Polen und Ungarn kämpfen vor EuGH gegen EU-Rechtsstaatsklausel

Das Bild zeigt ein Schild vor den Bürotürmen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) mit der Aufschrift «Cour de Justice de l'union Européene» im Europaviertel auf dem Kirchberg.

Das Bild zeigt ein Schild vor den Bürotürmen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) mit der Aufschrift «Cour de Justice de l'union Européene» im Europaviertel auf dem Kirchberg.

Luxemburg. Vor dem Europäischen Gerichtshof hat die mündliche Verhandlung zu den von Polen und Ungarn eingereichten Klagen gegen den neuen EU-Rechtsstaatsmechanismus begonnen. Die beteiligten Parteien konnten den zuständigen Richtern am Montag zunächst ihre Position erläutern, wie ein Sprecher des Gerichtshofs sagte. In dem beschleunigten Verfahren dürfte das Gericht dann bereits in wenigen Monaten das mit Spannung erwartete Urteil sprechen. Für diesen Dienstag ist ein weiterer mündlicher Verhandlungstag angesetzt (Rechtssachen C-156/21 und C-157/21).

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Warschau: Zehntausende Menschen demonstrieren für Verbleib von Polen in der EU
 October 10, 2021, Warsaw, Masovia, Poland: Protesters hold EU and Polish flags during the pro-EU rally..In Poland Polexit fears spark large pro-EU protests across the country. A massive protest was held in Warsaw, thousands of protesters came to show support for the European Union after the constitutional court ruled earlier this week that the Polish constitution overrides EU laws. Donald Tusk, the top opposition leader and chairman of the Platforma Obywatelska PO Civic Platform political party, also former President of the European Council, criticized the right-wing nationalist government and fears that the court ruling could lead to Polexit Warsaw Poland - ZUMAs197 20211010_zaa_s197_181 Copyright: xAttilaxHusejnowx

In Polen haben zehntausende Menschen für den Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union demonstriert.

Der neue Mechanismus zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit sieht vor, dass EU-Ländern Mittel aus dem Gemeinschaftsbudget gekürzt werden können, wenn wegen Rechtsstaatsverstößen ein Missbrauch der Gelder droht. Die Regierungen in Ungarn und Polen befürchten, dass das neue Verfahren vor allem gegen sie eingesetzt werden soll. Kritiker werfen ihnen vor, die Justiz entgegen den EU-Standards zu beeinflussen.

Wie Polen und Ungarn argumentieren

Beide Länder argumentieren, dass der sogenannte Konditionalitätsmechanismus nicht mit dem geltenden EU-Recht vereinbar sei. So dürfen aus polnischer Sicht für die Vergabe von Geld aus dem EU-Haushalt einzig „objektive und konkrete Bedingungen“ gelten. Die EU habe keine Befugnis, den Begriff „Rechtsstaat“ zu definieren, heißt es aus Warschau. Am vergangenen Donnerstag hatte das polnische Verfassungsgericht dieser Sichtweise noch einmal Nachdruck verliehen, indem es ein höchst umstrittenes Urteil zum Vorrang von nationalem Recht vor EU-Recht fällte.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Mechanismus zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit war im vergangen Dezember nach langen EU-internen Diskussionen vom EU-Parlament und dem Rat der Mitgliedstaaten per Mehrheitsentscheidung beschlossen worden. Eine Einigung der Staats- und Regierungschefs sieht jedoch vor, dass er erst dann angewendet werden soll, wenn der EuGH über die Klage von Ungarn und Polen entschieden hat. Mit diesem Zugeständnis wurden die Regierungen in Budapest und Warschau dazu gebracht, eine Blockade von wichtigen EU-Haushaltsentscheidungen aufzugeben.

Derzeit ist allerdings unklar, ob die zuständige EU-Kommission nicht vielleicht schon vor dem Urteil erste Verfahren für Mittelkürzungen einleiten wird. Grund dafür ist vor allem Druck des Europaparlaments.

RND/dpa

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken