nutzen“, sagte Schulze bei der Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung mit dem ghanaischen Arbeitsminister Ignatius Baffour Awuah.
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Während Länder wie Ghana vor der Herausforderung stünden, Jobs für die junge, wachsende Bevölkerung zu schaffen, sorge der demografische Wandel in Deutschland dafür, dass in vielen Bereichen händeringend Arbeitskräfte benötigt würden, so Schulze. „Richtig gesteuert birgt Migration enormes Potenzial für die wirtschaftliche Entwicklung in unseren Partnerländern, aber auch bei uns“, so die Entwicklungsministerin. Und Kabinettskollege Heil ergänzte. „Wir müssen alle Register im In- und Ausland ziehen, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.“ Das Migrationsberatungszentrum erfülle dabei eine wichtige Funktion als zentrale Anlaufstelle zur Information und Beratung. „Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung für unser Land“, so der Arbeitsminister.
Heil und Schulze: Es wird vor Ort keinen „Brain Drain“ geben
Heil und Schulze betonten aber auch, es sei der Bundesregierung sehr bewusst, dass es sich bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte um ein sensibles Thema handele. Die Minister versicherten, es werde keinen „Brain Drain“ geben – also ein unkontrolliertes Absaugen von qualifizierten Arbeitskräften, die eigentlich vor Ort gebraucht werden. Deshalb werde man das Migrationszentrum in enger Abstimmung mit der ghanaischen Arbeitsbehörde betreiben und genau festlegen, welche Fachkräfte für eine Arbeit in Deutschland infrage kämen. „Es muss sich dreifach lohnen: Für Ghana, für Deutschland und für die Migrantinnen und Migranten“, betonte Schulze.
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Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und Hubertus Heil (beide SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, besuchen eine Schule der Sunbeam Foundation. Die Schule wurde in den 90er-Jahren von einer deutschen Frau gegründet. Heil und Schulze besuchen Ghana und die Elfenbeinküste.
© Quelle: Christophe Gateau/dpa
Das Zentrum für Jobs, Migration und Entwicklung in Accra ist das erste seiner Art, dessen Ausrichtung verändert wird. Bisher werden hier ausschließlich Menschen unterstützt, die nach Ghana zurückgekehrt sind, etwa durch Beratung und finanzielle Hilfen bei der Existenzgründung. Künftig soll über legale Migrationswege nach Deutschland, in die EU, aber auch in andere afrikanische Staaten informiert werden.
Bei Bedarf werden die Interessentinnen und Interessenten für eine Qualifizierung auch an Berufsbildungsprojekte in Ghana verwiesen, die von der bundeseigenen Entwicklungsorganisation Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (Giz) angeboten werden. Es sollen Zentren in Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien, Nigeria, Irak, Pakistan und Indonesien folgen beziehungsweise neu eingerichtet werden. Dafür hat das Entwicklungsministerium über einen Zeitraum von drei Jahren 150 Millionen Euro eingeplant.