Erdogan droht mit mehr Flüchtlingen: “Bald werden es Millionen sein”
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Migranten stehen hinter einem Stacheldrahtzaun nahe des griechisch-türkischen Grenzübergangs von Kastanies. Die Grenze zu Griechenland ist mit Stacheldraht abgesperrt.
© Quelle: Giannis Papanikos/AP/dpa
Istanbul. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht mit vielen weiteren Flüchtlingen an den EU-Grenzen des Landes. Entsprechende Bemerkungen machte er am Montag in gleich zwei Reden in Ankara. “Die Zeit der einseitigen Opferbereitschaft ist nun vorbei”, sagte er. “Seit der Stunde, in der wir unsere Grenzen geöffnet haben, hat die Zahl derjenigen, die sich nach Europa aufmachen, mehrere Hunderttausend erreicht. Und es werden noch mehr werden. Bald wird man von Millionen sprechen”, sagte er.
Am Samstag hatte Erdogan verkündet, die Türkei habe für die Flüchtlinge im Land die Grenzen geöffnet. Die Zahlen derer, die an der Grenze warten oder sie überschreiten, variieren je nach Quelle stark.
“Jetzt jammern alle, weil wir unsere Grenzen geöffnet haben.”
Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland Syrien rund 3,6 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Dazu kommen viele Migranten und Flüchtlinge aus Afghanistan und anderen Ländern. Ein Flüchtlingspakt mit der EU von 2016 sieht eigentlich vor, dass die Türkei illegale Migration stoppt. Im Gegenzug erhält Ankara unter anderem finanzielle Unterstützung. Erdogan hatte aber bereits mehrfach gedroht, die Grenzen zu öffnen, sollte vor allem Europa der Türkei mit der Last nicht besser helfen. "Sie dachten, wir machen nur Spaß", sagte er nun. "Jetzt jammern alle, weil wir unsere Grenzen geöffnet haben."
Kanzlerlin Angela Merkel (CDU) übte scharfe Kritik an Erdogan. Bei allem Verständnis für die Lage der Türkei sei es „völlig inakzeptabel, dass man das jetzt auf dem Rücken von Flüchtlingen austrägt“, sagte die Kanzlerin. „Denn die Flüchtlinge sind jetzt in eine Situation gebracht worden, dort an die Grenze zu gehen und im Grunde in einer Sackgasse zu landen“, fügte die CDU-Politikerin hinzu.
Anlass der Krise ist die Situation in der nordsyrischen Rebellenhochburg Idlib. Dort ist das syrische Militär mit russischer Unterstützung auf dem Vormarsch. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht in Richtung türkische Grenze. Das hat in der Türkei große Sorgen ausgelöst. Zudem waren in der Region in der vergangenen Woche nach offiziellen Angaben bei einem syrischen Luftangriff mindestens 34 türkische Soldaten getötet worden.
RND/dpa/ms