Ein „schöner Preis“ fürs Impfen

Gibt es bald mehr als nur ein Pflaster nach der Impfung? Die Diskussion über Impfanreize läuft.

Gibt es bald mehr als nur ein Pflaster nach der Impfung? Die Diskussion über Impfanreize läuft.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

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„grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ aufm Platz“: Die Worte des deutschen Fußballers Adi Preißler sind geflügelt – und passen auf viele Lebenslagen. So auch auf die Fußball-Europa­meisterschaft 2021. Blickt man kurz vor dem Finale am Sonntag einmal zurück, gab es auf und neben dem Spielfeld so manche Debatten: Hätten die Dänen nach dem Herzanfall von Christian Eriksen weiterspielen sollen oder nicht? Hat die Uefa in der Regenbogenfrage falsch gehandelt? War die Entscheidung für den Elfmeter im Halbfinale Dänemark gegen England falsch? Und wie gefährlich war die Greenpeace-Aktion beim Spiel Frankreich gegen Deutschland, bei der ein Gleitschirmflieger auf dem Rasen des Münchner Stadions landete?

RND-Chefreporter Thorsten Fuchs ist Letzterer auf den Grund gegangen und nimmt sie zum Anlass, den Zustand der NGO in einem Jahr zu ergründen, in dem die Deutschen auch mit ihrem Kreuz bei der Bundestagswahl entscheiden werden, wie wichtig ihnen der Klimaschutz, eines der höchsten Greenpeace-Ziele, sein wird.

Der Gleitschirmpilot von Greenpeace bei der Protestaktion vor dem EM-Spiel zwischen Deutschland und Frankreich.

Der Gleitschirmpilot von Greenpeace bei der Protestaktion vor dem EM-Spiel zwischen Deutschland und Frankreich.

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In der Hauptgeschäfts­stelle der Umweltschutz­organisation hat Fuchs nun Menschen getroffen, die aus diesem Fehler gelernt haben – und dennoch weiterhin engagiert und bisweilen radikal auf ihre Themen aufmerksam machen wollen. Wir erinnern uns: Kurz nach der Landung im Münchner Stadion war bekannt geworden, dass sich der Gleitschirm­flieger mit seiner Aktion auch selbst in Gefahr gebracht hatte – weil das Sicherheits­personal ihn auch für einen Terroristen hätte halten und entsprechend handeln können.

Ein weiterer Befund ist, so wenige Wochen nach dem Vorfall, deshalb zumindest bemerkenswert: Denn das Vertrauen, das die Deutschen Greenpeace entgegenbringen, lässt sich eindrucksvoll in Spenden belegen. Demnach ist die Zahl der Fördermitglieder, die Greenpeace regelmäßig finanziell unterstützen, im vergangenen Jahr von 608.000 auf genau 630.495 gestiegen.

Bewundernswert fand Fuchs auch den Antrieb der Greenpeace-Mitglieder, die zu Hunderten auf Marktplätzen und vor Lebensmittel­discountern stehen und Unterschriften für die Rettung der Meere, gegen den Klimawandel und das Artensterben sammeln. Ihr Elan ist trotz vieler Rückschläge oftmals seit vielen Jahren ungebrochen: Jede Unterschrift zählt als Erfolg.

Ein Sprachkurs für den Piks

Diese Art des positiven Denkens erfordert zurzeit auch die deutsche Impfkampagne, die bei 33.909.828 vollständig geimpften Deutschen langsam, aber sicher ins Stocken gerät. Dafür kommt nun auch bei uns die Debatte um Impfanreize in Schwung. Fahrräder, Sprachkurse oder andere „schöne Preise“, die in einer Verlosung unter Impflingen angeboten werden, hält etwa der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans nach eigener Aussage für hinreichend, wenn es darum geht, die Impfquote zu steigern. Er ist nicht der Einzige.

In den USA war in den vergangenen Monaten zu beobachten, mit welchem Einfallsreichtum die Politik versucht hat, die Bürgerinnen und Bürger in die Impfstationen zu locken. Weltreisen, Studienstipendien, Lotterielose und sogar Cannabis waren als Incentive für den gleichsam schützenden wie solidarischen Piks im Angebot. Genützt hat es bisher nicht in ausreichendem Maße: Die USA haben ihr ausgerufenes Impfziel, bis zum Unabhängigkeits­tag 70 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal zu impfen, jüngst verpasst. Wie es nun in den USA weitergehen soll, ist offen.

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Die Deutschen diskutieren unter anderem auch über die Frage, ob Impfanreize vielmehr dazu führen könnten, dass die Aufgerufenen ihre Zweitimpfung gar aufschieben, um später in den Genuss eines Rabatt­gutscheins oder eines anderen Incentives zu kommen. Möglicherweise ist die Methode des sogenannten Nudgings in diesem Fall nicht unbedingt sinnvoll. Im Kampf gegen die Delta-Variante fehlt uns schlichtweg Zeit.

Auch moralisch sollten sich Impfanreizjäger und ‑jägerinnen einmal ernsthaft hinterfragen. Schließlich sollte nach langen Monaten mit überfüllten Corona-Stationen, einer überlasteten Ärzteschaft, erschöpften Pflegekräften und dem Stopp des öffentlichen Lebens die Impfung selbst ein Geschenk sein. Bei mehr als 36.000 Menschen war im vergangenen Jahr Covid-19 als Erkrankung auf der Todesbescheinigung vermerkt, vermeldete das Statistische Bundesamt gestern. Allein das könnte einem zu denken geben.

