Experte kritisiert nach Anschlag auf deutsche Soldaten Militäreinsatz in Mali
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Ein Soldat der Bundeswehr steht mit einem Sturmgewehr vom Typ G 36 am Flughafen nahe dem Stützpunkt in Gao im Norden Malis.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Berlin. Der Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung im Sahel mit Sitz in Bamako (Mali), Thomas Schiller, hat den westlichen Militäreinsatz in dem Land nach dem jüngsten Anschlag mit zwölf verletzten deutschen und einem verletzten französischen Soldaten kritisiert. „Die Sicherheitslage ist in Mali dauerhaft schlecht“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Erst kürzlich hat ein Selbstmordanschlag die Franzosen getroffen. Dass die Sicherheitslage schlecht ist, gilt aber nicht nur für Mali, sondern für die gesamte Sahelzone.“
Schiller fügte hinzu: „Der bisherige Ansatz der westlichen Staaten hat nicht zum Erfolg geführt. Die malischen Streitkräfte sind nach wie vor schlecht ausgebildet und werden schlecht geführt. Und der letzte Putsch von einigen Offizieren zeigt, dass es mit demokratisch-rechtsstaatlichen Verhältnissen nicht nach vorn gegangen ist.“ Man solle wenigstens eine Trendwende sehen können. Aber auch die sei nicht in Sicht.
Der Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung sagte weiter: „Der Fokus sollte auf der Stärkung staatlicher Strukturen liegen. Ziel kann nur sein, dass die Staaten irgendwann selbst Verantwortung übernehmen. Doch man kann den Hund nicht zum Jagen tragen und muss auch klarmachen, dass bestimmte Dinge nicht gehen. Und andauernde Putsche gehen nicht. Es ist ein Geben und Nehmen. Im besten Falle geben beide.“
Högl erschüttert
Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), sagte dem RND: „Die Nachrichten sind erschütternd. Meine Gedanken sind bei den Soldaten und ihren Angehörigen. Ihnen wünsche ich viel Kraft. Das Wichtigste ist, dass die Verletzten die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten und sicher nach Deutschland gebracht werden.“
Derzeit sind rund 900 deutsche Soldaten an dem UN-Einsatz beteiligt, auf den der Angriff erfolgte. Die Obergrenze liegt bei 1100 Männern und Frauen aus Deutschland. Daneben gibt es einen zweiten Bundeswehreinsatz in Mali im Rahmen der Ausbildungsmission der Europäischen Union namens EUTM. Er wurde nach einem Beschluss des Bundestages zuletzt deutlich ausgeweitet – und zwar von maximal 350 auf 600 Soldatinnen und Soldaten.
Allerdings hat sich die Sicherheitslage nach Einschätzung von Experten in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Außerdem gab es zwei Militärputsche in dem Land. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, hat deshalb angesichts des Anschlags gefordert, „über alle Einsätze“ der Bundeswehr im Ausland „sehr grundsätzlich neu nachzudenken“. Der Anschlag in Mali zeige nämlich auf eine sehr brutale Weise, wie gefährlich diese Einsätze seien.