Ethikrat: Hinterfragen der Corona-Maßnahmen muss möglich sein

Passanten in der Innenstadt in Jena. Ab dem 06.04.2020 sind dort Personen im öffentlichen Raum verpflichtet einen Mundschutz zu tragen.

Passanten in der Innenstadt in Jena. Ab dem 06.04.2020 sind dort Personen im öffentlichen Raum verpflichtet einen Mundschutz zu tragen.

Berlin. Der Deutsche Ethikrat hat die Politik aufgefordert, sich der Debatte über ein Ende der derzeitigen Pandemie-Einschränkungen nicht zu verweigern. Diese Debatte könne und solle von allen, auch von der Politik, als Ausdruck der offenen Gesellschaft begrüßt werden, sagte der Vorsitzende des Ethikrats, Peter Dabrock, am Dienstag in Berlin. Die gegenwärtige Kommunikationsstrategie vieler politisch Verantwortlicher zu möglichen Lockerungen sei “verbesserungsbedürftig”, ergänzte der Theologe.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Corona-Eindämmung: RKI-Chef Wieler spricht von begründetem Optimismus
BERLIN, GERMANY - MARCH 31: Lothar Wieler, President of the Robert Koch Institute, speaks to the media to give an update on the global coronavirus pandemic on March 31 in Berlin, Germany. Accoring to the institute Germany currently has approximately 62,000 cases of confirm Covid-19 infection and 583 people have died.  (Photo by Sean Gallup/Getty Images)

Gut eine Woche nach den umfassenden Kontaktverboten zeigt sich das Robert-Koch-Institut (RKI) vorsichtig optimistisch zu einer Eindämmung der Corona-Epidemie.

"Alles andere ist obrigkeitsstaatliches Denken”

Dabrock betonte, es sei derzeit noch zu früh für Lockerungen, “aber es ist nie zu früh für eine öffentliche Diskussion über Öffnungsperspektiven”. Alles andere wäre “obrigkeitsstaatliches Denken”. Wenn Menschen in einem bewundernswerten Maß Solidarität zeigten und teils sehr drastische Freiheitseinschränkungen recht klaglos in Kauf nehmen würden, dürfe man ihnen nicht das Recht absprechen, darüber nachzudenken, zu hinterfragen, “ja auch zu klagen”, sagte Dabrock.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Ethikratsvorsitzende forderte, dabei nicht primär über den Zeitpunkt zu debattieren, sondern Notwendigkeiten zu definieren. Die sachlichen und sozialen Kriterien würden derzeit hintangestellt, sagte Dabrock.

Opfer des Lockdowns nicht aus dem Blick verlieren

Der Ethikrat hatte in der vorvergangenen Woche eine Stellungnahme zur Corona-Krise veröffentlicht, in der er unter anderem ein Szenario für den Ausstieg aus den derzeitigen Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie anmahnt. Dabrock sagte, schon jetzt zeigten sich neben den wirtschaftlichen Folgen Solidaritätskonflikte. Die Opfer des Lockdowns dürften nicht aus dem Blick geraten.

Dazu zählte er etwa Menschen, deren Operationen derzeit verschoben werden und deren Präventionsuntersuchungen abgesagt werden, um das Gesundheitswesen zu schonen. Auch Therapien für psychisch oder suchtkranke Menschen würden unterbrochen, Kranke und Sterbende nicht so begleitet, "wie es die Menschlichkeit erfordert". "Die Not ist groß", sagte Dabrock. Die Solidarität sei es auch. Sie sei aber nicht unerschöpflich, mahnte er.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

RND/epd

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Top Themen

Krieg in der Ukraine
 

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken