Evelyn Zupke ist die erste Beauftragte für die Opfer der SED-Diktatur
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Evelyn Zupke, neue SED-Opferbeauftragte des Bundestages.
© Quelle: imago images/Political-Moments
Berlin. Die frühere DDR-Oppositionelle Evelyn Zupke ist die erste Beauftragte des Bundestages für die Opfer der SED-Diktatur. Bei der Wahl durch den Bundestag stimmten am Donnerstag 516 Abgeordnete für und 81 gegen sie, 54 Parlamentarier enthielten sich. Die 59-Jährige ist zumindest auf der symbolischen Ebene Nachfolgerin des bisherigen Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn. Er geht Mitte Juni in den Ruhestand, das Amt läuft nach 30 Jahren aus.
Tatsächlich tritt an Jahns Stelle die neue Vizepräsidentin des Bundesarchivs, Alexandra Titze. Die Stasi-Akten und die Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde gehen mit Jahns Ausscheiden in das Bundesarchiv über.
Mitglied der DDR-Opposition
Die 1962 in Binz auf Rügen geborene gelernte Heilerziehungspflegerin Zupke war Mitglied im kirchlichen „Weißenseer Friedenskreis“ in Ost-Berlin, mitbeteiligt bei der Aufdeckung des Wahlbetrugs bei den DDR-Kommunalwahlen 1989 und in der „Umwelt-Bibliothek“ aktiv. Nach dem Herbst 1989 arbeitete die Bürgerrechtlerin am Runden Tisch mit und war Mitglied der Wahlkommission. Aktuell lebt und arbeitet sie in Hamburg.
Zupke sieht bei den Hilfen für Opfer der SED-Diktatur vor allem in Westdeutschland Verbesserungsbedarf. „Im Westen muss viel passieren“, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Denn es gibt viele Hilfen, zu denen die Betroffenen dort gar keinen Zugang haben. Es kann aber nicht sein, dass Hilfe davon abhängt, wo Menschen damals oder heute gewohnt haben.“ Es fehle im Westen nicht nur der Zugang zu Hilfen, es gebe dort auch kaum ein Beratungsnetzwerk.
„Bevor es zu spät ist“
Andere Gruppen wie die der Dopingopfer seien „noch gar nicht gut erfasst“, so Zupke weiter. Und zahlreiche Opfer seien „psychisch so schwer geschädigt“, dass sie ein Anerkennungsverfahren gar nicht mehr schafften, deshalb zuweilen leer ausgingen und anschließend noch frustrierter seien. „An der Stelle muss ganz dringend etwas getan werden.“
Die Opferbeauftragte drängte zur Eile. „Die Betroffenen werden älter“, sagte sie dem RND. „Sie können auch nicht mehr überall hinreisen und sich Beratung und Hilfe holen.“ Deshalb müsse man handeln, „bevor es zu spät ist“.