Russische Truppen wurden vor gut einem Jahr aus der nordostukrainischen Kleinstadt Kupjansk vertrieben. Die Menschen denken mit Schrecken an die Besatzungszeit zurück. Und sie haben große Angst – davor, dass die russischen Soldaten Kupjansk ein zweites Mal heimsuchen könnten.
Kupjansk.Wenn Julia (42) erzählt, was die Russen ihren Angaben zufolge ihrem Ehemann angetan haben, kann sie die Tränen nicht zurückhalten. „33 Tage lang haben sie ihn gefoltert“, sagt die zierliche Frau aus der Kleinstadt Kupjansk im Nordosten der Ukraine. Die Peiniger hätten Drähte an seinen Ohrläppchen und seiner Leistengegend befestigt und den Strom aufgedreht. Sie hätten ihn mit Schlägen auf seine Fußsohlen gequält und ihn fünf Tage und Nächte lang stehend an eine Stange gefesselt. Neun Kilogramm habe ihr Mann im Folterkeller verloren. Auch gut ein Jahr später klage er noch über Kopfschmerzen und könne nicht schlafen.