Sturm aufs Kapitol: Ausschuss fordert Konsequenzen für Donald Trump
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22.07.2022, USA, Washington: Ein Video von Donald Trump, Damaliger US-Präsident, wird während einer Anhörung des Sonderausschusses des Repräsentantenhauses, der den Anschlag vom 6. Januar auf das US-Kapitol untersucht, auf einer Leinwand gezeigt.
© Quelle: Alex Brandon/AP Pool/dpa
Washington. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump gerät wegen des Sturms auf das US-Kapitol weiter unter Druck: Nach Aussagen von Zeugen vor dem Untersuchungsausschuss zum Kapitol-Sturm hätte Trump die Gewalt jederzeit stoppen können. Die damals stellvertretende Pressesprecherin des Republikaners, Sarah Matthews, sagte bei einer öffentlichen Anhörung am Donnerstagabend (Ortszeit), Trump hätte sich unmittelbar an seine Anhänger wenden können. „Wenn der Präsident eine Erklärung hätte abgeben und sich an das amerikanische Volk wenden wollen, hätte er fast sofort vor der Kamera stehen können.“ Nun könnte es Konsequenzen für Trump geben.
US-Untersuchungsausschuss: Sturm auf das Kapitol war von Trump geplant
Der damalige US-Präsident Donald Trump hat nach Auffassung des Untersuchungsausschusses zum Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 den Marsch Tage zuvor geplant.
© Quelle: Reuters
In der letzten öffentlichen Anhörung vor der Sommerpause nahm der Untersuchungsausschuss vor allem die Zeit nach einer Rede des damaligen US-Präsidenten Donald Trumps an diesem Tag ins Visier, bei der dieser seine Anhänger erneut aufgewiegelt hatte. Erst 187 Minuten später hatte Trump in einer Videobotschaft seine Anhänger aufgefordert, nach Hause zu gehen. „Fast alle wollten, dass Präsident Trump den Mob auffordert, sich zu zerstreuen, aber er weigerte sich“, sagte Adam Kinzinger, republikanisches Mitglied des Ausschusses.
Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 den Parlamentssitz in Washington erstürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Wahlsieg von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden formal zu bestätigen. Fünf Menschen starben bei der gewaltsamen Stürmung, viele wurden verletzt.
Untersuchungsausschuss fordert Konsequenzen für Trump
Trump soll am 6. Januar 2021 von allen Seiten aufgefordert worden sein, die Gewalt am US-Kapitol zu stoppen.
© Quelle: dpa
Zeugin: Trump wollte Wort „Frieden“ nicht twittern
Im Weißen Haus sei darüber diskutiert worden, welche Art von Tweet Trump während der Kapitol-Attacke absetzen sollte, um die Gewalt zu stoppen, schilderte Matthews. Die frühere Pressesprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, habe ihr zugeflüstert, Trump habe nicht gewollt, dass das Wort „Frieden“ in irgendeiner Form in einem solchen Tweet vorkomme. Es solle darüber Diskussionen gegeben haben.
Erst Tochter Ivanka Trump habe ihren Vater schließlich von der Formulierung „bleibt friedlich“ überzeugen können, solle McEnany weiter erzählt haben. Abgesetzt wurde folgender Tweet: „Bitte unterstützt unsere Kapitolpolizei und die Strafverfolgungsbehörden. Sie sind wirklich auf der Seite unseres Landes. Bleibt friedlich!“
Stattdessen habe Trump während der Kapitol-Attacke noch „Öl ins Feuer“ gegossen, sagte auch der damalige stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Matthew Pottinger. „Es war offensichtlich, dass die Situation im Kapitol gewalttätig war und schnell eskalierte“.
„Ich will nicht sagen, dass die Wahl vorbei ist“
Auch einen Tag nach der verheerenden Attacke auf das US-Kapitol durch seine eigenen Anhänger weigerte sich der damalige Präsident Donald Trump, von einem „Ende der Wahl“ zu sprechen. In nicht veröffentlichten Videomitschnitten einer Ansprache an das Land am 7. Januar sagte Trump: „Ich will nicht sagen, dass die Wahl vorbei ist“ - obwohl dies im Rede-Entwurf stand.
In der Ansprache hatte Trump die Übergabe der Macht an Wahlsieger Joe Biden angekündigt, nachdem der Druck auf ihn wegen des Sturms auf das Kapitol zu groß geworden war.
Ausschuss sieht Gefahr für Demokratie
Der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson forderte schwere Konsequenzen für Trump und dessen Helfer. „Wenn für den 6. Januar keine Verantwortung übernommen wird, für jeden Teil dieses Plans, fürchte ich, dass wir die anhaltende Bedrohung für unsere Demokratie nicht überwinden werden.“
Die Kräfte, die der damalige US-Präsident Donald Trump an diesem Tag entfacht habe, seien immer noch da, sagte Kinzinger weiter.
Die militanten, intoleranten Ideologien, die Milizen, die Entfremdung und die Unzufriedenheit, die seltsamen Fantasien und die Desinformation – das ist alles noch da draußen.
Adam Kinzinger,
Republikanisches Mitglied des Ausschusses
Es sei klar, dass Trump eine koordinierte Anstrengung beaufsichtigt und geleitet habe, um das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen. „Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass er einem Mob befahl – einem Mob, von dem er wusste, dass er schwer bewaffnet, gewalttätig und wütend war - zum Kapitol zu marschieren und zu versuchen, die friedliche Machtübergabe zu verhindern“, sagte er.
Auch Thompson sendete am Donnerstag eine klare Botschaft: „Er hat gelogen. Er schikanierte. Er verriet seinen Eid. Er hat versucht, unsere demokratischen Institutionen zu zerstören.“ Die Ausschussvorsitzende kündigte an, dass die Ermittlungen des Ausschusses weitergehen würden. Im September werde es weitere Anhörungen geben. Der Ausschuss selbst kann keine strafrechtlichen Schritte einleiten. Die Entscheidung darüber liegt beim Justizministerium.
RND/dpa