Türkei erkundet Seegebiet: Neue Spannungen zwischen Athen und Ankara
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Das türkische Forschungsschiff „Oruc Reis“ fährt von Antalya entlang der türkischen Südküste westwärts.
© Quelle: Ibrahim Laleli/DHA/AP/dpa
Athen. Die Krise im östlichen Mittelmeer flammt wieder auf. Die „Oruc Reis“ fuhr am Montag von Antalya entlang der türkischen Südküste westwärts. Ziel des Forschungsschiffs ist ein Seegebiet vor Kastelorizo. Die türkische Kriegsmarine hatte in der Nacht zu Montag die Region überraschend für Erkundungsfahrten der „Oruc Reis“ ausgewiesen. Sie sollen zunächst bis zum 22. Oktober dauern.
Die Türkei beansprucht das Seegebiet für sich, weil es nach ihrer Interpretation zum türkischen Festlandsockel gehört. Griechenland argumentiert, das Gebiet gehöre nach den Regeln der UNO-Seerechtskonvention zu seiner Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ).
Erst Mitte September hatte die türkische Regierung die „Oruc Reis“ aus dem umstrittenen Gebiet abgezogen. Sie reagierte damit auf wachsenden Druck der Europäischen Union, die Ankara mit Sanktionen drohte.
Maas zur Lage zwischen Athen und Ankara: „Spiel mit dem Feuer“
Der Konflikt zwischen Ankara und Athen sei „sehr gefährlich“, so Maas.
© Quelle: Reuters
Sondierungsgespräche nun fraglich
Mit dem Abzug des Schiffs öffnete die Türkei eine Tür zu Verhandlungen mit Griechenland über die Abgrenzung der beiderseitigen Wirtschaftszonen. Vergangene Woche hatten die Außenminister beider Länder die Aufnahme von Sondierungsgesprächen vereinbart. Sie werden nun fraglich.
Das griechische Außenministerium spricht in einer am Montag herausgegebenen Erklärung von „nicht autorisierten“ Forschungsaktivitäten, die Frieden und Sicherheit in der Region bedrohten. Athen forderte die Türkei auf, die „illegale Aktion“ sofort zu beenden.
Die neuerliche Konfrontation ist ein schwerer Rückschlag für die deutschen Vermittlungsbemühungen in dem Konflikt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich persönlich seit Wochen in direkten Gesprächen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan und dem griechischen Premier Kyriakos Mitsotakis für eine Verhandlungslösung eingesetzt.
Kastelorizo spielt die Schlüsselrolle
Düpiert fühlen muss sich von der Türkei auch Bundesaußenminister Heiko Maas, der diese Woche Athen und Ankara besuchen will. Maas wird am Dienstagabend in der griechischen Hauptstadt erwartet. Von dort will er nach Zypern und in die Türkei weiterreisen.
Seit Jahren gibt es zwischen der Türkei auf der einen und den EU-Ländern Griechenland und Zypern auf der anderen Seite Streit um die Wirtschaftszonen. Kastelorizo spielt dabei eine Schlüsselrolle. Die dicht vor der türkischen Südküste gelegene Insel ist nur zwölf Quadratkilometer groß.
Griechenland beansprucht aber unter Berufung auf das UNO-Seerecht für das Eiland eine eigene Wirtschaftszone von 40.000 Quadratkilometern. Die Türkei weist das zurück. Nach ihrer Interpretation liegt Kastelorizo, wie auch die griechischen Inseln der östlichen Ägäis, auf dem türkischen Festlandsockel und hat deshalb keine eigene Wirtschaftszone.