Empfehlungen zu Corona-Impfplan: Altenheimbewohner und medizinisches Personal zuerst
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Husum: Bonny Bahnsen (l), Mitarbeiterin der Messe Husum, simuliert bei Kimberly Schlichting, Auszubildende der Messe Husum, bei der Vorstellung der Impfstraße in einem künftigen Corona-Impfzentrum einen Impfvorgang.
© Quelle: Axel Heimken/dpa
Berlin. Der Plan für die Corona-Massenimpfungen in Deutschland wird immer konkreter. Die Ständige Impfkommission (Stiko) des Bundes hat am Donnerstag ihre Empfehlungen vorgelegt. Bereits vor einigen Tagen hatte sie ihren Entwurf zur Beteiligung an Expertenorganisationen und die Fachleute der Bundesländer geschickt. Das sind die Empfehlungen im Einzelnen:
Zunächst sollen mit der Priorität „sehr hoch” folgende Gruppen bevorzugt geimpft werden:
- BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen,
- Personen im Alter von 80 Jahren und älter,
- Personal mit besonders hohem Ansteckungsrisiko in medizinischen Einrichtungen (zum Beispiel Notaufnahmen, medizinische Betreuung von COVID-19 PatientInnen),
- Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu Risikogruppen (zum Beispiel in der Hämato-Onkologie oder Transplantationsmedizin),
- Pflegepersonal in der ambulanten und stationären Altenpflege,
- Andere Tätige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen.
Die Zahl der Menschen in diesen ersten sechs Gruppen beziffert die Stiko auf 8,6 Millionen.
Über 75-Jährige und Demenzkranke in zweiter Priorität
Unter die Impfpriorität „hoch” fallen nach den Empfehlungen der Stiko folgenden Gruppen:
- Personen im Alter zwischen 75-80 Jahren,
- Personal mit hohem Ansteckungsrisiko in medizinischen Einrichtungen,
- Personen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung in Institutionen,
- Tätige in der ambulanten oder stationären Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung,
- Personen mit Down-Syndrom.
Hierbei geht die Stiko von insgesamt 6,7 Millionen Menschen aus.
Bewohner von Obdachlosen- und Asylunterkünften sollen folgen
In den Stiko-Empfehlungen folgt die Priorität „moderat”
- Personen im Alter von zwischen 70-75 Jahren,
- Personen nach Organtransplantation,
- Personen mit Vorerkrankungen mit erhöhtem Risiko und deren engste Kontaktpersonen,
- Personen in Asylbewerberunterkünften,
- Personen in Obdachlosenunterkünften,
- Enge Kontaktpersonen von Schwangeren,
- Personal mit moderatem Ansteckungsrisiko in medizinischen Einrichtungen und an besonders relevanten Positionen für die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur,
- Personal im ÖGD (öffentlicher Gesundheitsdienst).
Dabei handelt es sich laut Stiko um insgesamt 5,5 Millionen Menschen.
Zur Priorität „erhöht“ sollen laut Stiko folgende Personengruppe gehören:
- Personen im Alter von zwischen 65-70 Jahren,
- Personen mit Vorerkrankungen mit moderatem Risiko und deren engste Kontaktpersonen,
- Personal mit niedrigem Ansteckungsrisiko in medizinischen Einrichtungen,
- LehrerInnen,
- ErzieherInnen,
- Personen mit prekären Arbeits- und/oder Lebensbedingungen (zum Beispiel Saisonarbeiter, Beschäftigte in Verteilzentren oder der Fleisch verarbeitenden Industrie).
Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um insgesamt 6,9 Millionen Menschen.
Länder stellen sich auf Corona-Impfstart am 27. Dezember ein
Vor ein paar Tagen war noch nicht davon auszugehen, dass in Deutschland in diesem Jahr noch gegen das Coronavirus geimpft wird.
© Quelle: dpa
Regierungsmitarbeiter und Polizei
Es folgt die vorletzte Priorität „gering erhöht“. Sie soll umfassen:
- Personen im Alter von zwischen 60 und 65 Jahren,
- Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen,
- Beschäftigte im Einzelhandel,
- Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit mit erhöhtem Ansteckungsrisiko,
- Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur (zum Beispiel Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei, ÖPNV, Abfallwirtschaft usw.).
Die Zahl in dieser Gruppe schätzt die Stiko auf neun Millionen Menschen.
Der letzten Gruppe mit der Priorität „niedrig” sind alle Personen unter 60 Jahren zugeordnet. Es handelt sich um 45 Millionen Menschen.
Welche Vorerkrankungen bei der Priorisierung eine Rolle spielen, soll laut Stiko-Plan erst in späteren Aktualisierungen der Empfehlungen konkretisiert werden. „Je nach Verfügbarkeit der Impfstoffe werden die Personen mit Vorerkrankungen nach absteigendem Risiko berücksichtigt”, heißt es dazu bisher nur.
Alles hängt von der Zulassung der Impfstoffe ab
Jetzt kommt es auf die Vorbereitungen der Länder und die Liefermenge der Hersteller an. Wenn im ersten Quartal zehn Millionen Menschen geimpft werden sollen, müssen Impfzentren und mobile Teams stehen – und 20 Millionen Impfdosen (wegen Doppelimpfung nach drei Wochen) vorhanden sein.
Alles ist jedoch abhängig von der Zulassung der Impfstoffe. Mit den ersten der Hersteller Biontech und Moderna wird Ende dieses Monats gerechnet. Dann könnte spätestens ab Anfang Januar das große Impfen beginnen.
Aus einer Rechtsverordnung des Bunds geht hervor, dass jeder, der seinen Wohnsitz in Deutschland hat, anspruchsberechtigt ist. Hausärzte können Patienten mit einer Bescheinigung bestätigen, dass diese zur Risikogruppe gehören.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat den Auftrag erhalten, ein einheitliches System zur Anmeldung und Terminvereinbarung einzurichten und zu betreiben.