Man kann es aber auch so formulieren, wie es ein Kollege aus dem RND-Newsroom gestern Morgen in der Frühkonferenz erklärte: „Ist ein neues Fahrrad wirklich wichtiger, als das Leben der eigenen Großmutter zu schützen?“ Oder, um es mit Adi Preißler zu sagen, die Antwort könnte auch lauten: Jedes Mittel, das mehr Deutsche zu einer Impfung bewegt und damit die Herdenimmunität steigert, sollte willkommen sein. Denn: „Grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ aufm Platz.“

 

Zitat des Tages

Man könnte an eine Verlosung denken, bei der unter den Impfbereiten beispielsweise ein Fahrrad, ein Fremdsprachenkurs oder ein anderer schöner Preis ausgegeben wird.

Tobias Hans,

der saarländische Ministerpräsident, zu Impfanreizen

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Leseempfehlungen

Allein im Restaurant: Nach der Pandemie kehrt das Leben in den USA mit rasantem Tempo zurück, aber nicht alles ist wie vorher. So gibt es im Serviceparadies USA plötzlich keinen Service mehr. Weil die Löhne gestiegen und Arbeitskräfte ohnehin schwer zu finden sind, haben viele Restaurants plötzlich die Bedienung weitgehend eingestellt und auf Bestell-Apps umgeschaltet. Das betrifft keineswegs nur Fast-Food- oder Kettenrestaurants, sondern auch zahlreiche teurere Lokalitäten etwa in Washington: Der Gast nimmt am Tisch Platz, muss über einen QR-Code die Speisekarte aufrufen, dann seine Kreditkartendetails in die Handy-App eingeben und sein Essen bestellen. Den Kellner oder die Kellnerin sieht er nur einmal, wenn er oder sie das Essen bringt. Klingt seltsam? Ist aber so. Unser US-Korrespondent Karl Doemens hat es selbst mehrfach erlebt. Die Entwicklung passt zum generellen hiesigen Trend, die Pandemie für einen Rationalisierungs­schub zu nutzen.

Pilzinfektion bei Corona-Patientinnen und ‑patienten: Seit der zweiten Corona-Welle erkranken in Indien zunehmend Menschen an Mukormykose. Die Krankheit wird durch bestimmte Schimmel­pilzsporen ausgelöst, die in menschlichem Gewebe und Blutgefäßen wuchern können. Nicht selten führt die Erkrankung zum Tod, auch weil sie schwer zu diagnostizieren ist.

 

­Aus unserem Netzwerk: Wenn Nachbarn streiten

Mal wurde Schweinemett an das Auto von Hana Abidi (39) geschmiert, mal wurde eine Nachbarin gegen Fahrräder im Hausflur gestoßen. Seit Jahren bekämpfen sich die Mieter in einem hannoverschen Mietshaus mit unlauteren Mitteln. Nun hat sich der Vermieter auf eine Seite gestellt, berichtet die „Neue Presse“.

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Termine des Tages

9 Uhr: Der Bundeswahl­ausschuss schließt seine Beratungen über die Zulassung kleinerer Parteien und Vereinigungen zur Bundestagswahl ab.

9 Uhr: In Wien fällt heute möglicherweise ein Urteil gegen den ehemaligen österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Strache soll für den Betreiber einer Privatklinik eine Gesetzesänderung zu dessen Gunsten bewirkt haben. Zugleich sollen 10.000 Euro an Spenden an die FPÖ geflossen sein.

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Ganztägig: Am Central Criminal Court in London werden heute die Anhörungen im Fall der ermordeten Sarah Everard fortgesetzt. Die 33-Jährige wurde am 3. März in London entführt und ermordet. Ihre Leiche wurde später in einem Waldstück in der Grafschaft Kent entdeckt. Ein 48 Jahre alter Londoner Polizist stand unter Verdacht, die Tat begangen zu haben. Er bekannte sich am 8. Juni schuldig. Der Fall hatte zu einem landesweiten Aufschrei gegen Gewalt an Frauen geführt.

 

Wer heute wichtig wird

SPD-Kanzler­kandidat Olaf Scholz (SPD) will bei den Finanzministerinnen und ‑ministern der G20-Staaten um Unterstützung für die geplante globale Steuerreform werben. Heute und morgen sollen sich die Staaten in Venedig offiziell hinter die Pläne für eine Mindeststeuer für international tätige Unternehmen stellen.

SPD-Kanzler­kandidat Olaf Scholz (SPD) will bei den Finanzministerinnen und ‑ministern der G20-Staaten um Unterstützung für die geplante globale Steuerreform werben. Heute und morgen sollen sich die Staaten in Venedig offiziell hinter die Pläne für eine Mindeststeuer für international tätige Unternehmen stellen.

 

Der Podcast des Tages

Stefan Kuntz hat den deutschen Kader für das Olympiaturnier nominiert. Über dieses und andere Themen sprechen Kommentator Wolff Fuss und RND-Sportchef Heiko Ostendorp in einer neuen Folge des Fußballpodcasts „Eine Halbzeit mit …“, in der diesmal Gladbach-Kapitän Lars Stindl zu Gast ist. Gladbachs Capitano verrät nicht nur, wer der Weinlieferant der Borussia ist, sondern auch, welchen Job er sich nach der Karriere vorstellen kann. Außerdem beantwortet er die spannendsten Fragen der Podcast-Community – besser geht’s nicht!

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„Der Tag“ als Podcast

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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,

Ihre Dany Schrader

 

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