Ende der Ära Netanjahu: Mehrheit im israelischen Parlament stimmt für neue Regierung

Benjamin Netanjahu, Premierminister von Israel, nimmt an einer Sitzung im israelischen Parlament teil zur Abstimmung über die nächste Regierung des Landes. Das Land wird eine neue Regierung aus acht Parteien vereidigen, die Netanjahu nach einem Rekord von 12 Jahren im Amt und einer politischen Krise, die vier Wahlen in zwei Jahren ausgelöst hat, in die Opposition schicken.

Benjamin Netanjahu, Premierminister von Israel, nimmt an einer Sitzung im israelischen Parlament teil zur Abstimmung über die nächste Regierung des Landes. Das Land wird eine neue Regierung aus acht Parteien vereidigen, die Netanjahu nach einem Rekord von 12 Jahren im Amt und einer politischen Krise, die vier Wahlen in zwei Jahren ausgelöst hat, in die Opposition schicken.

Jerusalem. Eine hauchdünne Mehrheit der Abgeordneten im israelischen Parlament hat am Sonntag für die neue Regierung gestimmt. 60 von 120 Knesset-Mitgliedern votierten nach stürmischen Debatten für das Acht-Parteien-Bündnis unter Führung von Naftali Bennett von der ultrarechten Jamina und Jair Lapid von der Zukunftspartei. 59 stimmten dagegen, es gab eine Enthaltung. Dies bedeutet das vorläufige Ende der Ära des rechtskonservativen Langzeit-Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

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Im Zuge einer Rotationsvereinbarung soll erst Naftali Bennett (49) Ministerpräsident werden und nach zwei Jahren von Jair Lapid (57) von der moderaten Zukunftspartei abgelöst werden. Der neuen Regierung sollen 27 Minister angehören. Mickey Levy von der Zukunftspartei wurde zum Parlamentspräsidenten gewählt.

Brüchiger Frieden zwischen Israel und Palästina: Woher kommt der Hass in Nahost?
Bildnummer: 52915701  Datum: 02.03.2009  Copyright: imago/Xinhua
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Die Gräben zwischen Israelis und Palästinensern sind tief. Das Gebiet, um das es geht, ist kaum größer als Brandenburg. Aber es geht um mehr als ein Stück Land.

Bennetts Eröffnungsrede wurde durch wiederholte wütende Zwischenrufe von Mitgliedern des Netanjahu-Lagers massiv gestört. Bennett sprach sich darin gegen eine Rückkehr zum internationalen Atomabkommen mit dem Iran aus.

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Hamas kündigte an, den Kampf gegen Israel fortzusetzen

Er warnte die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas vor einer „eisernen Mauer“, sollte sie erneut Ziele in Israel angreifen. Israel werde sich unter seiner Führung für eine Annäherung an weitere arabische Staaten einsetzen. Die Hamas kündigte derweil eine Fortsetzung des bewaffneten Kampfes gegen Israel an.

Die neue israelische Regierung besteht aus acht Parteien vom rechten bis zum linken Spektrum, darunter auch die konservativ-islamische Raam. Es ist das erste Mal in Israels Geschichte, dass eine arabische Partei Teil der Regierung wird. Bennetts Jamina-Partei gilt dagegen als siedlerfreundlich, dies könnte die künftige Zusammenarbeit erschweren. Bennett ist auch der erste israelische Regierungschef, der dem nationalreligiösen Lager angehört und eine Kippa trägt.

Vier Parlamentswahlen endeten jeweils mit einer Pattsituation

Erstmals seit zwölf Jahren wurde nun in Israel eine Regierung ohne Netanjahu gebildet. Seine Likud-Partei ist größte Fraktion im Parlament, bleibt aber außen vor.

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Am Streit um ein Gesetz, das schrittweise mehr strengreligiöse Männer zum Wehrdienst verpflichten sollte, war Ende 2018 Netanjahus rechts-religiöse Koalition zerbrochen. Vier Parlamentswahlen endeten danach immer wieder mit einer Pattsituation. Es konnte seither auch kein neuer Haushalt verabschiedet werden.

Ex-Finanzminister Lapid von der Zukunftspartei hatte schließlich den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten, nachdem Netanjahu damit gescheitert war. Lapid ließ aber Bennett den Vortritt im Amt des Ministerpräsidenten, um die Koalition zu ermöglichen. Der 71-jährige Netanjahu hatte bis zuletzt versucht, die Bildung der Regierung seiner politischen Gegner zu verhindern. Er warf Bennett vor, seine Wähler betrogen zu haben.

Netanjahu: „We will be back soon“

Netanjahu sagte in der Sitzung: „Wenn wir in die Opposition gehen müssen, dann tun wir das - bis wir diese gefährliche Regierung stürzen.“ Der 71-Jährige betonte, er sei schon in der Vergangenheit aus der Opposition zurückgekehrt. „We will be back soon“ („Wir kommen bald wieder“), sagte er auf Englisch, auch in Richtung Teherans. Netanjahu gilt als einer der schärfsten Kritiker des Atomabkommens.

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Er war von 1996 bis 1999 Ministerpräsident, seit 2009 ist er durchgängig Regierungschef. Länger als Netanjahu hat niemand seit Israels Staatsgründung 1948 regiert. Im Laufe seiner Amtszeit hat er sich mit vielen Politikern tief zerstritten und deren Vertrauen verloren. Viele Spitzenpolitiker auch aus Netanjahus rechtem Lager versagten ihm daher die Unterstützung. In der Kritik steht Netanjahu aber auch, weil ein Korruptionsprozess gegen ihn läuft.

Sollte die neue Regierung Bestand haben, könnte dies die politische Dauerkrise beenden, in der Israel sich seit zweieinhalb Jahren befindet.

RND/dpa

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