Ein letzter Tag ohne Alternative
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Alice Weidel und Tino Chrupalla stehen heute an der Spitze der AfD.
© Quelle: IMAGO/Christian Spicker
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
wissen Sie noch, was Sie heute vor zehn Jahren gemacht haben? Nein? Genau weiß ich es ehrlich gesagt auch nicht, aber ich kann es eingrenzen. Meine Tochter war damals gerade mal zwei Jahre alt und machte gefühlt jeden Tag einen neuen großen Schritt. Und ich arbeitete an einem Graduiertenkolleg der Universität Gießen in Hessen an einem Doktortitel – während gleichzeitig die Uni Düsseldorf genau diesen der damaligen Bundesbildungsministerin Annette Schavan aberkannte.
Viel bedeutender für die Bundespolitik war aber etwas anderes: Es war der letzte Tag ohne AfD. Einen Tag später, also morgen vor zehn Jahren, sollte diese aus der Taufe gehoben werden. In Oberursel, ebenfalls Hessen, und damit gar nicht so weit weg von meinem damaligen Zuhause.
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Ein Bild vom ersten Parteitag der neu gegründeten AfD am 14. April 2013 in Berlin.
© Quelle: picture alliance / AP Photo
Seitdem prägt die Alternative für Deutschland die Politiklandschaft Deutschlands. Nicht zwingend durch inhaltliche Impulse – da kam in zehn Jahren nur wenig rum –, aber ganz sicher in puncto Debattenkultur und immer wieder auch als Maßstab dafür, wie viel Demokratiefeindlichkeit unsere Demokratie auszuhalten vermag.
Einer, der die Partei schon seit langer Zeit begleitet, ist mein Kollege und RND-Hauptstadtkorrespondent Jan Sternberg. In einer äußerst lesenswerten Reportage blickt er nicht nur auf die Geschichte der Partei und beschreibt deren zahlreiche „Häutungen“. Er schildert auch ganz persönlich, was es bedeutet, eine Partei als Korrespondent zu begleiten, die – sehr vorsichtig gesprochen – ein äußerst gespaltenes Verhältnis zu Journalisten pflegt. Und das führe nicht nur auf Parteiterminen zu teilweise grotesken Momenten, auch redaktionsintern müsse man mit Sprüchen und mitleidigen Blicken leben können, schreibt Sternberg. Und damit, täglich Dutzende Telegram-Kanäle und extreme Medien zu konsumieren, ohne den Verstand zu verlieren.
Die AfD und der rechte Rand
Die meisten der 18 AfD-Gründungsväter sind mittlerweile aus der Partei ausgetreten. Als die Nachrichtenplattform T‑Online versucht, einen von ihnen zum Reden zu bekommen, lehnen dies fast alle ab und einer schreibt: „Das ist nicht mehr meine Partei.“
Das zeichnet das weit verbreitete Bild einer Partei, die mit der Zeit nach rechts und an den Rand der Gesellschaft gerückt ist. Ein Narrativ, das ein anderer Gründungsvater, der Ehrenvorsitzende Alexander Gauland, gegenüber Sternberg vehement als „Unsinn“ ablehnt.
Und Sternberg gibt ihm teilweise recht, wenn er schreibt: „Von Anfang an war die AfD eine Partei, die ein Niedergangsnarrativ bediente und mit Ängsten spielte. Zur Angst vor dem Wertverlust des Euro gehörte immer schon die Angst vor dem Verlust einer ethnisch definierten deutschen Identität.“
Der rechte Rand, er war in der Partei schon immer angelegt. Und wenn die Partei als Ganzes mittlerweile auch vom Verfassungsschutz beobachtet wird – dass sie wieder von der politischen Bildfläche verschwindet, ist unwahrscheinlich. Die AfD, auch darin ist sich Sternberg sicher, ist vor ziemlich genau zehn Jahren gekommen, um zu bleiben.
Wir wünschen Ihnen einen guten Start in diesen Tag,
Ihr Paul Berten
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Der Tag
Wissen, was der Tag bringt – mit dem Nachrichten-Briefing vom RedaktionsNetzwerk Deutschland. Jeden Morgen um 7 Uhr.
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Zitat des Tages
Ich habe direkt danach an die ARD gedacht. Beim Torjubel habe ich gedacht: Das ist das Tor des Jahres.
Lukas Podolski,
ehemaliger Nationalspieler, spielt jetzt in der ersten polnischen Liga
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Auch mit 37 Jahren hat Lukas Podolski es immer noch richtig drauf. Im November erzielte er für sein Team Gornik Zabrze gegen Pogon Stettin in der polnischen Liga ein sensationelles Tor aus 60 Metern Entfernung. Von den Zuschauerinnen und Zuschauern der ARD-„Sportschau“ wurde er dafür nun belohnt. Sein Treffer wurde zum Tor des Jahres gewählt.
© Quelle: picture alliance / firo Sportphoto /NEWSPIX
Wer heute wichtig wird
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In der Nacht zu Montag um 1 Uhr unserer Zeit werden in Los Angeles die Grammy-Awards verliehen. Für die R-’n’-B-Sängerin Beyoncé könnte das eine ganz besondere Nacht werden. In gleich sechs Kategorien ist „Queen B“ nominiert – unter anderem „bestes Dance-/elektronisches Album“ („Renaissance“) und „bester R-’n’-B-Song“ („Cuff It“). Aktuell steht sie mit 28 gewonnen Trophäen auf Platz zwei des ewigen Rankings. Wenn sie den Ranglistenersten, Dirigent Sir Georg Solti, überholen möchte, müsste sie auch bei der diesjährigen Preisverleihung ordentlich absahnen. Solti hat insgesamt 31 Grammys gewonnen.
© Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Termine des Tages
Brokstedt: In Gedenken an die Opfer der Zugattacke findet heute um 14 Ur ein Gottesdienst statt, an dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz teilnimmt.
Südsudan: Papst Franziskus beendet seine Afrikareise und fliegt zurück nach Rom.
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Auf den zweiten Blick: Bundeskanzler Olaf Scholz, sagen viele, zögere zu viel und führe zu wenig. Aber stimmt das eigentlich? Kluge Führung verlangt mehr, als nur als Erster mit flatterndem Fähnchen loszurennen und zu rufen: „Mir nach!“ Wer seriös führen will, muss andere erst zusammenführen. Das kann dauern.
Nach dem Film: Im Netz berichten junge Menschen, dass sie sich schlecht fühlen, nachdem sie die „Avatar“-Filme gesehen haben. Was verbirgt sich hinter dem Post-Avatar-Syndrom? Unsere Autorin Irene Habich hat sich den Film angesehen und mit einer Psychologin darüber gesprochen (+).
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Mehmed Tundjer aus Rostock muss sein Dönerfleisch nicht mehr selbst schneiden – das erledigt jetzt „Der Gerät“ für ihn. Die durch Stefan Raab bei „TV total“ berühmt gewordene Maschine ist ziemlich teuer, bietet jedoch eine Reihe wirtschaftlicher Vorteile, wie die „Ostsee-Zeitung“ berichtet (+).
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