Roter Teppich nach bestialischem Khashoggi-Mord: Macron empfängt Kronprinz bin Salman
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Roter Teppich für einen, der laut CIA für einen bestialischen Journalistenmord verantwortlich ist: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron empfängt den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.
© Quelle: IMAGO/PanoramiC
Paris. US-Präsident Joe Biden tauschte bei seinem Besuch in Saudi-Arabien vor zwei Wochen einen freundlichen Faustschlag mit dem Mann aus, den er im Wahlkampf noch als „Paria“, als Ausgestoßenen, gebrandmarkt hatte. Emmanuel Macron wiederum schüttelte diesem vermeintlichen Paria, dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, am Donnerstagabend auf dem roten Teppich vor dem Élysée-Palast in Paris lange die Hand.
Übernachtet hatte MbS, wie bin Salmans Name abgekürzt wird, in seinem 2017 gekauften Schloss „Ludwig XIV“ unweit von Schloss Versailles – erbaut ausgerechnet vom Geschäftsmann Emad Khashoggi, einem Cousin des Journalisten und Regimekritikers Jamal Khashoggi. Dieser war 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul brutal umgebracht worden, bevor seine Peiniger seine Leiche zerstückelten. Der US-Geheimdienst CIA vermutet bin Salman hinter dem Auftragsmord.
Brutaler Auftragsmord gegen Journalisten: den roten Teppich gibt‘s trotzdem
Westliche Staatenlenker hatten den 36-Jährigen seitdem geächtet. Doch der Ukraine-Krieg, die daraus resultierende Energiekrise und die Hoffnung, Riad werde die Ölfördermenge erhöhen, machen den Kronprinzen, der stellvertretender Premier und Verteidigungsminister seines Landes ist, international wieder salonfähig. Saudi-Arabien ist der weltweit größte Öl-Exporteur. Bereits im Dezember hatte Macron bin Salman als erster westlicher Staatschef seit dem Mord an Khashoggi besucht. Nun empfing er den Kronprinzen kurz nach dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis.
Steht auf dem Menü des Abendessens zwischen Emmanuel Macron und MbS der zerstückelte Körper des Journalisten Khashoggi? Das Klima-Chaos? Frieden und Menschenrechte? Nein! Öl und Waffen!
Yannick Jadot, französischer Grünen-Politiker
Anders als kurz zuvor für den Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Sajid, gab es zwar keinen pompösen Staatsempfang, sondern nur ein Arbeitsessen. Kritik hagelte es trotzdem. Es sei „scheinheilig“, so Macrons Gegner, dass der französische Präsident in dieser Woche bei einer Afrika-Reise vor der Propaganda des russischen Präsidenten Wladimir Putin warnte, nun aber einen Mann empfing, der ebenso zynisch wie Putin Oppositionelle ausschalte und eine zweifelhafte Rolle bei den Kriegen im Jemen und in Syrien spiele. „Steht auf dem Menü des Abendessens zwischen Emmanuel Macron und MbS der zerstückelte Körper des Journalisten Khashoggi? Das Klimachaos? Frieden und Menschenrechte? Nein! Öl und Waffen!“, klagte der Grünen-Politiker Yannick Jadot.
Khashoggis Verlobte Hatice Cengiz zeigte sich „schockiert und empört darüber, dass Emmanuel Macron mit allen Ehren den Mörder meines Verlobten empfängt“. Abdullah Alahoudh von der Menschenrechtsorganisation „Democracy for the Arab World Now“ („Dawn“) sprach von einer „Schande“.
Menschenrechtsorganisationen reichen Klage ein – wohl ohne Aussicht auf Erfolg
„Dawn“ und die Organisation „Trial International“ gaben bekannt, dass sie in Frankreich Klage gegen bin Salman eingereicht hätten, dem sie Mittäterschaft an der Folter Khashoggis und dessen Verschwinden vorwerfen. Dem Élysée-Palast zufolge gilt für hochrangige ausländische Persönlichkeiten allerdings Immunität. Ein Berater wurde in französischen Medien mit den Worten zitiert, es gehe „nicht um Scheinheiligkeit, sondern um Effizienz“: „Wenn der Präsident Gewicht haben, nützlich sein, bei der Lösung von Krisen helfen will, muss er mit den Hauptakteuren sprechen.“
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Einem Kommuniqué zufolge wurden bei der Begegnung zahlreiche Themen diskutiert, vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine über das Atomabkommen mit dem Iran bis zum Anti-Terror-Kampf. „Im Rahmen des vertrauensvollen Dialogs zwischen Frankreich und Saudi-Arabien sprach der Staatspräsident die Frage der Menschenrechte in Arabien an“, lautet der letzte Satz der öffentlichen Erklärung. Welche Antwort MbS darauf gab, blieb im Dunkeln.
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