Lawrow hält Rede bei G20-Treffen auf Bali – und verlässt dann die Sitzung vorzeitig
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Der russische Außenmister Sergej Lawrow kommt zum G20-Gipfel der Außenministerinnen und -Außenminister in Indonesien.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa
Nusa Dua. Der russische Außenminister Sergej Lawrow verlässt das G20-Treffen der führenden und aufstrebenden Wirtschaftsmächte auf Bali vorzeitig. „Lawrow führt noch bilaterale Gespräche, danach wendet er sich an die Presse und reist ab“, teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag auf Anfrage mit. Er nimmt demnach nicht am offiziellen Essen und an der Nachmittagssitzung teil.
Lawrow verließ nach Angaben aus Delegationskreisen direkt nach seiner Rede den Sitzungssaal. Er habe sich damit auch der Replik von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) entzogen, hieß es weiter. Baerbock war als amtierende Vorsitzende der G7-Gruppe führender demokratischer Wirtschaftsmächte direkt nach Lawrow als nächste Rednerin vorgesehen. Im Saal saß der Russe zwischen Vertretern aus Saudi-Arabien und Mexiko.
Russischer Außenminister Lawrow verlässt G20-Treffen vorzeitig
Im Mittelpunkt des Treffens sollen der Krieg in der Ukraine und die weltweite Nahrungsmittelkrise stehen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow reist jedoch ab.
© Quelle: Reuters
Die Anwesenheit Lawrows bei dem G20-Treffen galt auch als Test für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am G20-Gipfel am 15. und 16. November, der ebenfalls auf Bali stattfindet. Mehrere Staaten hatten ihre Teilnahme infrage gestellt, sollte Putin persönlich zum Gipfel kommen.
Deutscher Journalist offenbar von Sicherheitsbeamten abgeführt
Bei der Begrüßung Lawrows am Donnerstag riefen zwei deutsche Journalisten dem Minister Fragen zu. Der ZDF-Korrespondent Andreas Kynast fragte: „When do you stop the war?“ (deutsch: „Wann beenden Sie den Krieg?“). Kynast wurde im Anschluss nach eigenen Angaben von indonesischen Sicherheitsbeamten aus der Empfangshalle gebracht. Weitere Einschränkungen für ihn gab es demnach zunächst nicht. Ein zweiter deutscher Journalist rief Lawrow die Frage zu: „Why don't you stop the war?“ (deutsch: „Warum beenden Sie den Krieg nicht?“).
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Zum Auftakt des Treffens rief Gastgeberin Retno Marsudi eindringlich zu einem Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine auf. „Unsere Verantwortung ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Und Brücken zu bauen und nicht Mauern“, sagte die indonesische Außenministerin. Der weltgrößte Inselstaat hat derzeit den Vorsitz des G20-Staatenbundes.
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Indonesien bietet sich als Vermittler zwischen Russland und er Ukraine an
Indonesien, das derzeit den G20-Vorsitz hat, hatte nach einer Reise von Präsident Joko Widodo nach Moskau und Kiew Ende Juni angeboten, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Marsudi sagte in ihrer Eröffnungsrede, die Staatengruppe müsse die Chance des Treffens nutzen, um Vertrauen aufzubauen und „dem Frieden eine Chance zu geben“. Sie rief eindringlich zum Multilateralismus auf, also zur Zusammenarbeit der Staaten bei der Lösung der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Probleme. „Globale Herausforderungen bedürfen globaler Lösungen“, erklärte sie. „Unsere Verantwortung ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Und Brücken zu bauen und nicht Mauern“, sagte die Politikerin.
Baerbock hatte am Donnerstagabend kurz nach ihrem Eintreffen auf Bali gesagt, sie werde in ihrer Replik auf Lawrow „sehr deutliche Worte finden, dass wir diesen Bruch des internationalen Völkerrechts nicht akzeptieren“. Am Rande des Gipfels war sie auch mit ihrere indonesischen Amtskollegin Marsudi zusammengekommen- Im Anschluss traf sich die Grünen-Politikerin zu Vorberatungen mit ihren Kollegen aus den USA, Frankreich und Großbritannien.
Bundesaußenministerin Baerbock: „Kein Millimeter an Gesprächsbereitschaft“ auf Seiten Russlands
Das stellte die deutsche Außenministerin während ihrer Teilnahme am G20-Gipfel auf Bali fest.
© Quelle: Reuters
Während Antony Blinken (USA) und Catherine Colonna (Frankreich) an dem Gespräch mit Baerbock teilnehmen wollten, ließ sich die britische Außenministerin Liz Truss vertreten. Britischen Medienberichten zufolge hat Truss das G20-Treffen frühzeitig verlassen, um sich zu Hause für eine Kandidatur für die Nachfolge Boris Johnsons an der Spitze der Konservativen in Stellung zu bringen.
Baerbock wollte sich kurz nach Mittag Ortszeit auch mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi zu einem bilateralen Gespräch treffen. Lawrow und Wang Yi hatten bereits am Donnerstag eine bilaterale Unterredung geführt.
RND/dpa